Weitere Insolvenzen: René Benkos Signa reißt andere in den Abgrund
Im Sog des Zusammenbruchs der Immobilien- und Handelsgruppe Signa geraten immer mehr Unternehmen in Schieflagen. Allein in Österreich ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zum Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres um mehr als ein Viertel auf 3363 gestiegen. Das belegen Daten des Gläubigerschutzverbandes Creditreform, wobei besonders der Handel, das Bauwesen sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen betroffen waren.
Der Großteil der Verbindlichkeiten entfiel im ersten Halbjahr auf Insolvenzen rund um den Gründer von Signa – René Benko, dessen Privatstiftung und Signa-Gesellschaften. Dabei wurde hier bisher nur ein Bruchteil der Forderungen anerkannt. Die angehäuften Schulden summierten sich auf rund 11,2 Milliarden Euro, was eine Vervielfachung bedeutet. Von den Insolvenzen waren etwa 11.000 Arbeitsplätze betroffen.
Hingegen spiele die Corona-Pandemie keine Rolle mehr, sagt der Geschäftsführer von Creditreform Österreich, Gerhard Weinhofer. „Dafür schlägt die anhaltende Wirtschaftsflaute negativ zu Buche. Die Auftragsbücher leeren sich zunehmend, die Kosten steigen aber weiter, dazu kommen bürokratische Hürden. Die Unternehmen kämpfen an zahlreichen Fronten und verlieren immer öfters diesen Kampf.“
Stimmung ist im Keller
Nach einer Umfrage von Creditreform sind die Geschäftsaussichten der Unternehmen derzeit pessimistischer als auf dem Höhepunkt der Pandemie. Rückläufige Erträge, Aufträge und Investitionen kennzeichnen das aktuelle Geschäftsklima, das seit Jahrzehnten nicht mehr so negativ war. Angesichts der stagnierenden Konjunktur erwarten Gläubigerschutzverbände für das Gesamtjahr einen deutlichen Anstieg: Creditreform sieht mehr als 7200 Firmeninsolvenzen und damit einen neuen Höchststand seit eineinhalb Jahrzehnten.
Schon im vorigen Jahr gab es einen deutlichen Anstieg. Mit 130 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen verzeichnete Österreich mehr als doppelt so viele Zusammenbrüche im Vergleich zu Deutschland und deutlich mehr als im Durchschnitt der von Creditreform analysierten westeuropäischen Länder.
Unter der Einschränkung eines unterschiedlichen Insolvenzrechts in den Ländern Westeuropas und der Vergleichbarkeit der Statistiken zum Unternehmensbestand zeigt die Aufstellung der Insolvenzquoten deutliche Unterschiede in der relativen Insolvenzbetroffenheit.
Anders als aufseiten der Unternehmen ist die Entwicklung bei Privatinsolvenzen nahezu unverändert. „Trotz steigender Arbeitslosigkeit und wachsender Kosten für die Lebenserhaltung stagniert die Privatinsolvenzentwicklung und bleibt sogar unter dem Vor-Corona-Niveau“, sagt Weinhofer. „Das feinmaschige soziale Netz samt staatlichen Hilfen in Kombination mit hohen Lohnabschlüssen macht die Österreicher angesichts der Polykrisen krisenresilienter.“