Yassin al-Haj Saleh: Die Freiheit jener Hannah Arendt

DIE ZEIT: Yassin al-Haj Saleh, gerade ist Ihr Buch Hannah Arendt in Syrien erschienen. Was würde die Denkerin heute über das Land sagen?

Yassin al-Haj Saleh: Für Syrien ist es entscheidend, über das Böse und die Vernichtung nachzudenken. Ich begegnete Hannah Arendt zum ersten Mal, nachdem ich Ende der Neunzigerjahre aus 16-jähriger Gefangenschaft unter Hafis al-Assad entlassen wurde. Ich war verhaftet worden, weil ich Mitglied des demokratischen Flügels der oppositionellen Kommunistischen Partei war. Zuerst las ich Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, dann Eichmann in Jerusalem. Später hat mich Arendts Idee vom Denken als Dialog angezogen.