Ukraine-Krieg: Die Leerstelle
Nun stolpern zwei, die stolz waren, immer im Gleichschritt zu gehen: Joe Biden soll der Ukraine die Erlaubnis gegeben haben, mit US-Kurzstreckenraketen namens ATACMS im Süden Russlands anzugreifen – und sein guter Freund Olaf zieht nicht mit. Auch jetzt hat Scholz keine Taurus für die Ukrainer, dafür aber Worte für Putin: Am vergangenen Freitag rief er den Kreml-Herrscher an, das erste Gespräch seit über zwei Jahren.
Scholzens Vorstoß brachte ihm viel Kritik der Europäer ein – und eine Bloßstellung durch Putin: Keine 48 Stunden nach dem Gespräch erlebte die Ukraine einen der heftigsten Raketenangriffe seit Kriegsbeginn. Bidens Kehrtwende hingegen sorgte für Erleichterung bei den Ukrainern – und Putins heftigste Drohung bisher. Nachdem bekannt wurde, dass die Ukrainer nun Abschussrampen und Waffendepots im Süden Russlands beschießen dürfen, unterzeichnete Putin seine überarbeitete Nukleardoktrin. Die Botschaft ist alt, der Sound neu: Russland kann nuklear reagieren, wenn es sich bedroht fühlt. Und wann es sich bedroht fühlt, entscheidet Wladimir Putin. Eine perfide Art der Drohung.