Wetterdienst misst kältestes Weihnachten seit dieser Zeit 15 Jahren – Glatteis-Gefahr in dieser Nacht

Viele Straßen sind wegen anhaltender Glätte zur Gefahrenzone geworden. Es kam bereits zu zahlreichen Unfällen. Die Berliner Feuerwehr rät sogar: „Vermeiden Sie nach Möglichkeit nicht-notwendige Aufenthalte im Freien“.

Die drei Weihnachtstage vom 24. bis 26. Dezember 2025 waren im Mittel in Deutschland so kalt wie seit dem Jahr 2010 nicht mehr. Der Tiefstwert sei in der Nacht zum 26. Dezember mit minus 12,1 Grad im Harz in Harzgerode in Sachsen-Anhalt gemessen worden, sagte Thore Hansen von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes.

2010 hätten die Temperatur im Mittel um drei Grad tiefer gelegen als dieses Jahr. An einzelnen Tagen in den Jahren danach sei es auch sehr kalt gewesen, berichtete der Meteorologe. Das habe sich aber nicht über den gesamten Zeitraum von Heiligabend bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag erstreckt.

Die Kälte führte auch dazu, dass es auf vielen Straßen extrem glatt war. Allein in der Bundeshauptstadt wurden zwischen Freitagnachmittag und Samstagmorgen der Polizei 565 Verkehrsunfälle gemeldet. Zum Vergleich: Am Tag zuvor waren es im gleichen Vergleichszeitraum rund 150 Meldungen. Im gesamten Stadtgebiet sei ein erheblicher Anstieg der Unfallzahlen zu verzeichnen gewesen, hieß es.

Auf der Märkischen Allee in Berlin ereigneten sich auf einer Brücke binnen kürzester Zeit gleich fünf Unfälle. Diese seien vermutlich auf die Glätte zurückzuführen, sagte der Polizeisprecher. An der Unfallstelle habe es ein leichtes Gefälle gegeben, so sei es zu den Unfällen gekommen.

Auch für Fußgänger war die Lage stellenweise gefährlich. Im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg waren die Gehwege teils spiegelglatt. Menschen bewegten sich nur vorsichtig vorwärts, dennoch stürzten vereinzelt Passanten. Ältere Menschen hielten sich auf dem Weg zum Einkaufen teils an den Hauswänden fest.

Viele Kliniken am Limit

Stürze auf glatten Fußwegen und Straßen sorgten seit der Nacht in mehreren Kliniken zu einer Überlastung der Notaufnahmen. Im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau, im Evangelischen Krankenhaus Hubertus, in der Evangelischen Elisabeth Klinik und im Martin Luther Krankenhaus seien die Notaufnahmen überfüllt, teilte die Johannesstift Diakonie mit.

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Häufigste Diagnosen waren den Angaben zufolge Knochenbrüche, die durch Stürze auf glatter Straße und Bürgersteigen verursacht worden seien. Und nicht nur die Notaufnahmen seien überlastet – auch die OP-Säle und Intensivstationen liefen voll. Die vier Kliniken befänden sich kurz vor einer kritischen Auslastungssituation, hieß es weiter.

Auto mit Mutter und Kind überschlägt sich

Im Landkreis Cloppenburg (Niedersachsen) überschlug sich ein Auto, in dem eine Mutter und ihr Kind saßen. Der Wagen sei auf einer glatten Straße in einer Kurve in Lastrup von der Fahrbahn abgekommen, sagte eine Polizeisprecherin. Dort überschlug sich das Auto am Morgen. Die 22 Jahre alte Frau wurde leicht verletzt in einem Krankenhaus behandelt. Das acht Monate alte Baby blieb unverletzt.

Bereits am frühen Morgen war es in Niedersachsen zu einem Unfall auf der spiegelglatten Autobahn 1 gekommen. Dabei wurden 13 Menschen verletzt. Insgesamt stießen nahe Wildeshausen im Kreis Oldenburg fünf Fahrzeuge zusammen, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Fahrbahn dort habe einer Eisfläche geglichen. Den Angaben zufolge konnten sich die Einsatzkräfte am Unfallort nach dem Aussteigen wegen der glatten Fahrbahn zunächst nur in kleinen Schritten fortbewegen.

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In Schwaförden im Landkreis Diepholz war ein 37 Jahre alter Autofahrer nach Polizeiangaben zu schnell auf glatter Fahrbahn unterwegs. Das Auto rutschte von der Straße und prallte seitlich gegen einen Baum. Der Fahrer wurde leicht verletzt.

Tödlicher Glätteunfall in Hessen

Auch in Hessen kam es zu Unfällen, einer davon endete für eine 73 Jahre alte Frau am Freitag tödlich. Nahe Hessisch Lichtenau im Werra-Meißner-Kreis geriet nach Angaben des Polizeipräsidiums Nordhessen eine 57 -Jährige mit ihrem Auto vermutlich aufgrund von Glätte ins Schleudern und kam in den Gegenverkehr. Dort stieß sie mit einem entgegenkommenden Wagen zusammen, die 53 Jahre alte Fahrerin wurde schwer, die 73-jährige Beifahrerin tödlich verletzt. Auch die 57-Jährige erlitt schwere Verletzungen.

In der Osthälfte Mecklenburg-Vorpommerns gab es in der Nacht wegen glatter Straßen bereits mehr als ein dutzend Unfälle. Das Präsidium in Neubrandenburg zählte bis zum frühen Morgen 15 Einsätze. In zwei Fällen wurden Autofahrer leicht verletzt.

Unfall im Elmsteiner Tal legt Stromversorgung lahm

Im Elmsteiner Tal (Landkreis Bad Dürkheim) in Rheinland-Pfalz hat ein Unfall zwischenzeitlich einen Stromausfall ausgelöst. Eine Autofahrerin kam am Samstag bei Glätte von der Straße ab, das Auto überschlug sich und prallte gegen einen Strommast, wie die Polizei mitteilte. Dabei riss ein Kabel ab, wodurch die Stromversorgung in Teilen der Region unterbrochen wurde.

Die Frau blieb unverletzt. Die Stromversorgung konnte am Abend wiederhergestellt werden. Die Straße war zeitweise voll gesperrt. Feuerwehr, Rettungsdienst und die Pfalzwerke waren im Einsatz. Wie viele Haushalte von dem Stromausfall betroffen waren, war zunächst unklar.

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In Hamburg ist die Feuerwehr seit Freitagabend immer wieder zu Glätte-Unfällen ausgerückt. 87 Einsätze gab es deswegen von 18.30 Uhr bis um 6 Uhr am Morgen, wie die Feuerwehr mitteilte. Es habe sich dabei vor allem um Autounfälle gehandelt, außerdem seien Menschen wegen der Glätte gestürzt. Die Feuerwehr habe zusätzliche Rettungswagen zur Verfügung gestellt, um sich um das erhöhte Einsatzaufkommen kümmern zu können.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Morgen vor verbreitet markanter Glätte in Deutschlands gewarnt. In der Nordhälfte, im Westen sowie im Alpenvorland gebe es zudem gebietsweise Glätte, hieß es weiter. Die Berliner Feuerwehr rief die Menschen gar dazu auf, das Haus nicht zu verlassen. „Vermeiden Sie nach Möglichkeit nicht-notwendige Aufenthalte im Freien.“

DWD: Glatteis auch in der Nacht zu Sonntag

Auch in der Nacht auf Sonntag kann es in Teilen Deutschlands sehr glatt werden. Vor allem im südlichen Brandenburg über Teile Sachsens bis zum Erzgebirge und nach Thüringen müsse mit Glätte durch gefrierenden Sprühregen gerechnet werden, teilte der DWD am Abend mit. Auch „lokal erhebliche Glätte“ sei möglich. Dann könne der DWD auch eine Unwetterwarnung herausgeben, hieß es.

Abgesehen von den Küstenregionen erwartet der DWD in der Nacht leichten bis mäßigen Frost und vor allem in der Mitte des Landes Nebel. Später könne es von Norden her aufklaren, dabei sei aber mit gefrierender Nässe zu rechnen. Ansonsten könne laut DWD vereinzelt auch die sogenannte Reifglätte auftreten: Wenn Reif auf Gehwegen und Straßen zusammengepresst wird, kann die durch den Druck verflüssigte und anschließend wieder gefrorene Oberfläche glatt werden. Schon in der Nacht zum Samstag hatte Glätte im Zuge der eisigen Temperaturen für zahlreiche Unfälle mit mehreren Verletzten gesorgt.

dpa/mmi/kami/saha

Source: welt.de