Wirtschaftslage: Führende deutsche Wirtschaftsinstitute sind zum Besten von 2025 schwarzseherisch

Die deutsche Wirtschaft wird nach Einschätzung verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute auch im kommenden Jahr nicht aus der Konjunkturflaute kommen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht für 2025 von einer Stagnation aus, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen (RWI) geht sogar von einem Rückgang um 0,2 Prozent aus.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) rechnet immerhin mit einem Miniwachstum von 0,2 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft kann sich nicht aus der Stagnation
lösen“, teilte das IfW mit. Die Berliner Kollegen prognostizieren: „Die Wirtschaft schleppt sich durch die
Stagnation, eine nachhaltige Erholung rückt auch angesichts
struktureller Herausforderungen immer weiter in die Ferne.“ 

Die deutsche Wirtschaft erlebe einen „kritischen Mix aus konjunktureller
Flaute und strukturellen Problemen“, sagte DIW-Konjunkturchefin
Geraldine Dany-Knedlik. Besonders das sonst exportstarke verarbeitende Gewerbe, zu dem beispielsweise die chemische und elektrotechnische Industrie oder der Maschinen- und Fahrzeugbau zählen, schwächle. Die Industrie ist schlecht ausgelastet. Auch die vom designierten US-Präsidenten angekündigten protektionistischen Handelsmaßnahmen werden auf den Umsätzen der Unternehmen lasten. „Dabei haben diese schon zuletzt aufgrund der
nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht mehr
mit dem Welthandel Schritt halten können“, teilte das Kieler IfW mit. 

2025 noch Rückgang, ab 2026 dann „Trippelschritte“

Für das laufende Jahr rechnen beide Institute sogar mit einem Rückgang der Wirtschaft von 0,2 Prozent, nachdem die Wirtschaft 2023 bislang bereits um 0,3 Prozent geschrumpft ist. Das wirkt sich inzwischen auch verstärkt auf den Arbeitsmarkt aus. 38 Prozent der mehr als 2.000
Unternehmen planen, im nächsten Jahr Stellen abzubauen, wie eine Umfrage des DIW zeigt. In der Industrie sind es demnach sogar 44 Prozent. Nur 17 Prozent
wollen mehr Mitarbeitende einstellen. Das sei der pessimistischste Ausblick seit der globalen Finanzkrise 2008. Auch der Dienstleistungssektor, bislang die Stütze des deutschen Arbeitsmarktes, schwächelt.  

Immerhin das Münchner ifo Institut hält einen Aufschwung für möglich – wenn die neue Regierung die richtigen
wirtschaftspolitischen Weichen stelle. Dann seien 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr möglich; andernfalls reiche es nur für 0,4 Prozent. „Im
Moment ist noch nicht klar, ob es sich bei der derzeitigen
Stagnationsphase um eine vorübergehende Schwäche oder um eine
dauerhafte und damit schmerzhafte Veränderung der Wirtschaft
handelt“, sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Erst für das Jahr 2026 erwarten die Forscher des DIW wieder einen Aufschwung in „Trippelschritten“. 1,2 Prozent Wachstum seien dann möglich. Andere Institute schließen sich an, auch wenn ihre Prognosen zum Teil etwas konservativer ausfallen, und rechnen mit knapp unter einem Prozent Plus. Einzig das RWI erwartet sogar 1,3 Prozent Wachstum.