Wie Habeck dem Verkehrschaos entkommen will – und es noch schlimmer macht

Die indische Hauptstadt Neu Delhi muss für einen Grünen ein Albtraum sein. Ende Oktober ist die Luft noch schlechter als sonst, weil Landwirte die Reste auf ihren Feldern abrennen. Auf den Straßen herrscht Nahkampf zwischen Autos, Mopeds und Tuk-tuks, es ist ein großes Gehupe und Gedrängel. Das Metronetz ist bislang noch sehr luftig gestrickt. Aber nicht weit entfernt vom indischen Handelsministerium befindet sich eine Station – weshalb Robert Habeck am Freitagabend nichts dagegen hatte, von dort mit der U-Bahn zu einem Empfang in der Messe am Stadtrand zu fahren. Der Vorschlag soll von seinem Amtskollegen Piyush Goyal gekommen sein. Eine halbe Stunde Metro statt mehr als einer Stunde mit dem Auto – das gefällt dem Grünen. Mal abgesehen davon, dass Habeck gerne aus den Vorgaben des Protokolls ausschert, erst recht, wenn Fotografen dabei sind.

Manche Inder dürften den Deutschen allerdings für diese Aktion verflucht haben – wurde das Verkehrschaos in Delhi durch Habecks U-Bahn-Fahrt doch noch etwas größer. Die Sache fing schon damit an, dass Habecks Tross mit dem Auto vom Handelsministerium zu besagter U-Bahn-Station fuhr – zur Freude der anderen Verkehrsteilnehmer in Kolonne. In die Metrostation selbst kam dann außer der Reisegruppe um Habeck und Goyal niemand rein. Im Laufschritt ging es durch piepende Sicherheitsschleusen, über menschenleere Gänge und Rolltreppen, mehrere Etagen hinunter bis zum Bahnsteig. Dort wartete eine der U-Bahnen, die Delhis Innenstadt mit dem Flughafen verbindet, die ersten beiden Wagons freigehalten für die Ministergruppe. Die Züge dahinter mussten warten, bis alle an Bord waren.

Ein Hilfsangebot, damit es Deutschland schneller vorangeht

In der Metro zeigte sich Habeck beeindruckt von dem modernen, führerlosen Zug. Als Handelsminister Goyal ihm erklärte, dass sie für die Verlängerung einer Linie wie dieser im Schnitt zwei bis drei Jahre brauchen, sagte er lieber nichts. Warum Deutschland für solche Projekte mitunter Jahrzehnte braucht, ist schließlich auch schwer zu erklären. Goyal erzählte ihm dann auch noch, wie schnell in der Wirtschaftsmetropole Mumbai eine 22 Kilometer lange Brücke gebaut worden sei. Und bot bereitwillig seine Hilfe an, wenn es in Deutschland auch ein bisschen schneller vorangehen solle. Man weiß nicht, ob Goyal die deutschen Debatten um eine Vier-Tage-Woche kennt, aber es klang wie eine kleine Spitze: Die Inder würden gerne arbeiten, auch an Samstagen.

Goyal berichtete dann noch, dass einige Maschinen zum Tunnelbau von einem deutschen Unternehmen kommen: Herrenknecht. Allerdings würden die in China produziert, und China lasse den Export nach Indien nicht zu. Alles nicht so einfach in der Welthandelspolitik.

Auf die Frage, wann er zuvor das letzte Mal U-Bahn gefahren sei, antwortete Habeck: „vor ein paar Tagen“. Ab und zu fahre er in Berlin mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Goyal berichtete, er nutze das System öfter – es sei einfach so viel schneller als der Verkehr auf der Straße.

Nach fünf Stationen und rund 20 Minuten war die Fahrt auch schon wieder vorbei. Yashobhoomi, aktuell die Endstation der Linie. Abgesperrt werden musste hier nichts. Außer den Teilnehmern des „India Evening“ wollte zu der Zeit niemand zur Messe.