Was welcher IWF Deutschland Rät: Weltwährungsfonds kritisiert Liebe welcher Deutschen zur Teilzeit
Nach zwei Jahren mit schrumpfender Wirtschaftsleistung sieht der Internationale Währungsfonds (IWF) Deutschland am Beginn einer zarten Erholung. Er warnt aber vor hartnäckigen strukturellen Schwächen. Im Abschlussbericht zu den turnusmäßigen Konsultationen bescheinigt die IWF-Mission der Regierung, mit der Reform der Schuldenbremse „die Bühne für eine wirtschaftliche Erholung bereitet“ zu haben. Allerdings mahnt der Fonds, die neuen fiskalischen Spielräume nicht zu vergeuden. Sie sollten für wachstumsstärkende Investitionen und Strukturreformen reserviert bleiben.
Zwei Krisenjahre mit hohen Energiepreisen und scharfer Zinswende haben die deutsche Wirtschaft abgewürgt. Für 2025 erwartet der IWF Stillstand. Erst 2026 soll die Wirtschaft um etwa 1 Prozent wachsen, 2027 um 1,5 Prozent. Die Inflation liegt wieder nahe zwei Prozent, die Arbeitslosigkeit steigt leicht. Der Fonds hält ein Defizit von rund vier Prozent der Wirtschaftsleistung bis 2027 für verkraftbar. Die Schuldenquote läge dann bei etwa 68 Prozent, der niedrigste Wert in der G 7.
Deutschlands Wirtschaft schleppt sich laut IWF dahin
Deutschlands schleppende Dynamik erkläre sich aber nicht allein aus externen Schocks, sondern auch aus „mangelnder Produktivitätsentwicklung infolge lange verschleppter struktureller Reformen“ und zunehmenden Wettbewerbs auf den Exportmärkten. Die fiskalische und die geldpolitische Lockerung dürften die Nachfrage stützen und Deutschland 2026 ein Wachstum von einem Prozent bescheren, für 2027 sogar 1,5 Prozent.
Mittelfristig allerdings sieht es laut IWF-Analyse düsterer aus wegen der Demographie: Deutschland altert schneller als die anderen G-7-Länder, damit schrumpft die Zahl der Leute, die arbeiten wollen und können, schneller. Das hemmt das Wachstum. Der IWF sieht mehrere Ansatzpunkte: Knapp die Hälfte der Frauen arbeitet in Deutschland nur in Teilzeit, das gilt sogar für mehr als zwei Drittel aller Mütter. Die Erwerbsquote ist damit deutlich niedriger als in den meisten anderen europäischen Ländern. Der IWF empfiehlt, die Vollzeitbeschäftigung von Frauen und Eltern durch verlässliche Kinder- und Pflegeangebote zu erleichtern und das Ehegattensplitting zu reformieren, um hohe Grenzsteuersätze für Zweitverdiener zu senken.
Kritisch sieht der IWF das Zusammenspiel von Steuern und Transfers bei Geringverdienern, das dringend vereinfacht werden müsse: Es müsse sich für sie lohnen, mehr zu arbeiten. Die bessere Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt sei „kritisch“, um das Erwerbspersonenpotential zu stabilisieren. Zudem regen die IWF-Fachleute an, die Abschläge bei vorzeitigem Rentenbeginn so zu gestalten, dass längeres Arbeiten attraktiver bleibt.
Allerdings drängt der Fonds auf eine „hochwertige“ Verwendung der zusätzlichen Mittel. Priorität sollten Maßnahmen haben, die das langfristige Wachstumspotential erhöhten: mehr öffentliche Investitionen, etwa in Infrastruktur und Digitalisierung, sowie die Senkung hoher Grenzsteuersätze auf Arbeit. Teure und verzerrende Einzelmaßnahmen, wie reduzierte Mehrwertsteuersätze für bestimmte Branchen, solle die Politik meiden. Um die Effizienz der Investitionen zu steigern, empfiehlt der IWF den Abbau bürokratischer Hürden, eine straffere Planung, mehr gemeinsame Beschaffung und die Digitalisierung von Genehmigungsverfahren.