Wahlkampf in Sachsen und Thüringen: Ein Lichtenhagen-Moment

So viel ist sicher: Sollte am Sonntagabend der blaue Balken, der das AfD-Ergebnis bei den Wahlen in Thüringen markiert, durch die Decke gehen, dann wird die demokratische Politik eine schnelle Erklärung dafür parat haben. Und sie wird vertraut klingen: Es war eine Protestwahl, wird es heißen, gegen die Ampel, vor allem auch gegen die Asylmigration.

Natürlich spricht nichts dagegen, über Islamismus, Terrorbekämpfung und auch Migration und Abschiebepraxis zu sprechen. Besonders die CDU aber agiert mit einer Dringlichkeit, die den Eindruck vermittelt, es stünde unmittelbar eine Katastrophe bevor. CDU-Chef Friedrich Merz forderte die Ausrufung einer nationalen Notlage, um einen Aufnahmestopp gegen Syrer und Afghanen zu verhängen. Und schon drei Tage nach dem Anschlag hatte die Ampel, die sich sonst auf nichts einigen kann, ein Maßnahmenpaket mit schärferen Asylregeln vorgelegt. Kurz darauf tauchten Beweisfotos von 28 Abschiebungen nach Afghanistan auf, und der Kanzler verspricht: Es werden noch mehr werden.