Wahl in Ecuador: Wie viel USA will Ecuador?

Ein Konvoi aus gepanzerten Militärfahrzeugen und Geländewagen rauscht durch die Straßen von Guayaquil. Rotorenlärm dröhnt vom Himmel. Kurz nach sechs Uhr morgens stoppt der Tross in einem Armenviertel der Hafenstadt. Zwei Männer mit Schutzwesten steigen aus, dann ein Mann im grauen Poloshirt: Es ist Erik Prince, Gründer des berüchtigten Militär- und Sicherheitskonzerns Blackwater. Sein Unternehmen geriet einst in die Schlagzeilen, weil seine Söldner im Irak unbewaffnete Zivilisten töteten. Jetzt soll Prince in Ecuador eingreifen.

Im März hatte Ecuadors Präsident Daniel Noboa eine „strategische Allianz“ mit dem ehemaligen Elitesoldaten und Vertrauten von US-Präsident Donald Trump angekündigt. An diesem Tag dann zeigte sich Prince erstmals öffentlich im Land, der Innen- und der Verteidigungsminister an seiner Seite. Die Inszenierung kurz vor der Wahl, die an diesem Sonntag in der zweiten Runde entschieden wird, war unmissverständlich: Es geht darum, Stärke zu zeigen. Als Prince später in die Mikrofone der ecuadorianischen TV-Sender spricht, stehen vermummte Soldaten mit Maschinengewehren hinter ihm. Seine Botschaft an die Wählerinnen und Wähler: „Sie können entscheiden, die Narcos zu bekämpfen und Recht und Ordnung wiederherzustellen – oder den Weg Venezuelas einzuschlagen.“ Was Prince meint: Nur mit Noboa gibt es Sicherheit – sonst drohen Chaos, Krise und Massenflucht.


Wahl in Ecuador: Auf den Straßen von Guayaquil: Präsident Daniel Noboa lebensgroß auf Pappe

Auf den Straßen von Guayaquil: Präsident Daniel Noboa lebensgroß auf Pappe

Einst galt Ecuador mit seinen rund 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern als eine Insel des Friedens in der Region. Doch innerhalb weniger Jahre hat sich der kleine Andenstaat zum Land mit der höchsten Mordrate Lateinamerikas entwickelt. Laut der Organisation InSight Crime nutzen mexikanische und kolumbianische Drogenkartelle Ecuador als Transitland, auch die albanische Mafia soll involviert sein. Besonders in Guayaquil, der größten Stadt des Landes, und entlang der Pazifikküste liefern sich rivalisierende Banden blutige Machtkämpfe. Immer wieder kommt es zu Massakern. Leichen hängen von Brücken, und sogar Kinder verschwinden. Der Hafen von Guayaquil ist eines der wichtigsten Drehkreuze für den Export von Kokain aus den benachbarten Anbauländern Kolumbien und Peru – auch nach Europa.

Noboa, 37 Jahre alt und Sohn eines der reichsten Männer des Landes, versprach bei Amtsantritt einen harten Kurs. Im Januar 2024 erklärte er 22 bewaffneten Banden den Krieg, schickte das Militär in die Gefängnisse und auf die Straßen. Doch beruhigt hat sich die Lage nicht. Allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres wurden mehr als 1.500 Menschen umgebracht, so viele wie noch nie in diesem Zeitraum.

Um die Bandengewalt in den Griff zu bekommen, setzt Noboa nun auf Hilfe aus dem Ausland: Neben Blackwater-Gründer Prince und seiner Firma, die mittlerweile mehrfach umbenannt wurde, will er bald auch US-amerikanische Soldaten nach Ecuador holen. Doch ob es dazu kommt, hängt von seiner Wiederwahl ab. Denn Gegenkandidatin Luisa González hat ganz andere Pläne.

Längst bei Donald Trump vorgesprochen

Die Rolle der USA ist in Ecuador umstritten. Schon im Zweiten Weltkrieg betrieben sie einen Militärstützpunkt auf den Galapagosinseln vor der Küste Ecuadors, ab 1999 auch in der Hafenstadt Manta auf dem Festland – offiziell, um den Drogenhandel zu bekämpfen. Menschenrechtler warfen der US-Armee jedoch Rücksichtslosigkeit und Übergriffe vor, insbesondere gegenüber lokalen Fischern.


Wahl in Ecuador: Will Daniel Noboa im Krieg gegen die Drogenbanden helfen: Blackwater-Gründer und Trump-Vertrauter Erik Prince in Guayaquil.

Will Daniel Noboa im Krieg gegen die Drogenbanden helfen: Blackwater-Gründer und Trump-Vertrauter Erik Prince in Guayaquil.

2009, unter dem linken Präsidenten Rafael Correa, mussten die US-Amerikaner abziehen. Mit einer Verfassungsänderung verbot Correa ausländische Truppen im Land und wurde damit zur Symbolfigur für Antiimperialismus und Unabhängigkeit. Gleichzeitig verschob er das geopolitische Gewicht: Ecuador verschuldete sich in Milliardenhöhe bei China. Kritiker machen den Abzug der US-Truppen auch mitverantwortlich dafür, dass sich kriminelle Banden lange ungehindert ausbreiten konnten.

Jetzt will Noboa die Verfassung wieder ändern – und damit den Weg für neue US-Stützpunkte frei machen. Dafür bräuchte er die Zustimmung des Parlaments. Unabhängig davon scheinen die beiden Länder aber schon an konkreten Plänen zu arbeiten: Laut CNN existieren bereits erste Entwürfe für einen neuen US-Marinestützpunkt in Manta, mit Unterkünften für längere Einsätze. Noboa selbst war kürzlich zu Gast bei US-Präsident Donald Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida. Kurz darauf reisten Noboas Innen- und Verteidigungsminister nach Washington, D. C. Das Pentagon bestätigte Gespräche über eine verstärkte Sicherheitskooperation.