TV-Duell in USA: Deutsche Politiker raten US-Demokraten zu neuem Kandidaten statt Biden

Nach dem weithin als zittrig und fahrig wahrgenommenen Auftritt von US-Präsident Joe Biden im ersten TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump raten deutsche Politiker den US-Demokraten, Biden als Kandidat für die Präsidentschaftswahl abzulösen. „Die Demokraten müssen sofort einen neuen Kandidaten ins Rennen schicken“, sagte die FDP-Europapolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann der Rheinischen Post. Es wäre „eine historische Tragödie“ sollte Trump zum zweiten Mal US-Präsident werden, nur weil die Demokraten nicht in der Lage seien, ihm einen starken Kandidaten oder eine starke Kandidatin entgegenzusetzen.

„Diese Nacht wird nicht vergessen werden“, sagte der CDU-Außenexperte der Unionsfraktion, Norbert Röttgen, dem Spiegel. „Die Demokraten müssen jetzt umsatteln.“ Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich nicht zu dem Duell. Die Bundesregierung werde den US-Wahlkampf nicht kommentieren und sich nicht einmischen, sagte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner. Scholz schätze aber den US-Präsidenten und habe „ein ausgezeichnetes persönliches Verhältnis“ zu ihm.

Der 81 Jahre alte Biden hatte während des vom Nachrichtensender CNN übertragenen TV-Auftritts in der Nacht einen kraftlosen Eindruck hinterlassen und geriet immer wieder ins Stocken. In einer CNN-Umfrage sahen 67 Prozent der Zuschauer Trump als Gewinner des Duells. Auch Bidens Demokraten reagierten frustriert auf den misslungenen Auftritt des Präsidenten.

„Ich glaube, es herrscht zurzeit Panik“

„Ob die Demokraten wirklich mit Joe Biden in die Wahl im November gehen
werden, müssen die Demokraten auf ihrem Parteitag Mitte August
entscheiden“, sagte der Transatlantik-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Link (FDP), dem Tagesspiegel. Die US-Demokraten müssten nun dringend überlegen, wer die größten Chancen habe, gegen Trump zu gewinnen.

Dass das noch Joe Biden ist, daran sind auch im Biden-Lager durch den TV-Auftritt die Zweifel gewachsen. „Ich glaube, es herrscht Panik zurzeit“, sagte  Sudha David-Wilp von der US-Stiftung German Marshall Fund Berlin im ZDF-Morgenmagazin. Sie können sich vorstellen, dass die Demokraten auf dem Parteitag einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidaten nominieren werden. Es sei nun sogar vorstellbar, dass Biden schon vorher abgelöst werde. Die Ironie sei, dass Biden das frühe TV-Duell selbst gewollt habe. „Aber der Schuss ging leider nach hinten“, sagte David-Wilp.

„Erneute Präsidentschaft Bidens deutlich unwahrscheinlicher“

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Niema Movassat legte sich bereits fest. „Entweder es wird jemand anderes als Biden aufgestellt oder es braucht ein Wunder, dass Trump nicht wieder Präsident wird“, schrieb er auf X.

Dem CSU-Politiker Florian Hahn scheint eine erneute Präsidentschaft Bidens zumindest deutlich unwahrscheinlicher geworden zu sein, wie er dem Spiegel sagte. Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, wies darauf hin, dass Europa im Duell keine Rolle gespielt habe. „Uns Europäern sollte zu denken geben, wie wenig außenpolitisch die Debatte war, sagte er der Rheinischen Post.

Noch nicht auf der Verliererstraße sieht Biden der SPD-Außenpolitiker Nils Schmid. „Für Biden wird es jetzt entscheidend darauf ankommen, im August eine starke Parteitagsrede zu halten, und dann hin zur Wahl Anfang November zu mobilisieren“, sagte er der ebenfalls der Rheinischen Post. Bis dahin sei das Duell „zu Recht vergessen“. Für Schmidt hatte das TV-Duell, anders, als es Umfragen in den USA ausdrücken, keinen Sieger.

Mit Material von DPA und AFP