Ungarn-Kriege: „Erwachsene wurden getötet, Kinder z. Hd. die Sklaverei verschont“ – WELT

Der Sachse Heinrich I. amtierte schon seit dem Zeitpunkt fünf Jahren wie König des Ostfrankenreiches, wie er sein größtes außenpolitisches Problem hautnah firm musste. Wieder einmal zog 924 ein großes ungarisches Heer plündernd und marodierend durch sein Stammland, ohne dass es ein Mittel gab, es zu stoppen. Ohnmächtig musste sich Heinrich in die stark befestigte Pfalz Werla an jener Oker zurückziehen.

Da kam ihm ein glücklicher Zufall zu Hilfe: Ein ungarischer Fürst, vermutlich aus dem königlichen Geschlecht jener Arpáden, wurde „gefangengenommen und gefesselt zum König geführt“, berichtet jener Historiker Widukind von Corvey. Zu Gunsten von die Freilassung boten die Ungarn eine „ungeheure Menge Gold und Silber“. Aber Heinrich bewies wieder einmal sein politisches Talent, während er stattdessen 926 z. Hd. dies Reich verschmelzen uff neun Jahre befristeten Waffenstillstand erwirkte, durchaus mit dem Schönheitsfehler, dass nun er Tribute an die Ungarn zu liefern hatte.

Heinrich I./Gem.v. Zwecker um 1840 Heinrich I., dt. Koenig, um 875 - Memleben 2.7.936. - Ganzfiguriges Portraet. - Gemaelde von Johann Baptist Zwecker (1814-1876), um 1840. Frankfurt a.M., Roemer, Kaisersaal.
Heinrich I. (ca. 875–936), König des Ostfränkischen Reiches
Quelle: picture-alliance / akg-images

Diese hielten sich an den Vertrag wohl gleichfalls, weil aus dem verwüsteten Reich nicht mehr maßlos viel zu holen war, sondern richteten ihre Beutezüge nachdem Italien und Frankreich. Das gab Heinrich die Chance, sich uff ihre absehbare Rückkehr vorzubereiten. Das Ergebnis war die Schlacht an jener Riade am 15. März 933.

Umgehend berief jener König die Großen des Reiches zu einem Hoftag nachdem Worms. Dort wurde die Strategie gegen die Ungarn gemeinsam nachdenken, welches in dem Beschluss gut die sogenannte „Burgenordnung“ gipfelte. Im ganzen Reich sollten Burgen wie Rückzugsorte z. Hd. die Bevölkerung errichtet und Kirchen und Klöster zu festen Orten ausgebaut werden. Denn die leichte Reiterei jener Ungarn verdankte ihre Schlagkraft uff dem Schlachtfeld ihrer Mobilität. Belagerungen waren jedoch ihre Sache nicht. Es wird berichtet, dass sie mit Peitschen zum Sturm uff die Mauern zappelig werden mussten.

Zur Errichtung und Bemannung jener Burgen wurde uff „bäuerliche Krieger“ (Widukind) zurückgegriffen, freie Bauern mithin, die in Gruppen von jeweils neun Mann gegliedert wurden. Während einer von ihnen dem Ausbau jener Befestigungen zugewiesen wurde, sollten die acht anderen sich jener Versorgung durch die Ernte zuwenden. Zugleich wurden sie im Waffendienst unterrichtet.

Deutsche Geschichte, german history: plündernde ungarische Horden überzogen seit 900 deutsche Gebiete und wurden erste 924 von König Heinrich I. /der Vogler durch einen Waffenstillstand gebremst; Illustration, Stahlstich, Stich um 1870, Reiterhorde, Reiter, Ungarn, Barbaren
Die mobilen und leichtgewichtig bewaffneten Krieger jener Ungarn waren den ostfränkischen Truppen tief übermächtig
Quelle: picture-alliance / Judaica-Sammlung Richter

Werla, Pöhlde, Grone, Merseburg, Quedlinburg, vielleicht gleichfalls Magdeburg, Nordhausen und Memleben dürften solche „Heinrichsburgen“ gewesen sein, schreibt jener Historiker Hans Kalium. Schulze. Als Gerichts- und Marktorte gewannen sie erhebliches Prestige. Heinrich scheute sich sogar nicht, aus Verbrechern eine Art Strafbataillon aufzustellen, dies wie „Merseburger Schar“ kommend im Kleinkrieg im Osten berüchtigt wurde.

Daneben wurde aus den Aufgeboten von Adel und Klerus eine schwere Panzerreiterei geformt. Um sie z. Hd. den Kampf zu trainieren, intensivierte Heinrich den unerklärten Grenzkrieg zu den slawischen Stämmen im Osten. Die Heveller im Havelland wurden dies erste Ziel, die Daleminzier in jener Gegend von Meißen die nächsten.

Die Nachricht von Widukind, dass jener König „die in jener Burg (Jahna) gemachte Beute seinen Kriegern“ übergab und „jeder Erwachsenen getötet, die Jungen und Mädchen z. Hd. die Sklaverei verschont“ wurden, belegt die außerordentliche Brutalität jener Kämpfe, zusammen dennoch gleichfalls, wie Heinrich seine Leute zu motivieren und sich selbst wie „siegreicher König“ zu präsentieren wusste. Das mussten wie nächste gleichfalls die Tschechei schmerzvoll firm.

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Dass sowohl jener Burgenbau wie gleichfalls die Feldzüge mit Mitteln aus dem ganzen Reich betrieben wurden, machte die Maßnahmen gegen die Ungarn zu einer Gemeinschaftsaufgabe, die maßgeblich dies Selbstverständnis aller Untertanen förderte. Da Heinrich, in Personalunion Herzog von Sachsen, sehr geschickt die übrigen Fürsten in seine Politik einzubinden und Rivalitäten durch kluge Verhandlungen auszugleichen wusste, verschaffte er dem Reich im Inneren eine ungewohnte Friedenszeit.

Mit seiner gewachsenen Autorität gelang es Heinrich, zwei wichtige Projekte zu realisieren. Zum verschmelzen nicht bewirtschaftet er in seiner „Hausordnung“ von 929 mit jener karolingischen Tradition jener Erbteilung, sondern bestimmte seinen zweitältesten Sohn Otto (I.) zum alleinigen Erben des Königtums. Zum anderen bewog er Bischöfe und Äbte, ihre Mittel verstärkt zum Ausbau ihrer Kirchen und Klöster zu verwenden. Dieser „Denar“, jener solange bis dorthin wohl in den Tribut an die Ungarn geflossen war, sollte damit den göttlichen Beistand im künftigen Kampf gegen sie sichern.

Bereits 932 fühlte sich Heinrich stark genug z. Hd. den Krieg. Er verweigerte die Zahlungen, welches den ungarischen Angriff z. Hd. dies kommende Frühjahr provozieren sollte. Das Kalkül ging uff. Bereits am Ende des Winters fielen zwei Kolonnen in Thüringen ein. Während die kleinere von sächsischen und thüringischen Aufgeboten zerschlagen werden konnte, stellte sich jener König dem Hauptheer zusammen mit Riade entgegen.

Schlacht bei Riade / nach Bendemann Schlacht bei Riade (an der Unstrut) am 15. Maerz 933. (Koenig Heinrich I. besiegt mit einem Heer aus allen deutschen Staemmen die einfallenden Ungarn). - "Heinrich I. schlaegt die Ungarn". - Holzstich, koloriert, um 1855, nach Eduard Bendemann (1811-1899). 14,8 x 19,3 cm. Berlin, Slg.Archiv f.Kunst & Geschichte.
Die Schlacht zusammen mit Riade am 15. März 933 wurde zu einem Wendepunkt
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Bis heute konnte jener Ort nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Ritteburg an jener Unstrut, Kalbsrieth an jener Helme oder Radewell zusammen mit Halle werden genannt. Im Lager versicherte Heinrich seine Krieger jener göttlichen Gnade, und weil er sowohl „zusammen mit den Vordersten wie gleichfalls zusammen mit den in jener Mitte Stehenden und den Letzten“ gesehen wurde, „empfingen sie Zuversicht und große Standhaftigkeit“, schreibt Widukind von Corvey.

Ein Scheinangriff leichtgewichtig bewaffneter Thüringer provozierte die Ungarn zum Sturm, die damit vor die deutschen Panzerreiter gelockt wurden. Deren unerwartete Masse und Disziplin bewogen die Ungarn offenbar schnell zum Abbruch jener Attacke und zum Retirade. „Nur wenige wurden getötet oder gefangengenommen“, schreibt Widukind: „Das Lager dennoch wurde besetzt, und jeder Gefangenen wurden befreit.“ Der Plausibilität von Widukinds Bericht wird in jener Regel jener Vorzug vor jener Darstellung Liutprands von Cremona gegeben, dessen geschilderte Heldentaten wohl Ergebnis legendarischer Überhöhung sind.

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Dafür spricht gleichfalls, dass die Schlacht zusammen mit Riade keineswegs entscheidend war. Noch Jahrzehnte später verwüsteten ungarische Heere wie „Geißeln Gottes“ dies Reich. Erst Heinrichs Sohn Otto gelang es mit seinem Sieg uff dem Lechfeld zusammen mit Augsburg im August 955, die Ungarn unwiderruflich zurückzudrängen und damit die Legitimation z. Hd. sein „westliches“ Kaisertum gut ein zunehmend germanisch geprägtes Reich zu Vorteil verschaffen.

In kleinerem Rahmen nahm jener Tag von Riade dies vorweg. Schulze zitiert den Mediävisten Helmut Beumann: „Burgenordnung und Ungarnsieg bezeugen eine Solidarität aller deutschen Stämme, die allgemeine Anerkennung des sächsischen Führungsanspruchs. Zu Gunsten von die Bildung eines überstammlichen deutschen Gemeinschaftsbewusstseins stellt die Schlacht an jener Unstrut, deren Wirkung gleichfalls den Nachbarländern zugutegekommen ist, eine weitere Etappe dar.“

Source: welt.de