Wohnungsbau: Baugenehmigungen zu Händen Wohnungen um 21 Prozent eingebrochen

Die Zahl erteilter Genehmigungen für den Wohnungsbau ist im ersten Halbjahr 2024 deutlich zurückgegangen. Von Januar bis Juni fiel sie im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres um 28.500 auf 106.700, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das entspricht einem Rückgang von 21,1 Prozent.

Den geringsten Rückgang verzeichnete die Behörde bei Zweifamilienhäusern mit einem Minus von 14,9 Prozent. Für Mehrfamilienhäuser wurden 20,8 Prozent weniger Genehmigungen erteilt als im ersten Halbjahr 2023, für Einfamilienhäuser waren es sogar 30,9 Prozent weniger.

Mehr als jede zweite Baufirma meldet Auftragsmangel

„Das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen entspricht nur etwas mehr als 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr“, sagte der wissenschaftliche Direkter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. „Damit wird der deutsche Wohnungsbau auch weiter kriseln.“ 

Die Bundesregierung strebt eigentlich den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr an. Das Ziel wurde in keinem Jahr, in dem sie im Amt war, erreicht. Die Zahl sank immer weiter: Wurde 2022 noch der Bau von 354.200 Wohnungen genehmigt, waren es im vergangenen Jahr nur noch 260.100 erteilte Genehmigungen. Niedriger war die Zahl nach Angaben der Wiesbadener Statistiker zuletzt im Jahr 2012 mit 241.100 genehmigten Wohnungen. 

In diesem Jahr könnte dieser Wert unterschritten werden. So berichtete im Juni und Juli mehr als jede zweite Baufirma von einem Auftragsmangel, wobei der Mangel im Juli im Vergleich zum Vormonat weiter stieg. Als Gründe für den Abwärtstrend gelten hohe Finanzierungs- und Baukosten. In der Coronapandemie waren die Preise für Baumaterial stark gestiegen. Branchenverbände klagen zudem über zu viel Bürokratie.





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Wohnungsbau geht europaweit zurück

Das Münchner ifo Institut, das den Auftragsmangel bei den Baufirmen gemessen hat, erwartet einen weiteren Rückgang in den kommenden Jahren. So könnten 2026 nur noch 175.000 neue Wohnungen gebaut werden. „Insgesamt habe ich wenig Hoffnung auf die große Trendwende“, sagte der ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister. Materialkosten würden zwar nicht mehr steigen, aber auch nicht mehr sinken, während „Arbeitskosten in großen Schritten nachziehen“. 

Von dem Rückgang ist nicht nur Deutschland betroffen. Dem Forschungsnetzwerk Euroconstruct zufolge sinken die Werte europaweit. Demnach soll die Zahl der Neubauten in 15 west- und nordeuropäischen Ländern von mehr als 1,5 Millionen im Jahr 2022 auf 1,2 Millionen im übernächsten Jahr zurückgehen. Für Deutschland wird damit ein Rückgang von knapp 41 Prozent erwartet. Nur in Schweden fällt das erwartete Minus mit fast 50 Prozent höher aus.