US-Wahl: So läuft die Präsidentschaftswahl in den USA ab
An diesem Dienstag wird in den USA gewählt – neben dem neuen Präsidenten auch der Kongress. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Joe Biden wird dann entweder der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris sein. Erwartet wird ein knapper Ausgang. So läuft der Wahltag ab:
Warum wird in den USA immer dienstags im November gewählt?
Die Präsidentschaftswahl in den USA findet stets an einem Dienstag statt. Hintergrund ist der sogenannte Presidential Election Day Act aus dem Jahr 1845. Dieser legte fest, dass die Wahl am Dienstag nach dem ersten Montag im November abgehalten wird.
Der aus deutscher Sicht ungewöhnliche Wahltag hat damit zu tun, dass im 19. Jahrhundert ein Großteil der Wahlberechtigten in der Landwirtschaft tätig war. Der Monat November wurde gewählt, da der Anbau im Frühjahr und Frühsommer und die Ernte im Spätsommer und Frühherbst erfolgte. In einem Wintermonat wäre wiederum die Anreise zu den Wahllokalen schwieriger gewesen. Der Dienstag galt zudem als pragmatischer Tag zum Wählen: Mittwochs und samstags verkauften die Menschen auf dem Land ihre Lebensmittel auf dem Markt, sonntags gingen sie zur Kirche. Da zu dieser Zeit viele Menschen auf dem Land lebten, musste mindestens ein Tag eingeplant werden, um zum Wahllokal zu gelangen. Somit schieden der Montag und der Donnerstag als mögliche Wahltage aus, da die Wählerinnen und Wähler sonst am Sonntag oder Mittwoch hätten anreisen müssen. Der christliche Feiertag Allerheiligen schloss den Monatsersten aus, sodass der Dienstag nach dem ersten Montag im November aus damaliger Sicht der beste Wahltag war.
Heute ist der Wahltag für viele Menschen in den USA indes ungünstig. US-Unternehmen sind nicht verpflichtet, ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern am Wahltag freizugeben. Auch aus diesem Grund werden sogenannte Early Votings – also die vorzeitige Stimmabgabe im Wahllokal – und Briefwahl immer beliebter.
Wie kann gewählt werden?
US-Wähler haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Stimme abzugeben. Neben dem Wählen am Wahltag existiert grundsätzlich in allen Bundesstaaten das Early Voting – also frühzeitiges Wählen. Die Menschen können dort mindestens sechs Tage vor dem offiziellen Termin wählen gehen. Es gibt jedoch unterschiedliche Bedingungen: In Texas dürfen beispielsweise nur Menschen über 65 Jahre oder solche, die sich am Wahltag nachweislich nicht in der Region aufhalten, im Voraus und auch per Briefwahl wählen.
Die Briefwahl hat in einigen Staaten bereits vor mehreren Wochen begonnen. Auch Präsidentschaftskandidatin Harris hat mitgeteilt, ihre Stimme per Briefwahl abgegeben zu haben.
Wann sind die Wahllokale geöffnet?
In den Bundesstaaten Arizona, Louisiana, Missouri und Illinois öffnen die
Wahllokale bereits früh um 6 Uhr Ortszeit. In New York kann bis 21
Uhr Ortszeit gewählt werden. Die
Wahl beginnt im Ostküstenstaat New Hampshire. Aufgrund
der Zeitverschiebung geben die Menschen in den Bundesstaaten Hawaii und Alaska als Letzte ihre Stimme ab.
Wer in Deutschland die Wahlnacht verfolgen möchte, muss sich auf eine lange Nacht einstellen. Die ersten Wahllokale in den US-Bundesstaaten Georgia, Indiana, Kentucky, South Carolina, Vermont und Virginia schließen am Mittwoch um 1 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Die letzten Wahllokale schließen auf Hawaii um 6 und in Alaska um 7 Uhr.
Wann ist mit ersten Ergebnissen der US-Wahl zu rechnen?
Anders als in Deutschland, wo die vorläufigen Wahlergebnisse traditionell ab 18 Uhr bekannt gegeben werden, gibt es in den USA keine feste Uhrzeit für die Prognose am Wahltag. Lange bevor die offiziellen Ergebnisse vorliegen, veröffentlichen normalerweise Nachrichtenagenturen und US-Medien die Sieger in den einzelnen Bundesstaaten. Sie stützen sich dabei auf Hochrechnungen und politische Analysen sowie auf erste Ergebnisse aus den örtlichen Wahllokalen. Da
ein knapper Wahlausgang wahrscheinlich ist, könnten jedoch viele Medien mit
der Prognose abwarten. In den USA spricht man von einer Wahl, die „too close to call“ ist.
Auch die offiziellen Wahlergebnisse könnten sich bei sehr engen Entscheidungen in bestimmten US-Bundesstaaten lange verzögern. Denn je nach Bundesstaat gibt es unterschiedliche
Auszählungsmodalitäten, mit Computern oder nur auf Papier. Bei sehr knappen Entscheidungen zählen die meisten Staaten manuell nach. Zieht sich die Auszählung lange hin, etwa in die tiefe
Nacht, unterbrechen die Wahlhelfer auch für längere Pausen.
Bei der US-Wahl 2020 sorgten knappe Ergebnisse und viele Briefwahlstimmen dafür, dass erst vier Tage nach der Wahl Medien übereinstimmend Joe Biden zum Wahlsieger erklärten. Der Bundesstaat Georgia teilte als letzter Bundesstaat erst zehn Tage nach der Wahl sein Ergebnis mit.
Ab wann ist die US-Präsidentschaftswahl entschieden?
Um die Präsidentschaftswahl in den USA zu gewinnen, benötigt ein Präsidentschaftskandidat oder eine Präsidentschaftskandidatin mindestens 270 Electoral Votes. Jedem Bundesstaat ist dabei eine bestimmte Anzahl von Wahlmännern und Wahlfrauen zugeteilt, die entsprechend den Wählerstimmen für einen Kandidaten oder eine Kandidatin stimmen.
In einem ersten Schritt werden alle Stimmen ausgezählt und anschließend wird in jedem Bundesstaat ein Sieger ermittelt, wobei in der Regel das Prinzip „Winner takes all“ gilt. Die Frist für die Bekanntgabe der Ergebnisse ist von Staat zu Staat unterschiedlich. Die Ergebnisse müssen aber bis Mitte Dezember vorliegen.
Was geschieht, falls zunächst kein Sieger feststeht?
Was passiert in dem äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass sowohl Trump als auch Harris genau 269 Stimmen auf sich vereinen? Für dieses Szenario hat die US-Verfassung vorgesorgt. Dann wandert die Entscheidung ins US-Repräsentantenhaus, die zweite Kammer des US-Kongresses neben dem Senat.
Im Repräsentantenhaus kommen 435 Abgeordnete aus den Bundesstaaten proportional zu der jeweiligen Bevölkerungsgröße zusammen, also zum Beispiel eine Abgeordnete aus Alabama und 52 aus Kalifornien. Bei einer Präsidentenwahl müssen sich alle Repräsentanten der 50 Staaten auf einen Kandidaten einigen. Das heißt: Präsident oder Präsidentin wird, wer mindestens 26 Delegationen für sich gewinnt.
Dabei hätten die Republikaner um Trump aktuell einen Vorteil. Derzeit kontrollieren sie 26 sogenannte Delegationen, die Demokraten um Harris 22. In den zwei Staaten Minnesota und North Carolina hält es sich die Waage. Doch am Dienstag werden auch alle Sitze des Repräsentantenhauses neu gewählt. Nach einer Analyse des US-Senders ABC könnte sich der Vorsprung des Trump-Lagers dann sogar vergrößern.
Ist schon einmal eine US-Wahl vor Gericht entschieden worden?
Im Jahr 2000 kam es im US-Bundesstaat Florida zu einem denkbar knappen Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl zwischen George W. Bush und Al Gore zugunsten Bushs. Bei einer Nachzählung in einem Stimmbezirk änderte sich das Ergebnis so klar, dass das Gore-Lager daraufhin versuchte, per Gerichtsbeschluss weitere Nachzählungen in Florida zu erzwingen, auch wenn Gore seine Niederlage bereits eingestanden hatte.
Der Supreme Court, das oberste Gericht in Washington, D. C., fällte noch im Dezember 2000 insgesamt drei Urteile zu der Stimmenzählung in Florida, Wochen nach der eigentlichen Wahl. Am 12. Dezember 2000, rund drei Wochen bevor das Electoral College zusammentrat, entschied der Supreme Court schließlich, die Zeit bis dahin sei zu kurz für eine Handauszählung der Stimmen in Florida. Das ursprünglich verkündete Ergebnis blieb bestehen, Bush wurde Präsident.
Wie geht es nach der Wahl weiter?
Offiziell
wird der US-Präsident oder die US-Präsidentin erst Wochen nach der Präsidentschaftswahl gewählt. Am Dienstag
nach dem zweiten Mittwoch im Dezember – dieses Jahr am 17. Dezember – wählen die 538 Wahlleute des sogenannten Electoral College den US‑Präsidenten oder die US-Präsidentin in ihrem
jeweiligen Bundesstaat. Am 6. Januar 2025 werden diese Stimmen im US-Kongress in Washington, D. C., offiziell ausgezählt. Der amtierende Vizepräsident verkündet anschließend den Sieger. Es könnte also passieren, dass Harris sich selbst verkündet, wenn sie gewinnen sollte.
Am 20. Januar 2025
zieht die Person, die die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, in das
Weiße Haus ein und wird als Präsident oder Präsidentin der USA
vereidigt.
Wo kann in Deutschland die Wahl verfolgt werden?
Sobald die ersten Wahllokale in den USA am Dienstagabend
US-amerikanischer Zeit schließen, starten viele deutsche Sender ihre
Liveberichterstattung. Bis dahin ist es in Europa Nacht. In der ARD startet die
Sendung Harris gegen Trump: US-Wahl live um 1 Uhr nachts am 6. November.
Das ZDF beginnt schon um 0.30 Uhr mit ihrer Liveberichterstattung, Phoenix und 3sat
eine Viertelstunde später. Auch die privaten Sender RTL und n-tv (ab 1 Uhr) und
Sat.1 und ProSieben (0 Uhr) werden live berichten. Viele US-amerikanische Nachrichtensender
werden zusätzlich über YouTube senden, was in Deutschland jedoch in einigen
Fällen nur über VPN-Zugänge zu empfangen sein wird.
Auf ZEIT ONLINE kann die Wahl in unserem Liveblog verfolgt
werden. Zudem wird in diesem Jahr erstmals in einer 20-stündigen Livesendung aus
dem Berliner Studio von ZEIT ONLINE über die US-Wahl berichtet. Zu Gast sein werden
prominente Gesprächspartner aus Politik, Kultur und Wissenschaft, darunter Sigmar
Gabriel, Carolin Emcke, Luisa Neubauer, Norbert Röttgen und Alice
Hasters.
Mit Material der „New York Times“ und der Nachrichtenagenturen AFP und dpa.
An diesem Dienstag wird in den USA gewählt – neben dem neuen Präsidenten auch der Kongress. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Joe Biden wird dann entweder der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris sein. Erwartet wird ein knapper Ausgang. So läuft der Wahltag ab: