VDA hält EU-Zölle gegen China zu Gunsten von kontraproduktiv

Die angedachten Einfuhrzölle der Europäischen Union für batterieelektrische Autos aus China wären für die europäische Autoindustrie kontraproduktiv. Zudem könnte es die Transformation der Autoindustrie in Richtung Elektromobilität behindern. Dies ist die offizielle Position des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) zu den „Anti-Subventionszöllen“ auf chinesische E-Autos, die die Europäischen Kommission im Juni ankündigte. Sie sollen am 4. Juli in Kraft treten.

„Die Europäische Kommission sollte auf die angekündigten Anti-Subventionszölle verzichten und eine Verhandlungslösung mit China finden“, empfiehlt der VDA. Ausdrücklich begrüßt wurde der zuletzt stattgefundene Dialog zwischen Brüssel und Peking. Entscheidend sei, dass dieser Dialog auch ernsthaft geführt werde. Ziel sind aus der Sicht des VDA faire Wettbewerbsbedingungen für alle Akteure, die zugleich auch der Transformation dienten.

Der VDA wünscht sich langfristig sicheren Zugang zu Rohstoffen, den Abbau von Marktzugangshemmnissen, sowie Transparenz über die Handels- und Subventionspolitik auf beiden Seiten. Vorgeschlagen wird ein europäisch-chinesischer Handelsrat, der über die Rahmenbedingungen der wirtschaftlichen Beziehungen spricht.

Das von der EU-Kommission unterstellte Bedrohungsszenario durch chinesische Autoeinfuhren sieht der VDA nicht: Mittel- und langfristig sei „keine übermäßige Marktdurchdringungen chinesischer batterieelektrischer Fahrzeuge zu erwarten“, heißt es in der VDA-Stellungnahme. Nach aktuellen Prognosen werde der Marktanteil chinesischer Hersteller am gesamten Pkw-Markt in Europa zwischen 5 und 10 Prozent betragen. Im Jahr 2023 hätten deutsche Hersteller zehn Mal so viele Elektro-Pkw in China verkauft wie chinesische Hersteller in Deutschland. Insgesamt wurden im Vergleich hundert Mal so viele Pkw in China wie chinesische Hersteller in Deutschland abgesetzt.

Deutschland profitiert vom offenen Handel

Die angekündigten EU-Zölle auf chinesische Elektroautos haben nach Meinung des VDA nur Nachteile: Zum einen würden damit auch europäische Unternehmen oder deren Gemeinschaftsunternehmen mit Fertigung in China getroffen. Zweitens habe die EU, vor allem Deutschland, von offenem internationalen Handel profitiert. 2023 seien aus Deutschland Pkw im Wert von 15,1 Milliarden Euro nach China exportiert, der Import habe einen Wert von 4 Milliarden Euro gehabt. Drittens gebe es ein reales Risiko von Vergeltungsmaßnahmen. Die könnten besonders exportorientierte europäische Branchen treffen. Deutschland würde unter der von China ins Spiel gebrachten Zollerhöhung für Pkw ab 2,5 Liter Hubraum in Mitleidenschaft gezogen. Zu dieser Kategorie gehöre ein Drittel der 216.000 Pkw, die 2023 aus Deutschland nach China exportiert wurden. Zudem hätten deutsche Hersteller von anderen EU-Fabriken außerhalb Deutschlands 48.000 Pkw mit mehr als 2,5 Liter Hubraum nach China exportiert.

Zu den kontraproduktiven Effekten von Zöllen gehört nach Meinung des VDA auch der Umstand, dass der Hochlauf der Elektromobilität gebremst werde. Die europäische Autoindustrie sei derzeit auf Rohstoffe und Batterieeinfuhren angewiesen. Mit EU-Zöllen würden diese Autos verteuert oder gar nicht auf den Markt kommen. Es würde auch keine preisgünstigeren Elektroautos geben, mit denen der Absatz in diesem Segment gestärkt werden könne.

Keinesfalls könnten Zölle die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie stärken. Dafür fordert der VDA die Förderung von Innovationskraft, die Sicherung von Rohstoffabkommen und Freihandelsabkommen mit Drittmärkten. „Wettbewerbsfähigkeit entsteht durch Wettbewerb“, schreibt der VDA.