TV-Star: Österreichischer Moderator Hermes Phettberg mit 72 Jahren gestorben
Der ehemalige TV-Moderator Hermes Phettberg ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Der Gastgeber der kultig-alternativen Phettbergs Nette Leit Show sei am Mittwoch in einem Wiener Krankenhaus ruhig eingeschlafen, sagte sein Freund und Pfleger Hannes Moser der Nachrichtenagentur dpa.
Der Künstlername des Österreichers, der als Hannes Fenz geboren wurde, bezog sich auf die Leibesfülle der kauzigen und klugen TV-Persönlichkeit, deren Talkshow in den Neunzigerjahren im öffentlich-rechtlichen ORF lief. Late-Night-Talker Harald
Schmidt nannte ihn anerkennend ein „Gesamtkunstwerk“. Die Sendung war so beliebt, dass der TV-Sender RTL sie übernehmen wollte, doch der Deal kam schlussendlich nicht zustande.
„Aura eines sanften, poetisch verzweifelten Menschen“
Während die Sendung im ORF hohe Einschaltquoten verzeichnete, war das Medienecho durchwachsen: Die Kronen Zeitung verstand den Spaß der Leute an der Show weniger: „Mit dieser
inakzeptablen Sendung taucht der ORF gefährlich in die Niederungen des
Unappetitlich-Grindigen ein. Einen witzlosen Fettberg, der sich blöd
stellt und kein Hehl aus seinen verschimmelten linken Vorlieben macht,
braucht der ORF nicht“, urteilte das Blatt.
Der Spiegel hingegen war begeistert: „Wenn Phettberg
redet, verschwimmt das scheinbar Abstoßende, der unerbittlich
verunstaltete Körper und der schiefe Mund im verwüsteten Gesicht, in der
Aura eines sanften, poetisch verzweifelten Menschen.“
Phettberg
habe als dicker Schwuler mit Hang zum Sadomasochismus den schlagenden
Beweis dafür geliefert, dass es neben den Schönen, Starken und Tüchtigen
auch noch andere Menschen gab, die etwas zu sagen hatten, sagte
sein Regisseur Kurt Palm.
Letzte Botschaft aus der Klinik
Nach mehreren Schlaganfällen lebte Phettberg weitgehend zurückgezogen. Bis zuletzt veröffentlichte er in der Wiener Wochenzeitung Falter eine Kolumne. In der jüngsten Ausgabe berichtete Phettberg, dass er mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liege. „Jeden Tag wird mir der Speichel aus meinem Mund abgesaugt, das ist
unangenehm“, schrieb er aus der Klinik.
Falter-Chefredakteur Florian Klenk würdigte Phettberg auf der Plattform Bluesky: „Er war ein Freund, ein Exzentriker, ein Literat, ein Intellektueller, ein Satiriker, ein Grenzgänger und vor allem ein lieber Mitmensch.“