US-Wahlkampf: Biden will offenbar Abendtermine wegen Müdigkeit knapp halten

Einen Tag nach dem Treffen von US-Präsident Joe Biden mit Gouverneuren demokratisch regierter Bundesstaaten sind weitere Details der Gespräche durchgesickert. Laut Berichten der New York Times und des Senders CNN soll Biden gegenüber den Gouverneuren gesagt haben, dass er mehr Schlaf brauche und seine Arbeitszeiten einschränken müsse. Das bedeute auch, Veranstaltungen nach 20 Uhr zu beschränken, schreiben die Medien unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Einige Teilnehmer des Treffens sollen darauf frustriert reagiert haben. 

Biden hatte bei dem Treffen am Mittwoch erneut deutlich gemacht, Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei bleiben zu wollen. „Lassen Sie es mich so klar und einfach wie möglich sagen: Ich kandidiere. Ich bin der Kandidat der Demokratischen Partei. Niemand verdrängt mich“, sagte Biden übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge. Prominente Gouverneure stellten sich nach dem Treffen öffentlich hinter Biden.

Debatte über Bidens Alter

Seit Bidens schwachem Auftritt im TV-Duell gegen seinen republikanischen Herausforderer Donald Trump wird in den USA noch heftiger über die Eignung des 81-jährigen Präsidenten für eine zweite Amtszeit diskutiert. Einige weniger bekannte Vertreter der Demokratischen Partei sowie ein erster Großspender haben seither offen Bidens Rückzug von der Präsidentschaftskandidatur gefordert, prominente Demokraten halten jedoch weiter zu ihm. Das gilt auch für jene Gouverneurinnen und Gouverneure, die als mögliche Alternativen zu Biden gehandelt werden, darunter Kaliforniens Regierungschef Gavin Newsom.

Den Berichten der New York Times und von CNN zufolge soll Biden den Gouverneuren gesagt haben, er habe sich nach dem TV-Duell einer medizinischen Untersuchung unterzogen. Es gehe ihm gut. Bidens Sprecherin hatte mit Blick auf den Auftritt, bei dem der Präsident mit heiserer Stimme und oft undeutlich sprach, Stunden zuvor gesagt: „Er hat sich nicht vom Arzt untersuchen lassen. Es ist eine Erkältung, Leute. Es ist eine Erkältung.“

Biden selbst hat wiederholt Patzer im TV-Duell gegen Trump eingeräumt. Spekulationen und Medienberichte, wonach er einen möglichen Rückzug von der Kandidatur erwäge, wiesen aber sowohl er als auch das US-Präsidialamt mit Nachdruck zurück. „Auf gar keinen Fall“ werde sich Biden zurückziehen, sagte Sprecherin Jean-Pierre. „Er macht weiter als Präsident, er macht weiter mit seinem Wahlkampf.“

Biden gibt erstes TV-Interview seit Duell

Mit besonderer Spannung erwartet werden nun Bidens nächste Auftritte. Für diesen Freitag kündigte der Sender ABC News das erste Fernsehinterview mit Biden seit dem TV-Duell an, das am Sonntag in vollständiger Länge gesendet werden soll. Biden will in den kommenden Tagen zudem nach Wisconsin und Pennsylvania reisen. Beide Bundesstaaten zählen zu den sogenannten battleground states, die als entscheidend für den Ausgang der Präsidentschaftswahl gelten.

Falls sich Biden entgegen seiner Ankündigung doch noch aus dem Wahlkampf zurückziehen sollte, hätten die Demokraten
theoretisch bis zum 19. August Zeit, einen anderen Kandidaten zu
nominieren. Dann kommen die Demokraten zu ihrem Nominierungsparteitag in
Chicago zusammen. Damit ein anderer Demokrat zum offiziellen
Nominierten gekürt werden kann, müsste Biden aber zunächst die
Stimmen der 3.894 Delegierten freigeben, die er bei den Vorwahlen seiner
Partei schon gewonnen hatte. Damit wäre dann eine sogenannte Open
Convention möglich, bei der es den Delegierten freistünde, für einen
anderen Bewerber zu stimmen.