„ttt – titel, thesen, temperamente“: Das Erste räumt Fehler im Umgang mit „ttt“-Moderation ein

Die ARD hat bei ihrem Umgang mit der geplanten Verpflichtung des Autors Thilo Mischke zum Moderator des Kulturmagazins ttt – titel, thesen, temperamente sowie dem anschließenden Verzicht darauf Fehler eingeräumt. Die „Diskussion“ um den Vorgang sowie „die letztendliche Entscheidung gegen die bereits verkündete Zusammenarbeit mit Thilo Mischke haben allen Beteiligten sowie dem Ansehen der ARD geschadet“, teilte die Sendergruppe mit.

Mischke hätte eigentlich im Februar neuer Co-Moderator von ttt werden sollen. Nachdem die Personalie bekannt gegeben worden war, wuchs jedoch die Kritik an der Entscheidung. Mischke wurde unter anderem Sexismus, Rassismus und Ableismus vorgeworfen. In der Kritik stand etwa sein Buch In 80 Frauen um die Welt aus dem Jahr 2010.
Anfang Januar schlossen mehr als 100 Personen aus der Kulturszene eine Zusammenarbeit mit Mischke aus und begründeten das damit, dass sich der Autor nicht ausreichend von seinem kritisierten Werk distanziert habe.

Mischke hat ARD nach eigenen Angaben vor Kritik gewarnt

Die ARD hielt zunächst an ihren Plänen fest, verzichtete später wegen der Kritik darauf, Mischke unter Vertrag zu nehmen. Dabei distanzierte sich die Senderfamilie ausdrücklich nicht vom Autor, der sich „selbstkritisch mit den Vorwürfen“ auseinandergesetzt habe, sondern teilte mit, weiteren Schaden vom Format ttt sowie von Mischke abwenden zu wollen.

Mischke kritisierte die ARD im Anschluss für den Rückzieher. „Die ARD hat versagt“, sagte er im Februar der ZEIT. Sein Buch, das zum Anlass der Kritik wurde, habe er „offen mit der ARD im Vorfeld kommuniziert“ und vor der möglichen Debatte darum gewarnt: „Ich habe darauf hingewiesen, welche Problematik damit verbunden sein könnte. Es hat niemanden interessiert.“ Mischke war von 2016 bis 2022 auch ZEIT-Autor.

Die ARD kündigte nun Konsequenzen für ttt an: „Um eine Wiederholung auszuschließen, nehmen wir bei ‚ttt‚ strukturelle Veränderungen vor.“ So solle das abwechselnd produzierte Gemeinschaftsprojekt von sechs ARD-Anstalten fest an einen Sender angedockt werden, „um Entscheidungsprozesse zu bündeln und Verantwortlichkeiten eindeutig zu regeln“. Die Federführung liege künftig beim MDR, der auch zentraler Ansprechpartner für Medien, Öffentlichkeit und ARD-Gremien sein werde.

ARD kündigt neue Standards bei Castings an

Die „über Jahre bewährte Zusammenarbeit verschiedener ARD-Häuser bei ‚ttt‚ hat im Jahr 2024 einen kritischen Punkt erreicht, den wir sehr bedauern“, führte die ARD ihre Begründung der angekündigten Veränderungen aus. „Es sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen – das hat unsere sorgfältige und selbstkritische interne Aufarbeitung gezeigt.“ 

Auch über das Format ttt hinaus wolle die ARD bisherige Vorgehensweisen hinterfragen: „Wir nutzen diesen Fall als Anlass, unsere bestehenden Standards ARD-weit zu überprüfen und gezielt weiterzuentwickeln.“ Weiterhin seien „neue verbindliche Kriterien für Castingprozesse in der ARD definiert“ worden, teilte die Sendergruppe weiter mit, ohne Einzelheiten dazu zu nennen.