Zwei erzwungene Klubwechsel innert 24 Stunden – die Bilanz des Wahnsinns

Die jüngste Wechselperiode in der NBA sorgte für bizarre Zahlen und Schlagzeilen. Mittendrin: Der Deutsche Dennis Schröder, der gegen seinen Willen binnen 24 Stunden gleich zweimal weitergeschickt wurde. Der ehemalige Bundestrainer Gordon Herbert schätzt die Lage ein.

Die Schocknachricht erreichte Dennis Schröder (31) unter der Dusche. Der Weltmeister-Kapitän hatte sich vor dem Spiel seiner Golden State Warriors bei Utah Jazz aufgewärmt und machte sich noch einmal frisch. So wie er es immer vor Spielen macht.

Doch diesmal wurde sein Ritual empfindlich gestört. Ein Mitarbeiter der Warriors holte ihn aus der Dusche und teilte ihm mit: Du spielst nicht, denn du bist zu den Utah Jazz getradet. Einen Tag später kam die nächste Wechsel-Nachricht: Schröder wird nun doch nach Detroit zu den Pistons geschickt.

Der alltägliche NBA-Wahnsinn, die Klubs verschieben ihre Spieler, ohne sie vorher darüber zu informieren. „Moderne Sklaverei“, hatte Schröder das noch in einem Interview mit dem amerikanischen TV-Sender NBC genannt – bevor es ihn einen Tag später selbst erwischte. Die Detroit Pistons sind in zwölf NBA-Jahren sein neunter Klub.

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Der ehemalige Bundestrainer und jetzige Bayern-Coach Gordon Herbert (65) fühlt mit Schröder: „Vier Teams in einem Jahr, und das als Vater von drei Kindern – das ist nicht einfach. Andererseits ist das nun mal die Realität in der NBA. Du bekommst eine Menge Geld, und manchmal wirst du getradet. Das ist das Schicksal eines NBA-Profis.“

Detroit sei gut für Schröder, glaubt Gordon Herbert

Immerhin: Detroit steht als Sechster der Eastern Conference besser da als Golden State als Elfter der Western Conference. „Detroit ist ein junges, aufstrebendes Team mit Ambitionen. Die Pistons haben den Umbruch schon hinter sich“, sagt Herbert. „Ich fand es aber sehr schade, als Dennis von Brooklyn weggetradet wurde. Dort hat er richtig gut gespielt, war ein Anführer, und es hat ihm Spaß gemacht.“

Wird Schröder in der NBA nicht so wertgeschätzt wie in der Nationalmannschaft? „Dennis hatte mehrfach das Pech, bei Mannschaften zu sein, die den Umbruch einleiten wollten“, sagt Herbert. „Aber ich glaube schon, dass er wertgeschätzt wird. Natürlich wurde er häufig getradet. Aber das bedeutet ja auch, dass ihn andere Mannschaften haben wollen.“

Bei den Warriors musste Schröder gehen, da diese mit Jimmy Butler (35) einen Superstar aus Miami holten. Er soll an der Seite von Stephen Curry (36) das Team nach vorne bringen. Bei den Pistons ist Schröder nun ein Reserve-Spielmacher hinter Topstar Cade Cunningham (23).

Schröder ist nur einer von vielen, die vergangene Woche ihre Taschen packen mussten. Am Donnerstag endete die Transferfrist. Es war die letzte Chance, in der laufenden Saison noch Spieler zu tauschen – und die 30 NBA-Teams legten richtig los. Seit dem 1. Februar gab es insgesamt 68 Spielerwechsel im Rahmen von Trades, allein am Schlusstag, dem 6. Februar, waren es 45.

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Für den größten Knall sorgten die Dallas Mavericks: Sie schickten ihren Superstar Luka Doncic (25) zu den Los Angeles Lakers, um im Gegenzug Anthony Davis (31) zu bekommen. Teil des Mega-Trades war auch der Würzburger Maxi Kleber (33), der mit Doncic von Dallas nach Los Angeles geht.

Nur zwei Spieler haben eine No-Trade-Klausel

„Ich war schockiert, als ich von dem Doncic-Trade hörte“, sagt Herbert. „Doncic ist ein Spieler, für den die Leute in die Halle kommen.“ Eishockey-Fan Herbert fügt an: „Der Trade erinnert mich ein bisschen an Wayne Gretzky, der damals von Edmonton nach Los Angeles geschickt wurde. Aber da war Gretzky schon über den Zenit seiner Karriere hinaus – das ist bei Doncic wahrscheinlich anders.“

In der gesamten NBA gibt es nur zwei Spieler, die von überraschenden Wechseln verschont werden – sie haben eine No-Trade-Klausel in ihren Verträgen: LeBron James (40/Lakers) und Bradley Beal (31/Phoenix). Auch Dirk Nowitzki (46) hatte eine solche Klausel früher in Dallas.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.

Source: welt.de