Zinsentscheidung: EZB sollte Ruhe erhalten

Die Zinsentscheidungen im EZB-Rat stünden meistens schon fest, bevor die Ratsmitglieder zur Zinssitzung zusammenkämen, hat das gerade ausgeschiedene Mitglied Robert Holzmann aus Österreich aus dem Nähkästchen geplaudert. Vermutlich ist also längst entschieden, dass die Notenbank ihre Leitzinsen im September unverändert lässt.

Obwohl es gerade diesmal kurz vor knapp noch einmal spannend wird. Die Bewegungen an den Anleihemärkten als Folge der Regierungskrise in Frankreich haben die Frage aufkommen lassen, ob das die EZB ganz kaltlassen kann.

Als Horrorszenario wurde schon die Möglichkeit einer neuen Eurokrise beschworen. Gut möglich daher, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde es für geboten halten wird, in der Pressekonferenz nach der Zinssitzung am Donnerstag verbal auf diese Entwicklung einzugehen.

Die Zinsentscheidung aber sollte das nicht beeinflussen. Hier sollte allein das Mandat der EZB, die Wahrung der Preisstabilität, den Ausschlag geben. Die Inflation ist zuletzt wieder leicht gestiegen, aber trotzdem mit 2,1 Prozent nicht weit vom EZB-Ziel von 2,0 Prozent entfernt. Das spricht dafür, Ruhe zu bewahren und die Zinsen diesmal unverändert zu lassen.

Auch in den Vereinigten Staaten sollte die Notenbank sich nicht verrückt machen lassen, ihre Leitzinsen jetzt zu stark zu senken. Sie könnte es sonst bereuen, wenn Trumps Zölle die Inflation demnächst spürbar steigen lassen sollten.

Source: faz.net