USA: Amerikanische Schwäche

Als Donald Trump und seine Leute vor fast einem Jahr ins Weiße Haus einzogen, wussten sie um die Gefahr einer Überdehnung der amerikanischen Macht, die schon Barack Obama beschäftigt hatte. Die Vereinigten Staaten verfügen nicht länger über die wirtschaftliche Stärke für eine dominierende Weltrolle wie unter George W. Bush. Die sehr stark wachsende Staatsverschuldung deutet diese Überdehnung ebenso an wie der vor allem im Vergleich zu China beängstigende Bedeutungsverlust der Industrie.

Trump hat diese Schwächen gesehen, aber er dachte, er könne sie im Stile eines starken Mannes anpacken, der nichts weniger braucht als Partner und der niemanden flegelhafter behandelt als jahrzehntelange Verbündete in Europa. Gegenüber China gab er nach einem lauten Dröhnen schnell klein bei; zur Lösung eines kriegerischen Konflikts mit Moskauer Beteiligung schickte er außenpolitische Amateure in den Kreml in der Hoffnung auf eine gemeinsame Ausbeutung von Rohstoffen.

Die größte Bedrohung für diese irrlichternde Politik lag von Beginn an in wirtschaftlichen Kosten für die amerikanischen Konsumenten. Sie werden spürbarer, weil sich die Lasten aus den Zöllen natürlich nicht vom eigenen Land fernhalten lassen. Die ersten Wahlen gingen für die Republikaner nicht gut aus, die Umfragen waren schon besser, und in der MAGA-Bewegung zeigen sich Bruchlinien. Gegen hohe Lebenshaltungskosten für die Masse der Amerikaner helfen auch keine Pseudoweisheiten von Silicon-Valley-Milliardären.

Eine rationale Politik versuchte, sich der Sorgen der Wähler anzunehmen und die internationalen Herausforderungen, von denen nach Ansicht von Ökonomen vor allem China profitiert, mit erprobten Partnern anzugehen. Stattdessen versucht sich Washington an der selbst verschuldeten Pein der Europäer mit der Veröffentlichung einer Sicherheitsstrategie zu delektieren, die auf dem Alten Kontinent prompt ein großes Zittern auslöst. Doch existiert in einer globalisierten, eng vernetzten Welt für Washington keine Rückkehr zur Monroe-Doktrin des 19. Jahrhunderts. Das Schicksal der Welt entscheidet sich heute wie früher in Eurasien.