US-Wahlkampf: Kamala Harris könnte sich vereinigen Republikaner im Kabinett vorstellen

Kamala Harris hat in ihrem ersten TV-Interview seit der Nominierung angekündigt, bei einem Wahlsieg einen Republikaner in ihr Kabinett holen zu wollen. „Ich habe noch 68 Tage bis zur Wahl, also will ich das Pferd nicht von hinten aufzäumen“, sagte die 59-jährige Präsidentschaftskandidatin der Demokraten in dem Gespräch mit dem US-Sender CNN. Sie sei aber überzeugt, dass es wichtig sei, dass bei den bedeutendsten Entscheidungen Leute mit am Tisch sitzen, die andere Ansichten und andere Erfahrungen hätten, sagte Harris. „Und ich denke, dass es für die amerikanische Öffentlichkeit von Vorteil wäre, ein Mitglied meines Kabinetts zu haben, das Republikaner ist.“ 

Zuletzt hatten mehr als 200 ehemalige Mitarbeiter der US-Republikaner zur Wahl der Demokratin Harris aufgerufen. In einem offenen Brief forderten 238 Menschen,
die für frühere republikanische Präsidenten und Kandidaten arbeiteten,
„moderate Republikaner und konservative Unabhängige“ auf, sich ihnen
anzuschließen und Harris bei der Wahl im November den Vorzug vor dem Republikaner Donald Trump zu geben.

Harris‘ Werte haben sich nicht geändert

Das gesamte Interview wird am Donnerstagabend (3 Uhr MESZ) ausgestrahlt. Der Sender veröffentlichte vorab einzelne Ausschnitte aus dem Gespräch mit CNN-Journalistin Dana Bash. Harris sprach demnach auch über ihre politische Standhaftigkeit. „Ich denke, der wichtigste und bedeutendste Aspekt meiner politischen
Perspektive und meiner Entscheidungen ist, dass sich meine Werte nicht
geändert haben“, sagte Harris zu Bashs Frage, ob sich Wählerinnen und Wähler auf ihr Wort im Wahlkampf verlassen
könnten, obwohl sich ihre politischen Positionen in der Vergangenheit
verändert hätten.   

Das gemeinsame CNN-Interview von Harris mit ihrem Vizekandidaten Tim Walz wurde in Savannah in Georgia aufgezeichnet. Georgia zählt zu den sogenannten Swing States, also den Bundesstaaten, die für die Präsidentenwahl am 5. November besonders wichtig sind. Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest in der Hand der Republikaner oder Demokraten sind, sind einige wenige hart umkämpft. Besonders enge Rennen werden außerdem in Pennsylvania, Arizona, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet.

Der republikanische Kandidat Donald Trump hatte zuletzt wiederholt kritisiert, dass seine Kontrahentin in ihrer neuen Rolle noch kein Interview gegeben habe. Tatsächlich trat die Demokratin im Wahlkampf in den vergangenen Wochen ausschließlich in geschütztem Raum aus choreografierten Wahlkampfauftritten in Erscheinung. In den kommenden Wochen muss sich Harris nun in Situationen beweisen, die nicht der Kontrolle ihres Wahlkampfteams unterliegen. 

Dazu gehört auch ein geplantes TV-Duell gegen Trump in der deutschen Nacht zum 11. September. Die beiden Präsidentschaftskandidaten stritten zuletzt über die Regeln der Fernsehdebatte. Dabei ging es auch um die Frage, ob die Mikrofone stumm geschaltet werden, wenn der jeweilige politische Gegner spricht.