Übernehmen: Der Fluch jener Warner-Brüder

Es ist ein echter Paukenschlag aus Hollywood: Netflix hat sich im Bieterwettstreit um Warner Bros. Discovery durchgesetzt und wird den Medienkonzern für knapp 83 Milliarden Dollar übernehmen. Damit gelangt eines der traditionsreichsten Filmstudios mit Kassenschlagern wie Harry Potter und Game of Thrones unter das Dach des größten Streaminganbieters der Welt.

Ob Netflix mit der Akquisition glücklich wird? Schaut man auf die lange Liste derer, die einmal das über 100 Jahre alte Studio gekauft und schnell wieder verkauft haben, könnte man glauben, auf Warner Bros. laste ein Fluch, wie er sonst höchstens in den hauseigenen Filmen vorkommt.

Das fing in den Sechzigerjahren an. Studiochef Jack Warner verkaufte seine Mehrheitsanteile 1966 an zwei kanadische Investoren. Schon 1969 hatten sie genug vom Filmgeschäft und verkauften die Anteile weiter an Kinney Services, ein Konglomerat, das bis dahin sein Geld mit Parkhäusern, Reinigungs- und Bestattungsdiensten verdiente.

Auch AT&T wollte den Konzern nicht lange halten

Dass sich all diese Geschäftszweige nicht gut miteinander vertrugen, merkten die Verantwortlichen bei Kinney bald. 1971 belastete ein Finanzskandal um Preisabsprachen im Parkhausgeschäft die Bilanz. Das Unternehmen spaltete sein Unterhaltungsgeschäft daraufhin in eine eigene Gesellschaft ab, die fortan Warner Communications hieß.

Der Zusammenschluss mit einem Zeitschriftenverlag machte daraus später Time Warner. Anfang der Nullerjahre, auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase, verleibte sich das Digitalunternehmen America Online, kurz AOL, mit seinem damaligen Chef Steve Case diesen Konzern ein. Es war die bis dahin größte Fusion der amerikanischen Geschichte. Nur kurz darauf platzte die Blase, und die Bedeutung von AOL schrumpfte mit dem Aufkommen des Breitbandinternets in den folgenden Jahren rapide. 2009 wurde der Konzern in seine Einzelteile zerlegt.

2018 wurde Time Warner wiederum vom größten amerikanischen Telekommunikationskonzern AT&T aufgekauft. Die Time-Beteiligung stieß AT&T sehr schnell ab, als neuer Firmenname wurde Warner Media erfunden. Doch das Ziel der AT&T-Strategen, ein Medienkonglomerat aufzubauen, scheiterte an Problemen bei der Integration von Warner in den Großkonzern. Außerdem lasteten die für den Kauf aufgenommenen Schulden schwer auf dem Geschäft. Schon nach vier Jahren stieß AT&T daher Warner wieder ab, um sich auf sein Kerngeschäft zu konzentrieren.