Wadephul in China: Selbstbewusstes Auftreten lohnt sich

Das konziliante Verhalten der chinesischen Führung während des Besuchs von Außenminister Johann Wadephul in Peking sollte nicht täuschen. Am Kern der chinesischen Politik gegenüber Europa und Deutschland hat sich nichts geändert seit dem Eklat im Oktober, als Wadephul eine Reise nach China abgesagt hat, weil er dort keine angemessenen Termine bekam.

Entsprechend geringe Erwartungen sollte man in Deutschland daran haben, dass dem deutschen Außenminister ein Entgegenkommen beim Export von Seltenen Erden signalisiert wurde. Der Ton kann schnell wieder umschlagen.

Das strategische Ziel im Auge behalten

Die Lehre aus dem Auf und Ab im deutsch-chinesischen Verhältnis in den vergangenen Wochen sollte sein, dass Deutschland sich im Rahmen der EU darum bemüht, die wirtschaftliche Abhängigkeit von China – nicht nur bei den Seltenen Erden – zu verringern.

Kluge Politik besteht darin, für den Augenblick in China so viele Zugeständnisse auszuhandeln wie möglich, aber darüber das strategische Ziel größtmöglicher Unabhängigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.

Der relativ freundliche Empfang für Wadephul am Montag zeigt, dass es richtig war, auf den di­plo­ma­tischen Affront im Oktober mit einer demonstrativen Absage der Reise zu reagieren. Auch wenn China in einer deutlich stärkeren Position als Europa ist, zahlt sich selbstbewusstes Auftreten aus.

Source: faz.net