TV-Duell: So keiner hinaus Kuschelkurs
Der Nischensender Welt TV hat für sich eine neue Nische
entdeckt: Politische Liveduelle mit einer
Gästemischung, bei der sich manche Konkurrenz mit Grausen abwendet. Das kann man
als Dienst an der offenen Meinungsbildung betrachten oder aber einfach als
schlaues Geschäftsmodell. In jedem Fall wäre ein TV-Duell
zwischen BSW-Chefin Sahra Wagenknecht und AfD-Sprecherin Alice Weidel bei
vielen Sendern kaum denkbar.
Bereits im April hatte das Springer-Medium unter einigem medialem
Rummel zu einem kontroversen Treffen geladen. Damals duellierten sich bei Welt
TV der Thüringer CDU-Landeschef Mario Voigt und sein Amtskollege von der AfD, Björn Höcke.
Als wesentliche Erkenntnis blieb, dass Voigt gegen einen in
diesem Fall rechtsextremen Politiker von der AfD und seine Schwurbelthesen auch
in der Livesituation durchaus bestehen konnte.
Nun also folgte Runde zwei im Politiker-Stadel der Welt, angekündigt
wie ein Kino-Blockbuster. Unterlegt mit dramatischer Musik und schnell geschnittenen
Bildern der Akteurinnen spricht im Trailer eine tiefe Männerstimme von zwei der
„umstrittensten und markantesten Stimmen in der deutschen Politik“. „TV-Duell extrem“ nennt die Bild die Begegnung
zwischen Weidel und Wagenknecht und bringt es damit ganz gut auf den Punkt. Immerhin
treffen hier zwei populistische Führungsfiguren mit einem Hang zum Autoritären aufeinander,
die an den Enden des politischen Hufeisens stehen und sich dort manchmal so
nahekommen, dass sie sich ohne große Mühe in die Arme schließen könnten.
Und genau darum soll es offenbar gehen an diesem Abend. Interessant
sei „nicht nur, worin sich Wagenknecht und Weidel unterscheiden. Besonders
spannend wird, was sie gemeinsam haben“, sagte Moderator, Welt-Chefredakteur
Jan Philipp Burgard, in einer Ankündigung.
Das Studio in der sechsten Etage des Berliner Springer-Neubaus
ist in hellem Blau gehalten, drei Stehtische, ganz rechts Wagenknecht in lindgrünem
Outfit, neben ihr Weidel im dunkelblauen Sackko mit Stecktuch, links außen Moderator
Burgard im blauen Anzug. Folgende Themen sind gesetzt: Wirtschaftspolitik, Krieg
in Nahost, Krieg in der Ukraine und Migration.
Wagenknecht landet ersten Wirkungstreffer
Und es wird schnell klar: Eine der beiden Diskutantinnen ist
an diesem Abend so gar nicht in Kuschellaune. Kaum hat Weidel betont, sich auf
dieses Gespräch gefreut zu haben, nimmt Wagenknecht ihre Kontrahentin schon heftig
unter Feuer. Dass Weidel sie wegen möglicher Koalitionen in den drei Ostbundesländern
kürzlich als „nützliche Idiotin der Altparteien“ und als „Steigbügelhalterin“
bezeichnet habe, sei „ehrenrührig.“ Schließlich habe ja auch die AfD immer deutlich
gemacht, mit der CDU ein Bündnis schmieden zu wollen. Nur wolle die eben nicht.
Das nun dem BSW vorzuwerfen, sei wenig glaubwürdig. Es ist ein erster Wirkungstreffer.
Es scheint fast so, als sei Weidel auf diese Angriffslust nicht vorbereitet.
Die AfD-Chefin wirkt ein wenig orientierungslos.
Wagenknecht hält weiter eisern an ihrem Kurs fest. Sie will Weidel
und die AfD auf Abstand halten, das eigene Profil schärfen, ist auf Unterschiede
aus und nicht auf Gemeinsamkeiten. Niemand soll offenbar auf die Idee kommen zu
denken, bei AfD und BSW kommt zusammen, was zusammengehört.
Im Springer-Studio stehen sich zwei Politikerinnen gegenüber,
die mit ihren Parteien zuletzt beachtliche oder auch beängstigende Erfolge
erzielt haben. Beide haben gemein, dass sie von einem schon fast bizarren
Personenkult getragen werden. Die eine, Wagenknecht, hat darum wohlwissend ihre
Partei gleich mal nach sich selbst benannt, die aus dem Stand in drei Landtage eingezogen
(Thüringen, Sachsen, Brandenburg) ist und dort zwecks Regierungsbildung mal
von der CDU, mal von der SPD umworben wird.
Die andere, Weidel, genießt innerhalb der Partei zwar den
Ruf, nicht sonderlich arbeitsam zu sein, aber fast schon religiöse Verehrung
bei ihren Anhängern. Selbst Kritiker innerhalb der AfD sagen immer wieder, an
Weidel führe aufgrund ihrer Popularität derzeit kein Weg vorbei. Vor zwei
Wochen hat die Führung bekannt gegeben, die 45 Jahre alte promovierte
Volkswirtin als Kanzlerkandidatin in den kommenden Bundestagswahlkampf schicken
zu wollen.
Der Nischensender Welt TV hat für sich eine neue Nische
entdeckt: Politische Liveduelle mit einer
Gästemischung, bei der sich manche Konkurrenz mit Grausen abwendet. Das kann man
als Dienst an der offenen Meinungsbildung betrachten oder aber einfach als
schlaues Geschäftsmodell. In jedem Fall wäre ein TV-Duell
zwischen BSW-Chefin Sahra Wagenknecht und AfD-Sprecherin Alice Weidel bei
vielen Sendern kaum denkbar.
Bereits im April hatte das Springer-Medium unter einigem medialem
Rummel zu einem kontroversen Treffen geladen. Damals duellierten sich bei Welt
TV der Thüringer CDU-Landeschef Mario Voigt und sein Amtskollege von der AfD, Björn Höcke.
Als wesentliche Erkenntnis blieb, dass Voigt gegen einen in
diesem Fall rechtsextremen Politiker von der AfD und seine Schwurbelthesen auch
in der Livesituation durchaus bestehen konnte.