WM-Quali in Italien: Wo die Israelis wohnen, ist streng vertraulich

Vor dem WM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Israel am Dienstag in Udine hat sich die Debatte über die Nahostpolitik der Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni abermals verschärft. Das Spiel am Dienstagabend im Stadion von Udine findet unter beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zu einer für den Nachmittag angemeldeten propalästinensischen Demonstration werden mindestens 10.000 Teilnehmer erwartet.

Zuletzt hatte es bei Protesten sowie bei einem Generalstreik eines linken Gewerkschaftsbundes gegen die als einseitig proisraelisch angeprangerte Politik der Regierung Meloni gewaltsame Ausschreitungen gegeben. Der linke Bürgermeister von Udine hatte schon vor Wochen eine Kampagne zur Verlegung oder Suspendierung des Spiels angestoßen. Doch sowohl der nationale Fußballverband FIGC wie auch die Regierung in Rom hatten darauf bestanden, das Spiel auszutragen.

FIFA-Präsident Gianni Infantino rief die Fans zur Ruhe auf. Die Menschen sollten sich über den Ende vergangener Woche vereinbarten Friedensplan freuen und „den Prozess unterstützen“, sagte der Chef des Fußball-Weltverbands vor Medienvertretern am Rande der Generalversammlung der europäischen Club-Vereinigung in Rom.

Der Aufenthaltsort der israelischen Spieler ist geheim

Aus Sorge vor weiteren Ausschreitungen dürfen am Spieltag in der Stadt in der nordostitalienischen Region Friaul-Julisch Venetien keine Getränke in Glasflaschen oder aus anderen Materialien, die als Waffen verwendet werden könnten, verkauft, ausgeschenkt oder konsumiert werden. Außerdem sollen Gastronomie-, Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe Gegenstände wie Tische, Stühle, Sonnenschirme, Container oder Werbetafeln aus dem Außenbereich entfernen. Auch das Lagern von Materialien in öffentlichen Bereichen ist untersagt.

Der Aufenthaltsort der israelischen Nationalmannschaft, die am Sonntag in Oslo gegen Norwegen angetreten war, wurde streng geheim gehalten. Zum Schutz von Spielern, Trainern und Betreuern sollen nach italienischen Medienberichten Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad das Team begleiten. Die Regierung in Rom wollte nicht bestätigen, dass der Einsatz von Mossad-Agenten zum Schutz des Teams auf italienischem Boden autorisiert worden sei.

Proteste auch in Oslo

Auch in Oslo hatte es Proteste gegen das israelische Nationalteam gegeben. Wegen der Kontroverse um das Spiel und die damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen wurden bis zum Wochenende nur 5000 Tickets an italienische Fans verkauft. Das Stadion in Udine fasst 25.000 Zuschauer und dürfte allenfalls halb voll sein, obschon Spiele der italienischen Nationalmannschaft gewöhnlich ausverkauft sind.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung vor den Regionalwahlen in der Toskana hatte Meloni am Samstag die Parteien der linken Opposition scharf kritisiert, weil diese im Parlament einer Entschließung zur Unterstützung des Planes von Donald Trump für eine Waffenruhe im Gazastreifen und einen Frieden im Nahen Osten die Zustimmung verweigert hatten. „Die Linke hat es nicht über sich gebracht, im Parlament der Entschließung zum Trump-Plan zuzustimmen. Später hat sogar die Hamas Ja zu dem Plan gesagt. Daher ist die italienische Linke noch fundamentalistischer als die Hamas. Sie ist extremistischer als die Extremisten, sie ist eine Gefangene des ideologischen Radikalismus“, sagte Meloni bei der Abschlussveranstaltung ihrer Mitte-Rechts-Koalition in Florenz.

Die sozialdemokratische Oppositionsführerin Elly Schlein reagierte entsetzt auf den Angriff Melonis. „Noch nie zuvor in einer Demokratie hat ein Regierungschef die Opposition als Terroristen bezeichnet“, sagte Schlein. Der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte, Parteichef der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung, sprach von einer „Beleidigung durch Meloni“, die deren mangelnden Respekt gegenüber den Institutionen offenbare.

Source: faz.net