Vorwürfe gegen Schiedsrichter Petersen – „Was da heute ablief, war unter aller Sau“

Die Aufregung nach drei Platzverweisen gegen Werder war groß. Einige Bremer wittern Vorsatz bei Schiedsrichter Martin Petersen. Ole Werner aber stellt sich selbst an den Pranger. Dann tritt der Unparteiische vor die Kameras und erklärt seine Entscheidungen.
Die nackten Fakten lieferten zunächst einmal drei Ausfälle für das kommende Auswärtsspiel beim FC Bayern. Durch die Gelb-Roten Karten gegen Niklas Stark und Marco Friedel fehlen Werder Bremen am nächsten Wochenende in München beide Innenverteidiger. Zudem sah Trainer Ole Werner nach dem Schlusspfiff Rot.
„Das ist natürlich nicht von Vorteil, vor allem wegen so was. Aber das kriegen wir schon hin. Wir haben noch ein paar Innenverteidiger auf der Bank. Die müssen dann nächste Woche ran“, sagte Torwart Michael Zetterer bei DAZN nach dem 1:0 (1:0) gegen Mainz 05 mit Blick auf die kommende Partie: „Es war viel Hektik am Ende, unnötig glaube ich. Ein teuer erkaufter Sieg“, bilanzierte Bremens Leiter Lizenzbetrieb, Peter Niemeyer.
Doch in den Stunden nach dem Freitagabendspiel ging es weniger um die zukünftigen Ausfälle, als das von Zetterer erwähnte „so was“.
Gemeint waren damit die Entscheidungen von Schiedsrichter Martin Petersen, der in einer hektischen Schlussphase zunächst Bremens Niklas Stark (90.+3) wegen Spielverzögerung und Marco Friedl (90.+4) vom Platz gestellt hatte und vom Bremer Publikum mit Pfiffen und Beschimpfungen bedacht wurde.
„Ole Werner gibt Stark den Ball, und Starki gibt ihn dann weiter an Mitch. Und dann gibt es Gelb-Rot“, schilderte Bremens Siegtorschütze Leonardo Bittencourt die Szene in der Nachspielzeit und erinnerte an eine Situation vom vergangenen Wochenende beim 2:2 in Dortmund, als dem BVB ein eigentlich irregulär erzieltes Tor anerkannt worden war und es möglicherweise Platzverweis gegen Juliann Ryerson hätte geben müssen: „Wir hatten letzte Woche einen Schiri, der meinte: ,Hey Leo, ich weiß, der Ryerson hat schon Gelb, aber ich kann ihm jetzt beim Einwurf keine Gelb-Rote Karte geben. Das mache ich nicht.‘ Heute hatten wir dann einen Schiedsrichter, der das ganze Spiel eine gewisse Linie gefahren ist – uns gegenüber. Und da bin ich kein Freund davon. Wir sind alle Menschen, und ich bin glaube ich ein sehr kommunikativer Typ zu den Schiedsrichtern. Aber was heute auf dem Platz ablief, war für mich unter aller Sau.“
Bittencourt störte sich am Gesamtauftritt des Unparteiischen, kritisierte diesen aber vor allem auch für den nachträglichen Platzverweis gegen seinen Trainer: „Die Schiedsrichter haben eine ganz schöne Arroganz an den Tag gelegt. Hut ab. Das muss man erst mal so hinbekommen, mal wieder irgendwelche Roten Karten zu verteilen. Ohne Not, ohne Nichts. Ich kenne unseren Trainer, ein ruhiger Artgenosse eigentlich. Und ich glaube auch nicht, dass er irgendwas gesagt haben kann, um eine Rote Karte zu bekommen. Egal, wie sehr Ole Werner aus seiner Haut fährt, er ist kein Typ. Er ist eigentlich ein fairer Sportsmann. Man sieht es auch, er gibt auch die Hände, das kann ich mir nicht vorstellen. Aber es war das ganze Spiel von Martin Petersen so“, sagte Bittencourt und unterstellte dem Unparteiischen Vorsatz: „Er hat Bock gehabt, Werder Bremen Rote Karten zu zeigen. Warum auch immer. Aber da müssen die sich hinterfragen. Wir haben gewonnen und drei Punkte geholt. Heute konnte uns nichts aufhalten.“
Zumindest bezüglich des Platzverweises gegen Werner, wurde er von seinem Trainer korrigiert. „Ich hatte mich nicht im Griff. Das darf mir nicht passieren. Ich kann mich dafür nur entschuldigen, da war ich ein schlechtes Vorbild. Das war sicherlich nicht das, wie man sich als Trainer verhalten sollte“, sagte Werner in einem überraschenden wie selbstkritischen Statement bei DAZN: „Ich glaube, man kennt es von mir auch nicht unbedingt so. Umso mehr erschreckt es mich selber auch ein wenig. Ich glaube, da hat sich in den letzten Wochen ein bisschen was aufgestaut bei mir. Aber dafür kann ich mich, wie gesagt, nur entschuldigen.“
Petersen erklärt die Platzverweise
Abschließend meldete sich dann sogar noch Petersen selbst zu Wort und erklärte seine Entscheidungen. „Richtung Ende des Spiels kam es immer mehr zu Spielverzögerungen. Ich hatte auch im Vorfeld den Torwart von Bremen verwarnt wegen Spielverzögerung. Und in dem Fall war es dann so, dass der Spieler Stark den Ball bekommen hat, am richtigen Ort stand und gut hätte einwerfen können. Für mich war das Maß dann erreicht für eine Gelbe Karte, weil er dann Ball dann weitergibt, an der der Uhr drehen möchte, damit Zeit schinden möchte, und deshalb habe ich dann eine Gelb-Rote Karte ausgesprochen“, sagte er über seinen Platzverweis gegen Stark.
Beim Bremer Kapitän Friedl sei der Fall anschließend anders gelagert gewesen. „Da ging es um die Art und Weise“, erklärte Petersen: „Der Spieler Friedl läuft mir hinterher und toucht mir mehrfach auf den Rücken. Das fand ich schon unangemessen, und dann hört er auch nicht auf. Ich sagte dann: ,Es reicht irgendwann auch.‘ Und er läuft mir dann wieder hinterher, ich laufe dann wieder aus der Situation raus, dann kommt er noch mal hinterher, und irgendwann ist dann auch bei einem Kapitän das Maß erreicht, was dann nicht mehr erträglich ist und auch nicht mehr geht, und dann hat er auch die Gelb-Rote Karte bekommen.“
Bezüglich seines Disputs mit Ole Werner gebe es dagegen nichts mehr zu sagen: „Es sind Worte gefallen, die nicht in Ordnung waren. Er ist auch nach dem Spiel in meine Kabine gekommen und hat sich entschuldigt. Deshalb ist das Thema auch erledigt. Zwischen mir und Ole Werner gibt es kein Problem“, sagte Petersen zum Abschluss eines denkwürdigen Abends im Bremer Weserstadion.
Source: welt.de