Tarifstreit: Bauleute streiken zum ersten Mal seitdem 17 Jahren

Nach den vorerst gescheiterten Tarifverhandlungen hat im Baugewerbe der erste Streik seit 17 Jahren begonnen. Zum Auftakt legten mehr als 1.000 Bauleute in Niedersachsen ihre Arbeit nieder, wie die Gewerkschaft IG Bau mitteilte. Die zentrale Kundgebung fand am Morgen in Osnabrück statt, eine kleinere in Langenhagen in der Region Hannover. Nach Gewerkschaftsangaben kamen 450 Streikende zu den Versammlungen. Ab Dienstag soll es demnach bundesweit weitere „punktuelle“ Streiks der Branche geben. Wo genau, teilte die IG Bau zunächst nicht mit.

Ein Schlichtungsversuch scheiterte an den Arbeitgebern

Hintergrund ist die Anfang Mai geplatzte Tarifschlichtung im Bauhauptgewerbe mit 930.000 Beschäftigten. Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden hatte der Schlichter Rainer Schlegel im April zweistufige Lohnerhöhungen vorgeschlagen. Zunächst sollten die Einkommen zum Mai pauschal um 250 Euro steigen und elf Monate später noch einmal um gut vier Prozent. Während die IG Bau den Kompromissvorschlag annahm, lehnten die Arbeitgeberverbände ihn Anfang Mai ab. Gestreikt wird nun wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat. 

Für den Start des bundesweiten Ausstands habe man Niedersachsen ausgewählt, weil die dortigen Arbeitgeber zusammen mit einigen anderen Regionen die Umsetzung des Schlichterspruchs verhindert hätten, so die Gewerkschaft. Zuletzt war es 2007 auf dem Bau zum Ausstand gekommen, damals regional begrenzt auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Einen bundesweiten Streik gab es auf dem Bau zuletzt 2002.