Ukraine-Überblick: Ukrainische Erfolge in Cherson, weiter Probleme bei Mobilmachung

Während Russland die international verurteilte Annexion ukrainischer Regionen weiter umsetzt, erkennt es Erfolge des ukrainischen Militärs in den betroffenen Regionen an. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte Geländeverluste seiner Truppen in der illegal annektierten südukrainischen Region Cherson. Auch ein Militärsprecher der von Russland gelenkten Luhansker Führung räumte auf Telegram Erfolge der ukrainischen Truppen bei deren Gegenoffensive ein. Im Bezirk Luhansk hätten sich ukrainische Soldaten bei der Stadt Lyssytschansk bereits festgesetzt, sie würden jedoch weiter von der russischen Armee beschossen. Laut der Nachrichtenagentur AP eroberten ukrainische Truppen außerdem das an der Grenzen zum Donbass gelegene Dorf Torske zurück.

Unterdessen hat das Unterhaus des russischen Parlaments die Annexionsverträge ratifiziert. Die mehr als 400 Abgeordneten der Duma segneten die Gesetze zur Einverleibung der Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja ohne Gegenstimme ab. Zudem verabschiedete die Staatsduma in Eilverfahren Gesetze zur Eingliederung der vier illegal von Russland annektierten ukrainischen Regionen. Das Oberhaus des von der russischen Regierung kontrollierten Parlaments soll voraussichtlich am Dienstag über die Annexion abstimmen. In zahlreichen europäischen Ländern wurden wegen der völkerrechtswidrigen Annexionen die russischen Botschafter einbestellt. 

Gasaustritt aus Nord-Stream-Pipelines noch nicht vollständig versiegt

Über die russische Teilmobilmachung werden weiterhin Problemen berichtet. Nach Einschätzung der britischen Geheimdienste würden sich eingezogene Reservisten derzeit übergangsweise in Zeltlagern versammeln, heißt es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Dies deute darauf hin, dass das Militär Schwierigkeiten habe, die Rekruten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden. 

In der ostrussischen Region Chabarowsk wurden nach Angaben des Gouverneurs etwa die Hälfte von Tausenden Männern wieder nach Hause geschickt, die eigentlich in den Krieg einberufen werden sollten. Die Männer hätten den Auswahlkriterien nicht genügt, hieß es.

Der Austritt von Gas an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee ist anders als erwartet noch nicht vollständig versiegt. Wie die schwedische Küstenwache mitteilte, hat sich an der kleineren der beiden Austrittsstellen an Nord Stream 2 die Fläche, an der Gas aus dem Wasser tritt, sogar vergrößert. Aus der zunächst größeren Austrittsstelle an Nord Stream 1 tritt nach Angaben der schwedischen Küstenwache dagegen kein Gas mehr aus. Norwegen will seine Öl- und Gasanlagen mit Hilfe von Polizisten und Soldaten besser schützen, teilte das Militär mit. 

Weitere Ereignisse des Tages in Kürze:

  • Durch russischen Beschuss in acht ukrainischen Regionen sind nach Angaben der Regierung in Kiew innerhalb von 24 Stunden mindestens zwei Zivilisten getötet und 14 weitere verletzt worden.
  • Der zwischenzeitlich festgenommene Chef des unter russischer Kontrolle stehenden ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja, Ihor Muraschow, ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder auf freiem Fuß.
  • Der italienische Energiekonzern Eni hofft auf eine Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen in dieser Woche.
  • Tschechien ruft seine Bürger aufgrund der immer schlechteren Sicherheitslage auf, Russland zu verlassen.
  • Am Tag der Deutschen Einheit hat Bundeskanzler Olaf Scholz dazu aufgerufen, auch die Einheit der Ukraine zu verteidigen.
  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte, sie nehme Putins Drohungen zum Einsatz von Atomwaffen sehr ernst und warf Russlands Präsident Wladimir Putin „imperialen Wahn“ vor.
  • Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace erteilt einem politischen Ausweg für Putin eine Absage. Seiner Auffassung nach habe Russlands Präsident mehrere Möglichkeiten nicht genutzt, selbst politische Angebote zu machen.
  • Litauen hat den kommissarischen Geschäftsträger der russischen Botschaft zur unerwünschten Person erklärt und des Landes verwiesen.

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