US-Chiphersteller: Übernahmespekulationen um Intel

Der kriselnde amerikanische Halbleiterkonzern Intel könnte zum Übernahmekandidaten werden. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge hat der Wettbewerber Qualcomm ihm gegenüber in den vergangenen Tagen Kaufinteresse bekundet. Dies kommt nur wenige Tage, nachdem Intel angekündigt hat, eine Milliardeninvestition in neue Chipwerke in Magdeburg um zwei Jahre zu verschieben.

Es wäre eine Megatransaktion: Intel hat zwar in diesem Jahr an der Börse mehr als 50 Prozent an Wert verloren, die Marktkapitalisierung liegt aber noch immer bei mehr als 90 Milliarden Dollar. Der Bericht ließ Intels Kurs am Freitag ins Plus drehen, zum Handelsschluss kostete die Aktie 3 Prozent mehr als am Tag zuvor. Die Qualcomm-Aktie verlor dagegen 3 Prozent an Wert.

Intel steckt in einer der größten Krisen seiner Geschichte

Dem Bericht zufolge ist es noch sehr ungewiss, ob eine Transaktion zustande kommt. Weder Intel noch Qualcomm wollten sich zunächst dazu äußern. In jedem Fall unterstreicht es aber Intels gegenwärtige Verwundbarkeit, jetzt als Übernahmeobjekt gehandelt zu werden. Der 1968 gegründete Konzern steckt in einer der größten Krisen seiner Geschichte, er wies zuletzt Umsatzrückgänge und hohe Verluste aus. Anfang August verkündete er ein umfangreiches Sparprogramm, zu dem der Abbau von 15.000 Stellen gehören soll. In dieser Woche sah er sich angesichts seiner angespannten Finanzlage zu weiteren Schritten gezwungen, darunter dem zumindest vorläufigen Investitionsstopp in Magdeburg.

Intel war einmal der wertvollste Halbleiterkonzern der Welt, ist aber mittlerweile weit zurückgefallen. Der Wettbewerber Nvidia, der derzeit von seinen Chips für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz profitiert, wird derzeit fast 30 Mal höher bewertet. Qualcomm hat derzeit einen Börsenwert von 188 Milliarden Dollar, also etwas doppelt so viel Intel. Gemessen am Umsatz ist Qualcomm allerdings deutlich kleiner. Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Umsatz bei knapp 36 Milliarden Dollar, Intel kam auf 54 Milliarden Dollar. Im Gegensatz zu Intel war Qualcomm allerdings bis zuletzt sehr profitabel.

Überschneidungen zwischen Intel und Qualcomm sind nicht allzu groß

In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass die amerikanische Regierung einen Zusammenschluss von Qualcomm und Intel als Weg sehen könnte, die heimische Chipindustrie zu stärken. Gleichwohl könnte es angesichts der Größe der beiden Unternehmen kartellrechtliche Hürden geben.

Die Überschneidungen zwischen Intel und Qualcomm sind allerdings nicht allzu groß. Intels Chips werden in erster Linie in Personalcomputern sowie in Rechenzentren eingesetzt. Qualcomm versucht zwar in jüngster Zeit ebenfalls verstärkt, den PC-Markt zu erschließen, und wird hier zunehmend zu einem Wettbewerber von Intel. Ansonsten ist das Unternehmen aber in erster Linie für Halbleiter bekannt, die in Smartphones wie Apples iPhone eingesetzt werden. Es hat auch ein größeres Geschäft mit Chips für Autos.

Anders als Intel stellt Qualcomm seine Chips nicht selbst her. Branchenanalyst Patrick Moorhead von der Beratungsgesellschaft Moor Insights & Strategy sagte dem Fernsehsender CNBC mit Blick auf eine mögliche Übernahme von Intel durch Qualcomm: „Ich sehe darin Synergien.“