Zulieferkonzern: Bosch will Milliarden zusammenstreichen und weitere Stellen streichen

Der Autozulieferer Bosch verschärft angesichts der weiter schwachen Autokonjunktur seinen Sparkurs. Das baden-württembergische Traditionsunternehmen will seine Kosten in der Mobilitätssparte bis zum Jahr 2030 um jährlich 2,5 Milliarden Euro senken, wie Auto-Chef Markus Heyn und Arbeitsdirektor Stefan Grosch der „Stuttgarter Zeitung“ bestätigten. Das schon seit geraumer Zeit belastende wirtschaftliche Umfeld sowie die Marktbedingungen sind nach Angaben des Unternehmens zuletzt noch deutlich anspruchsvoller geworden. Der weltweite Fahrzeugmarkt entwickele sich weiterhin verhalten.
„Die Sparanstrengungen beginnen so schnell wie möglich, bis Ende des Jahres sollen die Entscheidungen gefallen sein“, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der F.A.Z. Es gehe dabei um verschiedene Kostenarten und nicht nur um den Abbau von Personal. Einen Großteil des Betrags will der weltgrößte Zulieferer in Deutschland und Europa einsparen.
Schon auf der Messe IAA Mobility hatte Bosch-Autochef Heyn im F.A.Z.-Interview erklärt, dass Bosch einen weiteren Stellenabbau im Mobilitätsbereich nicht vermeiden könne. „Wir werden über einen längeren Zeitraum mit den Herausforderungen der Transformation umgehen müssen. Zur Wahrheit gehört, dass Anpassungen weiter erforderlich sein werden, damit wir wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Heyn vor einer Woche.
Insgesamt 15.000 Arbeitsplätze betroffen
Im Frühjahr 2024 hatte Bosch den Abbau von weltweit 7000 Stellen und im darauffolgenden November den Abbau von abermals 5500 Arbeitsplätzen angekündigt. Betroffen ist vor allem das Automobilgeschäft mit der Antriebssparte, der Softwareentwicklung, der Automobilelektronik und den Lenksystemen, aber auch die Sparte für Elektrowerkzeuge und der Geschäftsbereich Hausgeräte. Mit den Anpassungen bei der Steuergerätefertigung in Reutlingen und bei Bosch Engineering in Abstatt und Holzkirchen, die das Unternehmen im Juli öffentlich machte und bei denen weitere rund 1500 Jobs wegfallen, summiert sich der Stellenabbau von Bosch mittlerweile auf mehr als 15.000 Arbeitsplätze – rund 10.000 Stellen davon streicht das Unternehmen in Deutschland. Wie viele Stellen mit den jetzt von Heyn und Grosch verkündeten Sparanstrengungen dazu kommen werden, ist unklar.
Der Gesamtbetriebsrat kritisiert das Vorgehen des Stiftungskonzerns. „Wir verschließen nicht die Augen vor der angespannten Situation, in der sich die deutsche und europäische Automobil- und Zulieferindustrie aktuell befindet. Doch bei Bosch haben bereits an verschiedenen Standorten umfangreiche Kosteneinsparungen mit Auswirkungen auf das Personal stattgefunden“, sagt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Frank Sell. „Wir erwarten daher bei dieser erneuten Ankündigung, dass das Management zeitnah konkret wird, was geplant ist. Schluss mit der Salamitaktik“. Die Geschäftsführung müsse den Mitarbeitern die Zukunft der Sparte in Deutschland aufzeigen und gemeinsam mit den Betriebsräten Lösungen entwickeln.
Die Autokrise macht Bosch schwer zu schaffen. Auf der Mobilitätsmesse IAA hatte das Unternehmen kürzlich aber mitgeteilt, dass es in der Zuliefersparte wieder mit etwas Wachstum rechnet. Das Umsatz-Plus beträgt im laufenden Jahr voraussichtlich etwas weniger als zwei Prozent. Man wachse trotz einer weltweit stagnierenden Fahrzeugproduktion, schwacher Nachfrage sowie Verzögerungen bei Elektromobilität und automatisiertem Fahren. Neben Antrieben, Sicherheitssystemen, Lenk- und Bremssystemen sowie Sensoren versorgt Bosch die Hersteller auch mit Hochleistungsrechnern und Software.