Unicef: Zehn Millionen Kinder in der zentralen Sahelzone brauchen dringend Hilfe

April 2020: Kinder stehen in einem behelfsmäßigen Lager in der Provinz Yatenga, Burkina Faso


Foto: Sam Mednick / dpa

Die Zahl der Kinder in Not in den von Dschihadisten terrorisierten westafrikanischen Staaten Mali, Burkina Faso und Niger hat sich binnen zwei Jahren verdoppelt, berichtet das Uno-Kinderhilfswerk. Zehn Millionen Kinder in den drei Staaten bräuchten dringend humanitäre Hilfe, weitere vier Millionen in den Nachbarstaaten seien von der Ausweitung der Gewalt bedroht. »Kinder werden zunehmend Teil des bewaffneten Konflikts, ob als Opfer immer stärkerer militärischer Auseinandersetzungen oder als Ziele nicht staatlicher bewaffneter Gruppen«, sagte die zuständige Unicef-Regionalchefin Marie-Pierre Poirier.

Die Sahelzone erstreckt sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer. In den westafrikanischen Sahelstaaten verüben bewaffnete Gruppen, die teils der Terrormiliz IS und Al-Qaida die Treue geschworen haben, seit Jahren Anschläge. Die Staaten kämpfen mit ausländischer Unterstützung gegen die Islamisten. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Zunehmend erreicht die Gewalt auch die angrenzenden Küstenstaaten Benin, Elfenbeinküste, Ghana und Togo.

Mehr als 8300 Schulen geschlossen

In Burkina Faso sind laut Uno-Daten in den ersten neun Monaten 2022 dreimal so viele Kinder nachgewiesenermaßen getötet worden wie im Vorjahreszeitraum. Die meisten starben demnach durch Schüsse bei Angriffen, durch Sprengstoffanschläge oder explodierende Munitionsreste. Bewaffnete Gruppen würden systematisch Schulen niederbrennen und Lehrer bedrohen, entführen oder töten. In den drei Ländern wurden demnach mehr als 8300 Schulen geschlossen, weil sie zerstört worden waren, Lehrer oder Familien fliehen mussten oder Eltern ihre Kinder aus Angst nicht mehr zur Schule schickten.


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Das Uno-Kinderhilfswerk forderte von allen Konfliktparteien, keine Kinder anzugreifen, internationale Standards im Umgang mit von bewaffneten Konflikten betroffenen Kindern einzuhalten und mit den Vereinten Nationen systematisch an konkreten Strategien zu arbeiten, die Gewalt zu beenden. Die Regierungen der betroffenen Staaten und deren Unterstützer müssten mehr Zugang zu grundlegenden sozialen Dienstleistungen ermöglichen und so Frieden und Sicherheit fördern.

Unicef fordert 473,8 Millionen Dollar für Hilfe

Die Organisation bemängelte dabei auch die geringe Hilfsbereitschaft der Geberländer. Von den 391 Millionen Dollar, die es im vergangenen Jahr an Unterstützung für die Region eingefordert habe, sei gerade mal ein Drittel eingegangen. Für dieses Jahr fordert Unicef 473,8 Millionen Dollar für seinen humanitären Aktionsplan in der zentralen Sahelzone und den angrenzenden Ländern. Die Krise erfordere langfristige Investitionen, um den »gesellschaftlichen Zusammenhalt, die nachhaltige Entwicklung und eine bessere Zukunft für Kinder zu fördern«, erklärte Poirier.


aeh/dpa/AFP