Übernehmen von Warner: Die süße Netflix-Rache

Es war ein Zitat, das in die Geschichte von Hollywood einging: Vor 15 Jahren verhöhnte der damalige Vorstandschef des Unterhaltungskonzerns Time Warner den aufstrebenden Wettbewerber Netflix als „albanische Armee“. Dieser arrogante Seitenhieb wurde zu einem Symbol dafür, dass die etablierten Unterhaltungskonzerne die Zeichen der Zeit nicht erkannt hatten.

Heute macht sich niemand mehr über Netflix lustig. Das Unternehmen wird mittlerweile an der Börse höher bewertet als alle seine traditionellen Hollywood-Rivalen, mehr als doppelt so hoch etwa wie Walt Disney. Mit seiner Konzentration auf das Streaminggeschäft hat es die Marschrichtung für die ganze Branche vorgegeben. Und nun kommt ein Moment, der ihm wie eine süße Rache dafür vorkommen muss, einst belächelt worden zu sein: Netflix hat die Übernahme von Warner Bros. Discovery vereinbart, der Nachfolgegesellschaft von Time Warner.

Es ist eine Zäsur für das Unternehmen und für die ganze Branche. Netflix erweitert damit nicht nur seine Bibliothek an Filmen und Fernsehserien, sondern bringt auch sein Geschäftsmodell in eine ganz neue Dimension. Der Streamingdienst kontrolliert künftig auch eines der großen Film- und Fernsehstudios in der Branche. Das wirft viele unangenehme Fragen in der Branche auf, allen voran für die Betreiber von Kinos, die sich nun Sorgen machen, dass künftig mehr Filme an ihnen vorbei gehen.

Netflix hat schließlich immer sehr klar gesagt, dass es Streaming als den Kern seines Geschäfts sieht. Auf dem Weg zum Zusammenschluss von Netflix und Warner sind noch eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden, vor allem muss sich zeigen, ob die amerikanische Kartellbehörden mitspielen. Aber die Nachricht von der Übernahme unterstreicht, dass sich in Hollywood ein Wachwechsel vollzieht. Der einstige Herausforderer schickt sich an, zum Platzhirschen zu werden.