Warum Altkanzler Schröder ein Büro braucht: Gerhard ante portas – Kolumne

Altbundeskanzler Gerhard Schröder

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Das politische Establishment mag jubeln, falsch ist die Entscheidung dennoch: Gerhard Schröder hat weiterhin keinen Anspruch auf ein staatlich finanziertes Büro und Mitarbeiter. Das Berliner Verwaltungsgericht hat am Donnerstag eine Klage Schröders gegen einen Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags zurückgewiesen, nach dem nur solche Ex-Kanzler administrative Ausstattung bekommen, die tatsächlich noch Aufgaben im Zusammenhang mit ihrem früheren Amt haben.



Wollen ihn die Türken noch?

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Das mag seine juristische Richtigkeit haben, und womöglich wird die ​​​​​​​Aussperrung des in Ungnade gefallenen Altkanzlers auch in der nächsten Instanz bestehen bleiben. Gesellschaftlich betrachtet ist diese Gerichtsentscheidung jedoch ein verheerendes Signal.

Spätestens seit Loriots »Pappa ante portas« sollten die Auswirkungen der Beschäftigungslosigkeit älterer Männer auf ihr soziales Umfeld bekannt sein: Einmal der beruflichen Bedeutsamkeit enthoben bringen freidrehende Rentner den Haushalt durcheinander, verlieren sich in sinnlosen Tätigkeiten und zerstören im schlimmsten Fall mit penetranter Anwesenheit die fragile Balance eines erträglichen Zusammenlebens. Anzeichen des rapiden Verfalls jeglicher Respektabilität lassen sich im Fall Schröder schon seit geraumer Zeit auf dem Instagram-Account seiner Gattin beobachten. Soll es etwa so weitergehen?

Viel humaner wäre es doch, man beließe den Herrn Schröder so lange es geht in seiner angestammten Umgebung, dem Regierungsviertel, in einem gemütlichen Büro mit beruhigendem und vertrautem Ausblick auf die russische Botschaft, schönen Fotos auf dem Schreibtisch, einigen freundlichen und geduldigen Mitarbeiter:innen, die sich um ihn kümmern, und einem großen Telefon mit vielen wichtig aussehenden Tasten. Es muss auch gar nicht ans Netz angeschlossen sein.