US-Zollpolitik: Was Trumps Zölle aufwärts Medikamente zu Gunsten von Deutschland bedeuten

Jetzt also auch noch Medikamente. US-Präsident Donald Trump hat Zölle
von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten ab
1. Oktober angekündigt. Für die deutsche Pharmaindustrie, die stark in
die USA exportiert, wird damit ein Schreckensszenario
Realität. Was bedeuten die Zölle nun für die Pharmabranche und Patienten? Und drohen noch mehr Arzneiengpässe? Lesen Sie hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Wie wichtig sind die USA für die deutsche Pharmabranche?

Die Abhängigkeit der deutschen Arzneimittelfirmen vom US-Markt ist groß. Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Exportland für die Branche. 2024
gingen dem Statistischen Bundesamt zufolge Waren im Wert von 27
Milliarden Euro und damit knapp ein Viertel der deutschen Pharmaexporte
in die USA. Damit ist die deutsche Pharmabranche wesentlich stärker vom
US-Markt abhängig als etwa der Maschinenbau und die Chemieindustrie.
Besonders gefragt waren etwa Impfstoffe.

„US-Zölle setzen den Pharmastandort Deutschland unter
Druck“, sagt Jasmina Kirchhoff, Projektleiterin der Forschungsstelle
Pharmastandort Deutschland beim Institut der deutschen Wirtschaft.

Die
USA sind auch deshalb so wichtig für die deutsche Pharmabranche, weil
Amerika ein sehr lukrativer Absatzmarkt ist: Dort gibt es keine so
strenge Preisbindung für Medikamente wie in Deutschland, wo der
Gesetzgeber in den Markt für verschreibungspflichtige Medikamente
eingreift. Deshalb sind in den USA die Arzneipreise in der Regel deutlich höher
als in anderen Industrieländern. Trump will das ändern.

Deutsche
Pharmaunternehmen sind auch vor Ort stark vertreten. Der
Merck-Konzern etwa beschäftigt in den USA über 14.000 Menschen an über 70
Standorten.

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Bedrohen die Zölle die Produktion in Deutschland?

Deutschland hat im vergangenen Jahr Pharmazeutika im Wert von 12,1 Milliarden Euro
aus den USA importiert, knapp 17 Prozent der Brancheneinfuhren. Dazu kommen gut zwölf Prozent der Vorprodukte aus den USA, darunter sterile Schläuche für
die Arzneiproduktion.

Bei einem Handelskrieg
könnten sich Vorprodukte stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen,
warnt der Pharmaverband vfa. „Damit würde die
Arzneiproduktion in Deutschland unter Druck geraten, mit Folgen für die
Medikamentenversorgung und die Beschäftigten in der Pharmaproduktion“,
sagte vfa-Chefvolkswirt Claus Michelsen. 

Der
US-Pharmamarkt sei für Deutschland und die EU von zentraler Bedeutung. „Zugleich ist der Markt wichtig für Innovation,
Investitionen und Zulassungen – die amerikanische Zulassungsbehörde FDA
gilt als globaler Taktgeber. Zölle oder Importbeschränkungen könnten europäische Hersteller empfindlich treffen und bestehende Lieferketten stören.“

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Drohen neue Engpässe bei Medikamenten?

Die Apothekervereinigung ABDA fürchtet, dass sich US-Zölle negativ auf die Arzneiversorgung in Deutschland auswirken könnten. Wenn der wichtige Pharmamarkt USA durch Zölle
behindert werde, „kann das dazu führen, dass die Produktion in
Deutschland durch mangelnde Wirtschaftlichkeit eingeschränkt wird“, sagte Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände. Die Lieferketten seien schon seit Jahren
instabil.

In den vergangenen Jahren waren immer wieder
Medikamente wie Blutdrucksenker, Fiebersäfte für Kinder,
Magensäureblocker und Schmerzmittel vorübergehend nicht verfügbar. Viele
Patienten in Deutschland mussten auf Ersatzprodukte ausweichen.

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Wie reagiert die Pharmaindustrie auf die Ankündigung?

Die Branche mahnt, reagiert aber auch mit hohen Investitionen in den USA – offenbar, um Trump etwas anzubieten. Der
Schweizer Pharmariese Roche hatte schon vor Bekanntgabe der neuen Zölle angekündigt, binnen fünf Jahren 50
Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Konkurrent Novartis
will 23 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner US-Anlagen stecken.

Trump stellte passend dazu eine Ausnahme von den Zöllen in Aussicht. Und zwar für Unternehmen, die bereits mit dem Bau einer Produktionsstätte in den USA begonnen
haben.

Bayer-Chef Bill Anderson warnte im Gespräch mit dem Handelsblatt, dauerhaft hohe Aufschläge würden die Branche und deren
Forschungskraft bedrohen.

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