USA | Donald Trump hat begonnen, sich aufwärts den Panama-Kanal einzuschießen

1977 wurde Panama die volle Souveränität über die Kanalzone durch einen Vertrag mit den USA zuerkannt. Die neue US-Regierung scheint daran rütteln zu wollen. Den Beziehungen zu Lateinamerika wird das schaden


Containerschiffe warten auf die Durchfahrt durch den Panama Kanal, 2024

Foto: Matias Delacroix/picture alliance/associated press


Wir holen ihn zurück.“ Donald Trump möchte den Panamakanal haben. In seiner Rede zur Amtseinführung klang das wie eine aus der Zeit gefallene imperiale Ambition. Doch verrückt ist es nicht, man denke an die Panama-Invasion der US-Armee im Dezember 1989. Die Spezialoperation, wie man sagen könnte, brachte seinerzeit den Staatschef Manuel Noriega zu Fall. Lange Jahre war er ein Bundesgenosse, finanziert von der CIA als Helfer im Krieg gegen den Kommunismus und für US-Interessen. Der ehemalige CIA-Direktor und damalige US-Präsident George H. W. Bush trat im Fernsehen auf: Noriegas „unverantwortliche Drohungen und Angriffe auf Amerikaner in Panama“ hätten dort 35.000 US-Bürger in Gefahr gebracht.

Das Ganze hieß „Operation Just Cause“, die USA verspürten Oberwasser kurz nach dem Fall der Mauer in Berlin. Die US-Streitkräfte töteten hunderte Panamesen. Noriega suchte Zuflucht in der Botschaft des Vatikans, wurde in die USA verschleppt als Kriegsgefangener und in Miami als „Drogenschmuggler“ verurteilt. Bush sprach von Demokratie.

Donald Trump hat sich bereits auf den Panamakanal eingeschossen. Nachdem Präsident José Raúl Mulino erklärte, die Kanalzone sei Teil Panamas und werde das bleiben, entgegnete Trump: „Das werden wir sehen!“ In einer Rede in Mar-a-Lago hieß es: „Könnte sein, dass man etwas tun muss.“ Vor Trumps Rückfall in die Vergangenheit konnte man annehmen, die Sache mit dem Kanal sei abgehakt. Gebaut wurde die Wasserstraße gemäß einem Abkommen der USA mit einer Amerika hörigen Panama-Regierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die 82 Kilometer lange Schlagader des Welthandels verbindet Atlantik und Pazifik. Dabei ging es nie nur um internationalen Schiffsverkehr: In einer jahrzehntelang von den USA gemieteten Kanalzone gab es ein gutes Dutzend US-Militäreinrichtungen, darunter die „School of the Americas“, in der zehntausende lateinamerikanische Militärs ausgebildet wurden.

Spektakuläre Zeremonie

Dann kam das Jahr 1977, und Washington erlebte im September ein spektakuläres Polittheater. Der chilenische Diktator Augusto Pinochet, der argentinische Jorge Videla und ein Dutzend weiterer Staatschefs aus Mittel- und Südamerika waren zu einer historischen Vertragsunterzeichnung geladen. Präsident Jimmy Carter und Panamas Staatschef Omar Torrijos signierten zwei Verträge, die Panama Souveränität über den Kanal zuerkannten, zugleich den USA das Recht einräumten, die Neutralität des Kanals zu sichern. Die Abkommen seien ein „Symbol des gegenseitigen Respekts und der Kooperation“, so Carter.

Die einstige Übereinkunft zum Kanalbau habe man „in einer ganz anderen Welt“ getroffen. Mittlerweile sei die US-Kontrolle über den Kanal „ein Hindernis für bessere Beziehungen zu Lateinamerika“. Carters republikanischer Vorgänger Gerald Ford und republikanische Politiker der alten Schule waren für die Verträge, der heranwachsende rechtspopulistische Flügel votierte dagegen. Ein Wortführer war Ex-Schauspieler und Präsidentenbewerber Ronald Reagan, dem Beifall sicher war, als er verkündete: „Was den Kanal betrifft – wir haben ihn gebaut, wir haben für ihn bezahlt, wir sollten Torrijos und Co. sagen, dass wir ihn zu behalten beabsichtigen!“

Und nun Donald Trump, der sich gern als Friedenspräsident in Szene setzt, aber in seiner Antrittsrede erklärt hat, die USA würden sich als „wachsende Nation“ verstehen, „deren Territorium expandiert“. Gewiss hat dieser Präsident in der ersten Amtszeit viel gedroht, ohne dass viel passiert wäre. Nun äußern Kommentare Skepsis. Wie wichtig ihm die Sache sei, könne man der Tatsache entnehmen, dass die erste Auslandsreise seines Außenministers Marco Rubio u.a. nach Panama führt. Und Druckmittel gäbe es genug gegen das kleine Land.

1989 hätte man nicht erwartet, dass Bush sen. kurz vor Weihnachten 27.000 Soldaten nach Panama schickt. Diese Invasion ist längst dem kollektiven Gedächtnis der USA entschwunden oder gilt nicht als „richtiger Krieg“. Gut zwei Jahre danach jedoch begann der Feldzug gegen den Irak Saddam Husseins zur Befreiung von Kuwait. Ebenso wenig wie die Intervention gegen Panama hatte man erwartet, dass Ronald Reagan 1983 die Karibikinsel Grenada erobern lässt, um angeblich bedrohte Studenten aus den USA zu schützen und eine Kuba nahestehende Regierung zu stürzen. „Nun sind unsere Tage der Schwäche vorbei“, sagte Reagan. Ein solcher Machtbeweis ließ jubeln: USA, USA, USA!