US-Wahl: Obama und Clinton sichern Biden nachher TV-Duell Unterstützung zu

Nach seinem schwachen Auftritt beim TV-Duell gegen Donald Trump haben sich die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama demonstrativ hinter Amtsinhaber Joe Biden gestellt. „Schlechte
Debattenabende kommen vor“, schrieb Obama auf X. „Vertraut mir, ich weiß es“, fügte er hinzu. In der diesjährigen Präsidentschaftswahl gehe es jedoch um die Wahl zwischen einem Menschen, „der sei ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft“ habe, und „einem, der nur an sich denkt“. 

Auch sei es eine Wahl zwischen einem Kandidaten, der die Wahrheit sage, und einem Lügner, schrieb Obama. „Der gestrige Abend hat dies nicht geändert, und das ist der Grund, warum im November so viel auf dem Spiel steht.“ Biden war während Obamas Amtszeit von 2009 bis 2017 Vizepräsident der USA. Obama unterstützt seinen Vize im Wahlkampf immer wieder mit öffentlichem Zuspruch und auch mit gemeinsamen Auftritten.

„Er hat das Land aus dem Sumpf gezogen“

Auch Ex-US-Präsident Clinton verband seine Unterstützung für Biden in einer ersten Reaktion mit einer Warnung vor Trump. „Ich überlasse die Bewertung der Debatte den Experten, aber dies ist, was ich weiß: Es kommt auf Fakten und Geschichte an“, schrieb Clinton, der die USA von 1993 bis 2001 regierte, auf X. „Joe Biden hat uns drei Jahre solider Führung gegeben, uns nach der Pandemie stabilisiert, eine Rekordzahl an neuen Jobs geschaffen, echten Fortschritt bei der Lösung der Klimakrise gemacht und sich erfolgreich um die Abschwächung der Inflation bemüht“, führte Clinton aus. Zugleich habe er das Land „aus dem Sumpf gezogen, den Donald Trump uns hinterlassen hat. Das ist es, was im November wirklich auf dem Spiel steht.“

Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sagte: „Ich werde Präsident Biden nie den Rücken kehren.“ Newsom wird in US-Medien immer wieder als möglicher Kandidat der Demokraten anstelle von Biden genannt.

Der Kommunikationsdirektor von Bidens Wahlkampagne, Michael Tyler, wies unterdessen Berichte zurück, wonach es infolge des TV-Duells in Bidens Umfeld Diskussionen darüber gebe, ob dieser als Präsidentschaftskandidat der Demokraten ersetzt werden solle. Es gebe „keinerlei Gespräche darüber“, sagte Tyler der New York Times zufolge. Biden habe nicht den besten Abend gehabt, doch Trump habe in dem Duell Lügen erzählt. „Besser ein schlechter Abend als ein Kandidat mit einer schlechten Vision für die Zukunft des Landes“, sagte Tyler.

Auch andere prominente Vertreter der Demokratischen Partei, darunter Bidens Vize Kamala Harris, beschrieben die Wahl im November als eine Abstimmung zwischen einem ehrlichen Politiker mit langer Regierungserfahrung und einem Lügner, der die Demokratie bedrohe. Trump hatte in dem TV-Duell im Sender CNN zahlreiche Falschbehauptungen erneuert, darunter zu Themen wie Migration und dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch. Der Ex-Präsident weigerte sich zudem, sich zu einer bedingungslosen Anerkennung des Wahlergebnisses zu verpflichten. Seine vielfach widerlegte Behauptung, bei der Wahl im Jahr 2020 habe es verbreiteten Wahlbetrug gegeben, bekräftigte er.

Diskutiert wird in den USA nach dem TV-Duell allerdings weniger über Trumps Eignung als Präsident denn über jene Bidens. Der Amtsinhaber hatte sich in der Debatte oft verhaspelt und war an vielen Stellen ins Stottern geraten. Die von den Moderatoren vorgegebene Redezeit hielt er selten ein. Zudem sprach er mit heiserer Stimme und undeutlich. Das US-Präsidialamt teilte dazu mit, Biden sei erkältet gewesen. Bidens hohes Alter sorgt in den USA schon seit Monaten für Diskussionen. Der 81-Jährige ist schon jetzt der älteste Präsident in der US-Geschichte. Im Falle seiner Wiederwahl wäre er zum Ende seiner zweiten Amtszeit 86 Jahre alt.

Trump glaubt nicht an Bidens Rückzug

Trump ist nur drei Jahre jünger als Biden, machte im Duell aber einen konzentrierteren und energischeren Eindruck. Zugleich beleidigte er Biden im Laufe der Debatte immer wieder, was der Präsident teilweise konterte.

Am Tag nach dem Duell griff Trump Biden erneut verbal an. „Die Frage, die sich jeder Wähler heute stellen sollte, ist nicht, ob Joe Biden ein 90-minütiges TV-Duell übersteht, sondern ob Amerika vier weitere Jahre mit dem korrupten Joe Biden im Weißen Haus überleben kann“, sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung in Virginia. Dass Biden seine Kandidatur zurückziehe, glaube er aber nicht, fügte Trump hinzu.