Zinsen pro Ratenkredite sinken nur langsam: Was Verbraucher wissen sollen

Drei Wochen ist es jetzt her, dass die Europäische Zentralbank (EZB) alle drei Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hat, die erste Zinssenkung seit fünf Jahren. Zeit für eine kleine Bilanz: Die Tagesgeldzinsen sind nach Zahlen der Verbraucherplattform Biallo im Durchschnitt weiter leicht gesunken, von 2,26 auf 2,24 Prozent. Die für Festgeld auf ein Jahr sind von 2,44 auf 2,42 Prozent gefallen. Auch die Bauzinsen für zehnjährige Darlehen sind nach einem zwischenzeitlichen Anstieg nun ganz leicht gesunken, von 3,67 auf 3,64 Prozent.

Einen genaueren Blick auf die Zinsen für Ratenkredite wirft in diesem Zusammenhang eine Studie des Vergleichsportals Check 24. Darin wird erhoben, welche Zinsen Verbraucher im Durchschnitt (Median) über die Laufzeiten hinweg gezahlt haben, die einen Ratenkredit über die Plattform abgeschlossen haben. Sie kommt zu dem Ergebnis, auch dort seien die Zinsen nach dem EZB-Zinsentscheid gesunken, jedoch bislang weniger stark als bei der EZB. Früheren Erhebungen zufolge werden Ratenkrediten besonders oft zum Kauf von Gebraucht- und Neufahrzeugen eingesetzt, zum Ausgleich des Dispos auf dem Girokonto, zum Kauf von Möbeln und sonstigen Einrichtungsgegenständen, zur Finanzierung von Reisen und Hochzeiten, bisweilen aber auch zur Begleichung von Zahnarztrechnungen.

Unterschiedliche Zinssätze – vergleichen lohnt sich

Der Studie zufolge waren die Zinsen für Ratenkredite nach der EZB-Sitzung leicht rückläufig. „Am 6. Juni 2024 senkte die EZB die Leitzinsen um 25 Basispunkte“, schreiben die Autoren: „In den folgenden sechs Tagen sind die Zinsen für Ratenkredite um zehn Basispunkte gefallen, im Schnitt ging es von 7,19 Prozent auf 7,09 Prozent nach unten.“ Eine Leitzinssenkung gebe den Banken mehr Spielraum für die Gestaltung der Höhe ihrer Kreditzinsen, kommentierte Stefan Eckhardt, Geschäftsführer Kredite von Check 24: „Die Kreditinstitute geben die Zinssenkung aber nicht in vollem Umfang weiter.“ Entscheidend für die Höhe des Zinssatzes eines Kredits sei zudem die Bonität der Kreditnehmer.

In der Studie wird die Auffassung vertreten, wenn jemand überlege, ob er heute etwas kaufe und auf Pump finanziere oder lieber noch etwas warte, bis die Banken die Zinssenkungen vollständig in den Kreditkonditionen weitergegeben hätten, müsse man auch die Inflation berücksichtigen. Selbst wenn die Zinsen weiter sinken sollten, könnte das anzuschaffende Auto, Möbelstück oder elektronische Gerät im selben Zeitraum teurer werden. Aktuell beträgt die Inflationsrate in Deutschland 2,4 Prozent, für den Jahresdurchschnitt erwartet die Bundesbank 2,8 Prozent.

Dabei gilt: Weder ist sicher, dass die Banken die Zinssenkungen überhaupt jemals komplett weitergeben, noch weiß man genau, wie die Zinspolitik der EZB nach der ersten Zinssenkung weitergeht. Zudem ist aus der Gesamtinflationsrate nicht sicher abzulesen, wie stark ein einzelnes Produkt im Preis steigen wird. Gleichwohl wird in der Studie das alles mal an einem Beispiel durchgerechnet.

Wenn man einen Gebrauchtwagen, der heute 15.000 Euro kostet, mit einem Ratenkredit zu 7,09 Prozent für 48 Monate finanziert, zahle man insgesamt 17.198 Euro. Durch eine Inflation von 2,4 Prozent liegt der Preis für den Gebrauchtwagen nach sechs Monaten unter Berücksichtigung des Kaufkraftverlusts aber schon bei 15.179 Euro. Haben die Banken im gleichen Zeitraum die Zinssenkung um 25 (statt um bisher 10) Basispunkte vollständig an die Kunden weitergegeben, beträgt der Zinssatz 6,94 Prozent. Ein Kredit über 15.179 Euro mit einem Zinssatz von 6,94 Prozent kostet über die Laufzeit von 48 Monaten hinweg 17.355 Euro. In der Studie wird gefolgert: „Die Finanzierung des Gebrauchtwagens in einem halben Jahr wäre 157 Euro teurer, selbst wenn die Banken die Senkung des Leitzinses zum Ende des Jahres vollständig weitergeben würden.“

Die FMH-Finanzberatung in Frankfurt nennt derweil aktuelle durchschnittliche Zinssätze für Ratenkredite mit den verschiedenen Laufzeiten. Demnach zahlt man für einen Kredit mit 36 Monaten Laufzeit im Durchschnitt 7,49 Prozent im Jahr. Für 48 Monate muss man 7,41 Prozent berappen. Und mit einer Laufzeit von 60 Monaten zahlt man 7,31 Prozent. Die Zinssätze für die längeren Laufzeiten sind also niedriger als die für die kurzen. Dabei ist die Spanne zwischen den verschiedenen Banken recht groß: Bei 60 Monaten Laufzeit etwa reicht sie von 5,18 bis 12,67 Prozent.

Während die Zinsen für kurzfristig verfügbare Spareinlagen oftmals recht stark vom EZB-Einlagenzins abhängen und ansonsten vom Wettbewerb der Banken untereinander bestimmt werden, hängen die längerfristigen Zinsen für hypothekenbesicherte Baudarlehen über die Rendite der Pfandbriefe an derjenigen der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit. Bei den Ratenkrediten ist es offenbar so eine Art Mittelding, mit insgesamt deutlich höheren Zinssätzen.

„Die Refinanzierung der Ratenkredite erfolgt primär über die Geldanlagen wie Tagesgeld und Festgeld der Banken“, sagt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung: „Dies kann man auch gut daran erkennen, dass die Autobanken ab und zu mehr Kredite vergeben können und dann im Anlagebereich Spitzenzinsen bieten im Vergleich zu den sonstigen Angeboten, um neue Kundengelder anzuwerben.“ Ansonsten diene eben die EZB als Refinanzierungsmöglichkeit, was aber teurer sei, als Kundeneinlagen einzusammeln.

Herbst meint: „Wer jetzt denkt, dass die Konsumentenkredite nach der kleinen Leitzinssenkung sinken müssten, wird enttäuscht sein, weil die Anlagezinsen der Banken in der großen Masse auch nicht gesenkt wurden.“

Anders als bei Baudarlehen, bei denen die Bank notfalls das Haus als Sicherheit hat, hängt die Höhe der Zinsen für Ratenkredite oft besonders stark von der Bonität des Kreditnehmers ab. Sie entscheidet schließlich darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Bank ihr Geld wiedersieht. Entsprechend sind die Zinsvergleiche für Ratenkredite häufig nur ein Anhaltspunkt. Die tatsächlichen Zinssätze für den einzelnen Kreditnehmer können erheblich davon abweichen.

Laut FMH-Finanzberatung taucht in deren Ranking im Augenblick die PSD Bank West oben auf, eine genossenschaftliche Direktbank mit Sitz in Köln, die für einen Ratenkredit über 30.000 Euro mit einer Laufzeit von 36 Monaten bonitätsunabhängig einen Zinssatzsatz 5,6 Prozent ausweist. Ihr folgt die Commerzbank, deren Zinssatz für Kreditnehmer mit guter Bonität 5,79 Prozent beträgt.

Die BB Bank, eine Genossenschaftsbank mit Sitz in Karlsruhe, verlangt bei guter Bonität für einen solchen Ratenkredit 5,99 Prozent, ebenso die Barclays Bank. Die DKB Deutsche Kreditbank, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bayerischen Landesbank mit Sitz in Berlin, nimmt für Ratenkredite bei dieser Laufzeit bonitätsunabhängig 7,05 Prozent.

Source: faz.net