Filmfestspiele in Cannes: Ein freier Mann, ein Gangster des Kinos
Eigentlich ist es bloß ein Ritual: Kommt das Team eines Films, der bei den Filmfestspielen in Cannes vorgestellt wird, nach dem obligatorischen Gang über den roten Teppich ins Kino, wird es
mit Standing Ovations empfangen. Am Freitagabend war es anders: Als der iranische
Regisseur Mohammad Rasoulof das Grand Théâtre Lumière betrat, brandete dazu nicht
enden wollender Applaus auf. Ein Triumph, bevor Rasoulofs Film überhaupt gezeigt worden war.
Lange Zeit war nicht klar, ob der iranische
Regisseur seinen Film The Seed of the Sacred Fig überhaupt persönlich an der
Croisette zeigen können würde. Wegen angeblicher Verstöße gegen die
nationale Sicherheit ist Rasoulof von einem Gericht in Teheran zu acht Jahren
Haft sowie Peitschenhieben verurteilt worden, und vor wenigen Wochen erhielt der noch auf freiem Fuß befindliche Rasoulof die Information, er werde die Gefängnisstrafe bald antreten müssen.