Was ein Schutzraum kostet

In manchen Kellern in diesem Land gibt es sie noch: kleine, muffige Räume mit dicken Wänden und einer schweren Tür. Immer weniger Deutsche haben Erinnerungen daran, wie es ist, sich darin zu verstecken, draußen der Lärm der Sirenen. Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine stellen sich viele wieder die Frage: Wird es noch einmal einen Krieg geben in Deutschland? Und wie bringt man sich bei einem Angriff schnell in Sicherheit?

Auch die Politik treiben diese Fragen um. In dieser Woche wurde bekannt, dass das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) an einem Bunkerschutzplan für Deutschland arbeitet. Die Behörde ist im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums angesiedelt und für die Sicherheit der Zivilbevölkerung zuständig. Bis ein detailliertes Konzept vorliegt, wird es noch dauern. Was allerdings jetzt schon klar ist: Private Schutzräume werden darin eine wichtige Rolle spielen. In öffentlichen Schutzräumen allein finden derzeit nämlich nur rund 480.000 Menschen Platz. Die einst vorhandenen Schutzräume und Bunker wurden jahrzehntelang vernachlässigt. Selbst wenn die Bundesregierung sie wieder herrichtet – der Weg in den eigenen Keller bleibt der kürzeste. Doch welche Möglichkeiten gibt es, selbst vorzusorgen?

„Das hängt in erster Linie von den individuellen Wohnverhältnissen ab“, erläutert Mario Piejde, der mit seinem Unternehmen Bunker Schutzraum Systeme Deutschland (BSSD) Kunden in genau dieser Frage berät. „In der Regel haben Einfamilienhäuser und auch größere Mietobjekte ja einen Keller. Der bietet auf jeden Fall schon mal einen grundlegenden Schutz.“ Generell bieten sich unterirdische Orte als Zufluchtsorte an. Nicht umsonst wird Menschen in Kriegsgebieten geraten, sich bei Angriffen in U-Bahn-Stationen oder Tunnel zu begeben. Dort ist man vor einstürzenden Bauten und umherfliegenden Gegenständen einigermaßen sicher, auch vor radioaktiver Strahlung ist man unterirdisch besser geschützt.

Dennoch ist ein herkömmlicher Keller nicht vergleichbar mit einem richtigen Schutzraum. Die Fenster etwa können bereits bei geringem Druck zerbersten, auch können giftige Gase oder radioaktive Partikel eindringen, da Keller in der Regel nicht abgedichtet sind. Wer in einem eigenen Haus wohnt, hat viele Freiheiten bei der Ausgestaltung eines Schutzraums. Gesetzliche Vorgaben für Schutzräume gibt es hierzulande nicht. Die Räume sollten, angelehnt an den Standard in der Schweiz, aber nicht kleiner als acht Quadratmeter sein.

In dem Nachbarland sind öffentliche und private Schutzräume aufgrund gesetzlicher Vorschriften in hoher Zahl vorhanden und nutzbar. Ein klassischer Schutzraum besteht im Wesentlichen aus einer dicken Stahlbetonhülle, der Zugang ist mit gepanzerten Türen gesichert. Außerdem gehört ein Notausgang zu jedem Schutzraum dazu. „Schließlich kann es immer passieren, dass der Ausgang durch die Tür aufgrund von Trümmerteilen nicht mehr möglich ist“, sagt Piejde. „Die Luke führt dann über einen Luftschacht ins Freie.“

Eine Baugenehmigung braucht es für diesen Schutzraum im eigenen Keller nicht. Auch die Statik macht in der Regel keine Probleme. Schließlich lastet dadurch kein größeres Gewicht auf darunterliegenden Stockwerken, die Verstärkung der Wände im Keller beeinträchtigt die Statik des Hauses nicht. „Für den Schutzraum eignen sich vor allem die Ecken des Kellers“, sagt Piejde. „Das ist, statisch gesehen, der stabilste Punkt, außerdem ist das Mauerwerk der Außenwände massiver als eine normale Wand.“ Es ist von Vorteil, wenn in dem Abschnitt der Wand, der nachher zum Schutzraum gehört, keine Fenster zu einem Luftschacht eingelassen sind. Diese müssen ansonsten zugemauert oder mit einem speziellen Deckel verschlossen, die Lichtschächte zugeschüttet werden.

Beim Neubau gleich mit einplanen

Bei der Ausstattung des Schutzraums gibt es unterschiedliche Qualitäten, wie Peter Aurnhammer von der Firma Deutsches Schutzraum Zentrum (DSZ) erklärt. Auch er ist auf das Geschäft mit Schutzräumen und kleineren Bunkern spezialisiert. Die sicherste Variante ist der sogenannte Basisschutz. Dieser orientiert sich an dem Standard in der Schweiz. In dieser Variante beträgt die Wand- und Deckenstärke zwischen 30 und 65 Zentimetern. In den Stahlbeton wird eine Panzertür von rund 200 Kilogramm eingelassen, sie schützt den Ein- und Ausgang.

Dieser Basisschutz kommt vor allem für einen Neubau infrage, sagt Aurnhammer. Wer ohnehin von Grund auf alles plant und baut, kann die Wände im Bereich des Schutzraumes ohne größeren Mehraufwand dicker konstruieren. Zudem kann die schwere Panzertür direkt mit dem Baukran im Keller positioniert werden. Preislich liegt ein solcher Schutzraum im Neubau bei 35.000 bis 40.000 Euro.

Wer keine Möglichkeit hat, den Schutzraum unterzubringen, kann den bestehenden Keller auch nachträglich erweitern. Hier spricht Aurnhammer dann von einem Behelfsschutz. „Das ist dann natürlich deutlich teurer, es muss eine neue Baugrube ausgehoben werden, außerdem braucht es noch mal einen Architekten und alle Gewerke“, so Aurnhammer. Da liegt man schnell bei 100 bis 150.000 Euro. Zudem ist hierfür in der Regel eine Baugenehmigung für die Errichtung eines Kellergeschosses erforderlich.

Links geht’s zur Wohnung, rechts in den Luftschutzraum.
Links geht’s zur Wohnung, rechts in den Luftschutzraum.Picture Alliance

Es gibt auch die Möglichkeit, im Garten oder unter der Garage einen Schutzraum einzurichten. Dies bietet sich an, wenn das Wohngebäude gar nicht unterkellert ist. Aurnhammer bietet fertige Schutzräume beziehungsweise modulare Bunker an, die in die Baugrube eingelassen werden. Sie kosten für ein kleines Modell, das Platz für sechs Personen bietet, rund um 150.000 Euro. Hinzu kommt der Aushub mit circa 15.000 Euro.

Wenn das eigene Haus bereits etwas älter ist, gibt es mit etwas Glück noch einen Luftschutzkeller. „Das sind in der Regel super Räume“, sagt Mario Piejde von BSSD. „Manche sind sogar noch in perfektem Zustand, da braucht man nichts zu machen. Andere kann man oft schon mit wenig Aufwand wieder herrichten.“ Das Entscheidende an dieser Variante ist, dass hier die dicken Betonwände bereits vorhanden sind. „Bei älteren Luftschutzkellern schauen wir uns vor allem an, ob die Tür noch richtig schließt“, sagt Piejde.

Außerdem muss meistens die Belüftungsanlage getauscht werden. Jeder Schutzraum sollte über eine solche Anlage verfügen, da sonst der Sauerstoff irgendwann knapp wird. „Die Luftzufuhr ist natürlich ganz entscheidend.“ Dabei filtert die Anlage auch nukleare, biologische und chemische Partikel aus der Luft heraus. Für eine neue Tür muss inklusive Einbau mit mindestens 13.000 gerechnet werden, eine neue Belüftungsanlage gibt es ab 10.000 Euro, jeweils inklusive Montage.

Und was kann man tun, wenn man in einem Mehrfamilienhaus lebt? „Hier sind die Möglichkeiten eher begrenzt“, sagt Peter Aurnhammer vom DSZ. „Ein Keller gehört meist zum Gemeinschaftseigentum, da müsste sich dann die Wohnungseigentümergemeinschaft darauf einigen, gemeinsam einen Schutzraum zu bauen.“ Mieter können im eigenen Kellerabteil eine mobile Schutzzelle aus Stahl, einen sogenannten Panikraum, aufstellen. Kostenpunkt: mindestens 15.000 Euro.

Sie schützen vor Splittern und Schusswaffen, sind allerdings mit einem unterirdischen, betonierten Schutzraum nicht vergleichbar, da sie unter anderem keinen Schutz vor Strahlung bieten. Gerade in dicht besiedelten Stadtgebieten sind die Bewohner daher besonders auf öffentliche Schutzräume angewiesen. Oder darauf, dass die Zeiten in Deutschland friedlich bleiben.