Zweites Deutsches Fernsehen-Journalist Theveßen ist „Talkshow-König“ 2025 – AfD im ÖRR weniger als zu erwarten

Eine Analyse blickt auf das Talkshow-Jahr 2025 zurück. Die Sicherheitspolitik dominierte die Formate von Lanz bis Maischberger. Auf dem Treppchen der häufigsten Gäste stehen mit Elmar Theveßen, Robin Alexander und Kerstin Münstermann drei Journalisten.

Politische Talkshows prägen hierzulande nach wie vor den Diskurs. Allein die Sendung von Markus Lanz erreichte in der ersten Jahreshälfte durchschnittlich 1,5 Millionen Zuschauer pro Ausgabe. Datenjournalistin Sabine Gurol hat sich für das Redaktionsnetzwerk Deutschland genauer mit den öffentlich-rechtlichen Formaten von Caren Miosga, Maybrit Illner, Louis Klamroth, Sandra Maischberger und dem erwähnten ZDF-Moderator auseinandergesetzt. Welche Gäste dominierten die Talkshows? Welche Parteien waren in welchem Format besonders oft vertreten? Und welche Themen standen im Fokus?

Abzüglich der Jahresrückblicke von Markus Lanz und „Hart aber fair“ wertete die Journalistin 285 Sendungen inhaltlich aus. Die Sicherheitspolitik stand in 179 Ausgaben im Zentrum der Debatte, wobei neben der Nato oder die Lage in Nahost die russische Invasion in der Ukraine mit 52 Diskussionen zu Buche schlug. 157 Mal drehte sich der Meinungsaustausch um aktuelle Wahlen und parteipolitische Fragen. Die Vereinigten Staaten unter US-Präsident Donald Trump beschäftige die öffentlich-rechtlichen in 61 Sendungen. Mit Sozialreformen beschäftigten sich 55 Runden.

Ein Alltagsthema wie Wohnen, das in der jüngsten Insa-Erhebung nach der Sicherung des Rentensystems zum zweitdringendsten Anliegen für das Jahr 2026 gewählt worden ist, kam hingegen nur in zwei öffentlich-rechtlichen Talkshows vor. Ebenfalls hinten runtergefallen sind die Themen Bildung mit vier Sendungen, Klima sowie Digitalisierung und Social Media mit jeweils sechs Sendungen und Gesundheit mit zehn Sendungen.

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Für ihre Auswertung zählte Gurol sämtliche Auftritte in den öffentlich-rechtlichen Runden. In den insgesamt 287 Sendungen saßen in Summe 1284 Gäste, wovon einige naturgemäß häufiger vertreten waren. Zum „Talkshow-König“ des Jahres brachte es ZDF-Journalist Elmar Theveßen. Er nahm an 30 Sendungen teil, wobei 24 Auftritte im Format von Markus Lanz erfolgten. WELT-Journalist Robin Alexander landete mit 18 Auftritten auf Rang 2, Kerstin Münstermann von der „Rheinischen Post“ erreichte mit 16 Besuchen Platz 3. Hinter dem Treppchen folgen mit Eva Quadbeck und Melanie Amann (je 15 Auftritte) sowie Michael Bröcker von „Table Media“ (14 Auftritte) drei weitere Journalisten.

Bezogen auf parteipolitische Vertreter trat der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen mit vierzehn Sendungen am häufigsten auf. Vor allem Maybrit Illner lud ihn mehrfach ein. Seine CDU-Kollegen Jens Spahn und Thorsten Frei kommen direkt dahinter mit jeweils 13 Auftritten. Von der SPD erfreute sich Ralf Stegner größerer Beliebtheit. Er brachte es auf zwölf Talkshows. In elf Sendungen waren Jan van Aken (Linke), Carsten Linnemann (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) zu sehen.

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Mit Blick auf die meistgebuchten Gäste des Jahres liegt es nahe, dass nach Beruf geordnet die meisten Einladungen an Journalisten und Politiker gegangen sind. Von den 1284 Talkshow-Teilnehmern gehörten 71 Prozent einer dieser beiden Berufsgruppen an. 17 Prozent waren als Experte geladen, nur 12 Prozent gehörten keiner der drei Kategorien an. Am beliebtesten waren Politiker bei „Hart aber fair“ gesehen (46 Prozent), Journalisten dominierten die Panels bei Sandra Maischberger (46 Prozent). Menschen, die sich abseits des politischen Kernbetriebs bewegen, waren am stärksten bei Louis Klamroth präsent (25 Prozent).

Die Union dominiert bei Miosga und Illner

Bezogen auf ihre Parteizugehörigkeit waren Vertreter der schwarz-roten Parteien der Bundesregierung überrepräsentiert. Während die Union bei der Bundestagswahl im Februar auf einen Wert von 28,5 Prozent gekommen war, dominierte sie mit 38,2 Prozent die Talkshow-Runden. Die SPD wiederum kam trotz eines Wahlergebnisses von 16,4 Prozent auf 23,9 Prozent aller Auftritte. Dem gegenüber steht die AfD. Sie ist mit 20,8 Prozent als zweitstärkste Kraft aus der Wahl hervorgegangen. In den öffentlich-rechtlichen Formaten saß sie aber nur zu 2,6 Prozent.

Heruntergebrochen auf die einzelnen Formate zeigten vor allem Illner (47,2 Prozent) und Miosga (51,4 Prozent) eine Vorliebe für CDU und CSU. Die SPD kam besonders häufig bei Lanz zu Wort (26,2 Prozent), die Grünen bei Miosga (21,6 Prozent) und die Linke bei „Hart aber fair“ (12,3 Prozent). Markus Lanz (3,7 Prozent) und Louis Klamroth (3,5 Prozent) haben zudem vergleichsweise häufig Vertreter der AfD eingeladen. Bei Maybrit Illner belief sich der Wert für die Partei hingegen auf null Prozent.

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Neben Profession und Parteizugehörigkeit warf Datenjournalistin Sabine Gurol einen Blick auf das Geschlechterverhältnis der Gäste. Über alle Formate betrachtet, waren die Talkshow-Teilnehmer zu 64,3 Prozent männlich und zu 35,7 Prozent weiblich. Die Frauenquote ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozentpunkte gesunken. Von Lanz bis Maischberger machten Männer etwa zwei Drittel der Einladungen aus. Das ausgeglichenste Geschlechterverhältnis gelang Louis Klamroth. Bei „Hart aber fair“ belief sich der Frauen-Anteil auf 44,8 Prozent.

Die Jugend sitzt bei „Hart aber fair“, Senioren bei Maischberger

Aufgrund der zulasten junger Menschen gehenden Reformen in den Bereichen Rente und Verteidigung stieg der Anteil jener Gruppe in den Talkshow-Runden. 13,2 Prozent aller Gäste bewegten sich im Alter zwischen 26 und 40 Jahren. Nur 0,5 Prozent hatten maximal das Alter von 25 Jahren erreicht. Überdurchschnittlich war die Jugend bei „Hart aber fair“ repräsentiert. 2,5 Prozent der Einladungen gingen an Menschen, die höchstens 25 Jahre alt waren, 28,3 Prozent an jene, die zwischen 26 und 40 Jahren alt waren.

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Als dominant stellte sich die Altersgruppe von 41 bis 65 Jahren heraus. Insgesamt machte sie 72,5 Prozent aller Besucher aus. Den Spitzenwert lieferte Caren Miosga, die zu 80,2 Prozent Menschen aus dieser Alterskohorte begrüßte. 13,9 Prozent aller Gäste hatten bereits das 65. Lebensjahr passiert. Sandra Maischberger stach bei den Senioren heraus. 20,3 Prozent ihrer Diskussionspartner waren bereits im höheren Alter.

Source: welt.de