Ukraine-News: Russen transportieren Verletzte und Medikamente aus Cherson ab
- Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine. Eine Übersichtskarte mit den aktuellen Entwicklungen aktualisieren wir täglich hier.
- Russische oder ukrainische Angaben zum Kriegsverlauf sowie zur Zahl Verletzter und Getöteter lassen sich derzeit nicht unabhängig verifizieren.
- Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.
Wichtige Beiträge
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Russen transportieren Verletzte und Medikamente aus Cherson ab
Russische Truppen haben nach ukrainischen Angaben zahlreiche verletzte und kranke russische Soldaten aus Krankenhäusern der Region Cherson abtransportiert. „Die sogenannte Evakuierung der Invasoren aus den zeitweilig besetzten Gebieten der Region Cherson geht weiter – medizinische Einrichtungen eingeschlossen“, teilte der Generalstab mit. Aus den Krankenhäusern in Cherson seien dabei auch Ausrüstung und Medikamente mitgenommen worden.Laut des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zerlegten die Russen das Gesundheitssystem in Cherson und andere besetzten Gebieten und nähmen alles mit, sagte er in seiner nächtlichen Videobotschaft. „Sie setzen die Ärzte unter Druck, die noch in den besetzten Gebieten sind, damit sie die Region in Richtung Russland verlassen“, sagte Selenskyj.
Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
- © Wolfgang Schwan/Anadolu Agency/Getty ImagesEine zerstörte Brücke nahe der Stadt Cherson.
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Ukrainischer Fußballpräsident fordert Russlands und Irans Ausschluss
Der Präsident des ukrainischen Fußballverbandes, Andrij Pawelko, hat den Ausschluss
Russlands und des Iran aus dem Weltverband Fifa gefordert. Er nannte Russland, in einem Interview der ARD-Sportschau, eine „terroristische Organisation, die Menschen tötet“.Jeder ist verantwortlich für das, was in seinem Land passiert und dafür, dass er Vertreter eines Landes ist, das die ganze Welt als Bedrohung für die ganze Welt erkannt hat.Andrij Pawelko
Russische Fußballmannschaften sind wegen des Krieges in der Ukraine seit Ende Februar von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Der russische Verband ist aber weiter Mitglied in der Fifa und der Europäischen Fußball-Union (UEFA).Dies müsse sich ändern, sagte Pawelko. Denn Russland plane derzeit die Integration von Mannschaften von der Krim in den eigenen Ligenbetrieb. Damit liege ein unmittelbarer Verstoß gegen die Satzung vor, sagte der ukrainische Fußballpräsident. Er halte es deshalb für eine wichtige Entscheidung von Fifa und Uefa, den russischen Fußballverband auszuschließen. Ein entsprechender Antrag sei gestellt worden. -
Russland macht Großbritannien für Gaslecks in Ostsee verantwortlich
Russland wirft Großbritannien vor, hinter den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 zu stecken. „Nach den vorliegenden Informationen waren Vertreter einer Einheit der britischen Marine an der Planung, Vorbereitung und Durchführung eines terroristischen Anschlags in der Ostsee am 26. September dieses Jahres beteiligt“, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Behörde belegt die Anschuldigungen nicht. -
Russland berücksichtigt Modernisierung von US-Atomwaffen in militärischer Planung
Russland will bei seiner militärischen Planung die Modernisierung von US-Atomwaffen in Europa berücksichtigen. Das sagte der stellvertretende russische Außenminister Alexander Gruschko der Nachrichtenagentur Ria. Das Politikmedium Politico hatte diese Woche unter Berufung auf Insider und eine US-Depesche berichtet, dass die USA die Modernisierung ihrer Atomwaffen auf Nato-Stützpunkten in Europa vorantrieben.Den USA wirft Russland dabei vor, die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen zu senken. „Die USA modernisieren sie, erhöhen ihre Zielgenauigkeit und reduzieren die Wirkung der Atomsprengsätze, sie machen sie zu Kriegswaffen und damit senken sie die Schwelle“, sagte Gruschko.Politico zufolge sollte die modernisierte Version der Bombe B61 – die B61-12 – bereits im Dezember in Europa eintreffen und damit mehrere Monate früher als ursprünglich geplant. Dies hätten die USA bei einem Nato-Treffen bekannt gegeben. Die USA verfügen über rund 200 einsatzfähiger, sogenannter taktischer Atomwaffen. Etwa die Hälfte davon ist in Italien, Deutschland, der Türkei, Belgien und den Niederlanden stationiert. Russland verfügt über rund 2.000 solcher Waffen.
Seit Ende Februar droht Russland wiederholt mit dem Einsatz von Atomwaffen, warnt aber auch vor einem Atomkrieg. Zuletzt warf Russland der Ukraine vor, sie plane den Einsatz einer sogenannten schmutzigen Bombe. Sie hat einen konventionellen Sprengsatz, der bei seiner Explosion aber radioaktives Material in der Umgebung verbreitet. Die Ukraine weist den Vorwurf zurück.
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Russische Marine wehrt Drohnenangriffe in der Bucht von Sewastopol ab
Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim haben Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte nach amtlichen Angaben in der Bucht von Sewastopol mehrere Drohnenangriffe abgewehrt. „In der Stadt wurde nichts getroffen“, schrieb der von Russland eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschaejew auf Telegramm. Den Behörden zufolge wurde der Fährverkehr in der Bucht sicherheitshalber vorübergehend eingestellt. Sewastopol ist die größte Stadt auf der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim und Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte. -
Iran zu bilateralen Gesprächen über Drohnen in Kiew bereit
Der Iran hat seine Bereitschaft erklärt, mit der Ukraine in bilateralen Treffen über Vorwürfe zum Einsatz von iranischen Drohnen durch Russland zu sprechen. Das sagte Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Dmytro Kuleba, wie es auf der Internetseite des Außenministeriums in Teheran hieß.Wir dementieren die Vorwürfe diesbezüglich und sind auch bereit, dies in bilateralen technischen Treffen mit Kiew zu besprechen und auszuräumenHussein Amirabdollahian, iranischer Außenminister
Der Iran unterhält Amirabdollahian zufolge zwar gute Beziehungen zu Russland und auch eine langjährige militärische Zusammenarbeit. Die Regierung in Teheran sei aber gegen den Krieg in der Ukraine und lehne eine direkte Teilnahme in dem Konflikt ab.Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben vom Freitag seit Mitte September mehr als 300 russische Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 abgeschossen. Das sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat vor Journalisten in Kiew. Man gehe davon aus, dass Russland 2.400 solcher Drohnen bestellt habe.
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Militärexperte sieht Russlands Offensivfähigkeit gebrochen
Desolate Truppenmoral und Waffenmangel stellen Russland im kommenden Winter in der Ukraine nach Einschätzung des Militärexperten Niklas Masuhr vor große Probleme. „Auch ohne Einwirkung der Ukrainer wird der Winter eine große Herausforderung für die Russen“, sagte der Forscher am angesehenen Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich der Nachrichtenagentur dpa.Für die Russen geht es noch darum, sich über den Winter einzugraben. Die Truppen sind in so schlechtem Zustand, dass nicht klar ist, ob sie das schaffen.Militärexperte Niklas Masuhr
Die Versorgung der Truppen an der Front werde im Winter schwerer, das drücke weiter auf die Moral unter den Soldaten, die schon am Boden liege. „Die russische Offensivfähigkeit in der Ukraine ist gebrochen, weitere Vorstöße sind eher unwahrscheinlich“, sagte er. „Russland hat auf Defensivmodus geschaltet.“ Gleichzeitig gebe es keine Anzeichen, dass die jüngste Terrorkampagne mit Raketen- und Drohnenangriffen die Ukrainer eingeschüchtert habe oder ihnen der Schwung ausgehe. -
EU-Kommissar hält internationale Anklage gegen Putin für möglich
EU-Justizkommissar Didier Reynders hält eine Anklage gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin wegen des Ukraine-Kriegs vor einem internationalen Gericht für möglich. Es sei aber nicht seine Aufgabe, die Strafverfolgung einzelner Personen zu empfehlen, sagte Reynders den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wenn Strafverfolger auch an der höchsten Ebene ansetzen wollen, sollen sie es tun“, sagte er. Der belgische EU-Kommissar erklärte, dass Putin in diesem Fall bis zu seinem Lebensende Konsequenzen fürchten müsste. Im Ukraine-Krieg würden erstmals solche Verbrechen vom ersten Kriegstag an untersucht.Reynders zeigte sich „ziemlich sicher“, dass die ersten internationalen Kriegsverbrecherprozesse gegen russische Täter noch in diesem Jahr beginnen könnten. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag (ICC) sei schon recht weit, auch wenn es um sehr komplexe Fragen gehe. Der Justizkommissar hält auch für sehr wichtig, dass die Ukraine den ICC-Vertrag ratifiziert. Dann wäre es dem Strafgerichtshof möglich, vor Ort „alle möglichen Kriegsverbrechen beider Seiten zu untersuchen“. Bislang gebe es aber keine Anzeichen für Kriegsverbrechen aufseiten der Ukraine. Der Aggressor sei Russland.
Der EU-Kommissar zeigte sich offen für die ukrainische Forderung nach einem internationalen Tribunal, um das Verbrechen eines Angriffskriegs verfolgen zu können, das sei dem ICC nicht möglich. Vor der Bildung eines zusätzlichen Gerichts mit ukrainischen und internationalen Richtern und der Unterstützung der Vereinten Nationen gelte es aber, alle bereits vorhandenen Instrumente zu nutzen. Die EU-Kommission sei in dieser Frage offen. Die G7-Staaten könnten im November darüber sprechen.
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Guterres fordert „alle Parteien“ zu Verlängerung von Getreideabkommen auf
UN-Generalsekretär António Guterres hat am Freitag zu Anstrengungen aller Parteien für eine baldige Erneuerung des Getreideabkommens zwischen der Ukraine und Russland aufgerufen. „Wir fordern alle Parteien dazu auf, jede Anstrengung zu unternehmen“, die Vereinbarungen zu erneuern und vollständig umzusetzen, sagte sein Sprecher Stéphane Dujarric. Das schließe die beschleunigte Beseitigung aller Hindernisse für den Export russischer Getreide und Düngemittel ein.Unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen hatten sich Russland und die Ukraine im Juli auf die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreidelieferungen geeinigt. Ein weiteres Abkommen aus Juli erlaubt die Ausfuhr russischer Lebensmittel und Dünger trotz westlicher Sanktionen. Russland bemängelt, dass es trotz der Vereinbarung seine Produkte wegen der Sanktionen im Finanz- und Logistikbereich nicht verkaufen kann.Die ursprüngliche Dauer der Einigung über ukrainische Exporte betrage 120 Tage mit der Option auf Verlängerung am 19. November, „wenn keine der Parteien Einwände erhebt“, sagte Dujarric. „Regierungen, Schifffahrtsunternehmen, Getreide- und Düngerhändler und Landwirte auf der ganzen Welt erwarten Klarheit über die Zukunft“, sagte er. -
EU hat 17 Milliarden Euro russisches Vermögen eingefroren
- Zucchi Enzo/dpaEU-Justizkommissar Didier Reynders
Die Europäische Union hat nach Angaben von Justizkommissar Didier Reynders im Zuge der Sanktionspakete gegen Russland mehr als 17 Milliarden Euro russisches Vermögen eingefroren.Bislang wurde das Vermögen von 90 Personen eingefroren, über 17 Milliarden Euro in sieben Mitgliedsstaaten, davon 2,2 Milliarden Euro in DeutschlandDidier Reynders, EU-Justizkommissar
Die EU hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor acht Monaten inzwischen acht Sanktionspakete beschlossen. „Wir untersuchen, was noch mehr getan werden kann“, sagte Reynders. Vor allem ukrainische Politiker fordern immer wieder, dass die eingefrorenen Vermögen für den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg genutzt werden. Das sei zumindest zum Teil möglich, aber würde bei Weitem nicht ausreichen, sagte Reynders den Zeitungen der Funke Mediengruppe.Als Teil der westlichen Sanktionen seien auch 300 Milliarden Euro aus Devisenreserven der russischen Zentralbank eingefroren worden.
Aus meiner Sicht ist es zumindest möglich, diese 300 Milliarden Euro als Garantie zu behalten, bis Russland sich freiwillig am Wiederaufbau der Ukraine beteiligtDidier Reynders, EU-Justizkommissar
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Selenskyj erwartet weitere russische Mobilmachungen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geht davon aus, dass Russland weitere Reservisten für den Krieg gegen die Ukraine mobilisieren wird. „Wir bereiten uns darauf vor“, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Er reagierte damit auf den vom russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu verkündeten Abschluss der Einberufung von 300.000 Reservisten.Selenskyj sagte, dass der ukrainische Widerstand so stark sei, dass Russland gezwungen sein werde, neue Mobilmachungen zu befehlen. Die russischen Truppen seien so schlecht ausgebildet und ausgerüstet, dass das Land bald noch mehr Menschen mobilisieren müsse, sagte Selenskyj mit Blick auf die Verluste unter den russischen Soldaten.
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Fast vier Millionen Ukrainer haben nur eingeschränkt Zugang zu Strom
In der Ukraine sind wegen der russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur fast vier Millionen Menschen von Einschränkungen bei der Stromversorgung betroffen. In vielen Städten und Regionen werde der Strom zeitweise abgestellt, „um die Lage zu stabilisieren“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Betroffen seien die Hauptstadt Kiew und Umgebung sowie die Provinzen Schytomyr, Poltawa, Tscherkassy, Kirowohrad, Riwne, Charkiw, Tschernihiw und Sumy. -
Nur wenige AKW-Mitarbeiter in Saporischschja kollaborieren mit dem russischen Betreiber
Von 6.700 Mitarbeitern des russisch besetzten AKW Saporischschja in der Südukraine haben etwa 100 einen Arbeitsvertrag beim russischen Atomkonzern Rosatom unterschrieben. Das teilte der ukrainische Kernkraftwerkbetreiber Energoatom mit. 4.300 Mitarbeiter des größten Atomkraftwerks in Europa hätten sich auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet abgesetzt.Von den 100 Mitarbeitern hätten die meisten nur unter Druck bei der Rosatom-Tochter unterschrieben, hieß es bei Energoatom. Es gebe aber einige Freiwillige aus dem oberen Management, die sich Beförderungen oder Geld erhofften. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
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Schoigu verkündet Abschluss der Mobilmachung
Laut dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu sind 300.000 Rekruten seit Beginn der Mobilmachung Ende September eingezogen worden. Das sagte er in einem im Fernsehen übertragenen Gespräch mit Präsident Wladimir Putin, wie die staatliche Nachrichtenagentur Ria berichtet. Damit sei die Aufgabe der sogenannten Teilmobilmachung erfüllt, weitere entsprechende Maßnahmen seien nicht geplant.Demnach befinden sich bereits 82.000 Soldaten in der „Durchführungszone der militärischen Spezialoperation“, wie Schoigu den Krieg gegen die Ukraine auf deren Territorium bezeichnete. Weitere 218.000 würden derzeit ausgebildet.
Mitte Oktober hatte Putin angekündigt, die Mobilmachung bis Monatsende abzuschließen. Formal beendet ist sie allerdings erst, wenn er ein entsprechendes Dekret unterzeichnet – laut dem regierungskritischen Exilmedium Meduza ist das bislang nicht erfolgt.
Ohnehin ist den russischen Angaben über die Zahl der mobilisierten Soldaten nur eingeschränkt zu trauen. Menschenrechtler und oppositionelle Medien dokumentierten seit den ersten Tagen der Mobilmachung, dass sie weit weniger geordnet verläuft als vom Kreml dargestellt.
Die tatsächliche Zahl der eingezogenen Menschen dürfte daher höher sein, viele von ihnen gehören weiterhin nicht zur Gruppe der Reservisten mit Spezialisierung und Einsatzerfahrung – nur die hätten ursprünglich eingezogen werden dürfen.
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Mit Armbändern und Aufklebern gegen die Kiewer Stromausfälle
In Kiew dauern die Stromausfälle inzwischen pro Tag bis zu sechs Stunden an. Der ukrainische Energiebetreiber musste seine Pläne für die sogenannten rollenden Stromausfälle nämlich überarbeiten. Das Stromnetz ist durch die Angriffe schwer beschädigt. Bislang mussten die Bewohner der Hauptstadt maximal bis zu vier Stunden auf Strom verzichten.Die neuen Regeln treffen besonders die Straßenbeleuchtung. Das führt auch zu einer neuen Realität im Kiewer Verkehr. So ruft die Stadtverwaltung die Menschen ausdrücklich dazu auf, reflektierende Elemente zu tragen, damit die Autofahrer die Fußgänger besser sehen können. Armbänder, Aufkleber, Westen und andere Kleidungsstücke mit diesen Elementen – alles ist erlaubt.