Trump Tower und Mar-a-Lago: Wie wertvoll sind die Immobilien von Donald Trump wirklich?
Als Donald Trump im Juni 2015 seine Kandidatur für das Amt des amerikanischen Präsidenten bekannt gab, empfahl er sich in typisch unbescheidener Art mit dem Satz: „Ich bin echt reich.“ Er machte die Ankündigung im New Yorker Trump Tower, den er für eines der Juwelen in seinem Immobilienimperium hält, auf dem Weg zu seiner Rede fuhr er eine vergoldete Rolltreppe hinab. In seiner Wahlkampagne prahlte er, sein Vermögen betrage zehn Milliarden Dollar. Nach Schätzungen der Zeitschrift „Forbes“, die regelmäßig Milliardärslisten veröffentlicht, war er niemals in seinem Leben so reich, und Trump hat auch selbst Zweifel an der Verlässlichkeit seiner Aussagen geweckt. Er sagte einmal: „Mein Vermögen schwankt. Es geht rauf und runter, mit den Märkten und mit Standpunkten und mit Gefühlen, sogar meinen eigenen Gefühlen.“
Tatsächlich war Trumps Vermögenslage in jüngster Zeit besonders volatil, was aber nichts mit seinen Gefühlen zu tun hat, sondern vor allem mit dem Börsengang der Trump Media & Technology Group, der Muttergesellschaft seiner Onlineplattform Truth Social. Das Unternehmen erlebte im März zunächst gewaltige Kurssprünge, und zumindest auf dem Papier schwoll Trumps Vermögen, das bis dahin von „Forbes“ auf 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) geschätzt worden war, auf mehr als das Dreifache an. Innerhalb weniger Wochen hat die Aktie nun aber mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, und entsprechend ist auch Trumps Reichtum wieder geschrumpft.
Jenseits der Kurskapriolen um Trump Media bildet das Immobiliengeschäft weiter den Kern der Trump Organization, wie das Firmenimperium des früheren Präsidenten heißt. Dazu gehören Hochhäuser wie der Trump Tower, eine Reihe von Golfplätzen und der Privatklub Mar-a-Lago in Florida, Trumps heutiger Hauptwohnsitz. „Forbes“ beziffert den Wert des Immobilienportfolios derzeit auf rund 1,9 Milliarden Dollar (etwa 1,8 Milliarden Euro).
Um diese Objekte drehte sich auch der Betrugsprozess in New York, in dem ein Richter Trump zu einer Geldstrafe von 355 Millionen Dollar (332 Millionen Euro) verurteilte. Trump ist dabei vorgeworfen worden, er habe über Jahre hinweg Immobilien zu hoch bewertet, um von Banken wie der Deutschen Bank günstigere Konditionen für Kredite zu bekommen. Der Ausgang des Rechtsstreits schmerzt Trump nicht nur finanziell. Er beschädigt auch den Mythos als unternehmerische Ausnahmefigur, den er nach außen von sich kultiviert. Auf der Internetseite der Trump Organization beschreibt er sich als „Deal Maker wie kein anderer“, hier steht auch ein Zitat von seinem verstorbenen Vater Fred, wonach alles, was er anfasse, zu Gold zu werden scheine. Mit seinem Urteil suggerierte der New Yorker Richter Arthur Engoron nun, nicht etwa Talent, sondern illegale Tricks seien Trumps Erfolgsgeheimnis.
Einprägsames Beispiel des Betrugs
Das Immobilienmetier liegt Donald Trump gewissermaßen im Blut. Schon sein Vater kam in dem Geschäft zu einigem Wohlstand, wobei der sich vor allem auf unglamouröse Wohnprojekte für untere bis mittlere Einkommensschichten in weniger zentralen New Yorker Stadtvierteln konzentrierte. Donald Trump arbeitete erst mit seinem Vater, aber nach einigen Jahren zog es ihn in die Glitzerwelt von Manhattan, und für seine dortigen Bauvorhaben bekam er auch finanzielle Anschubhilfe von seiner Familie.
1983 eröffnete er den Trump Tower an der Fifth Avenue, den ersten Wolkenkratzer, der seinen Namen trug und damals auch das höchste Gebäude mit einer reinen Glasfassade in New York. Das war der Anfang einer Serie von Projekten, mit denen sich Trump selbst zu einer Marke und zu einer New Yorker Berühmtheit machte. Der Trump Tower wurde auch zu einem Symbol für seinen Hang, dick aufzutragen. Bis heute wird das Gebäude als Wolkenkratzer mit 68 Stockwerken vermarktet, in Wahrheit hat es aber nur 58. Über die Etagen, die als 66 bis 68 ausgewiesen sind, erstreckt sich ein protziges Penthouse mit allerlei Vergoldungen und Schnörkeln, das lange Trumps offizieller Hauptwohnsitz war und in dem er noch immer übernachtet, wenn er gerade in der Stadt weilt.
Das Penthouse im Trump Tower war auch eines der einprägsamsten Beispiele in der Betrugsklage. Trump habe für das Appartement eine Fläche von 2800 Quadratmetern ausgewiesen, obwohl es nur etwas mehr als 1000 Quadratmeter groß sei, hieß es darin. Richter Engoron befand: „Eine Diskrepanz dieser Größenordnung kann nur als Betrug angesehen werden.“ Mar-a-Lago habe Trump einmal mit fast 740 Millionen Dollar bewertet, obwohl zu jenem Zeitpunkt um die 75 Millionen Dollar angemessen gewesen wären.
Eine andere Immobilie, auf die Trump sehr stolz ist und deren Wert er um Hunderte von Millionen Dollar zu hoch angegeben haben soll, ist der Büroturm an der Wall Street mit der Hausnummer 40. Er war nach seiner Fertigstellung 1930 kurzzeitig das höchste Gebäude der Welt. Trump ist hier nicht Eigentümer, sondern nur Pächter, das Grundstück, auf dem das Hochhaus steht, gehört dem Hamburger Schiffsmakler Walter Hinneberg und seiner Familie.
Die Immobilien in Trumps Imperium entwickelten sich zuletzt unterschiedlich. Besonders gut steht finanziell nach Angaben von „Forbes“ derzeit die Golfanlage Doral am Rande von Miami da, ihr Wert sei im vergangenen Jahr um 100 Millionen auf 273 Millionen Dollar gestiegen, abzüglich von Schulden seien es 149 Millionen Dollar. Begründet wird der Zuwachs mit einer allgemein guten Entwicklung des Golfmarktes sowie öffentlichkeitswirksamen Turnieren auf dem Areal. Den Nettowert von 40 Wall Street hat „Forbes“ dagegen von 80 Millionen auf 47 Millionen Dollar nach unten korrigiert, unter anderem wegen der Schwäche im Markt für Büroimmobilien. Den höchsten Nettowert in Trumps Portfolio, insgesamt 292 Millionen Dollar, misst die Zeitschrift derzeit Mar-a-Lago zu, gefolgt von seinem auf 248 Millionen Dollar veranschlagten Minderheitsanteil an einem New Yorker Bürogebäude.
Nicht alles, was Trumps Namen trägt, ist auch sein Eigentum. Im Laufe seiner Unternehmerkarriere hat er sich stärker darauf verlagert, seinen Namen gegen Lizenzgebühr zu vermarkten. Das tat er nicht nur mit Immobilien, sondern auch mit diversen anderen Produkten. Unter seinem Namen wurden Steaks, Wodka und Matratzen verkauft. Erst kürzlich stellte er goldene Turnschuhe mit einem „T“ an der Seite und auf der Lasche vor, die für 399 Dollar verkauft werden.
Was Wohnimmobilien betrifft, sind Verbindungen zu Trump zumindest in seiner Geburtsstadt New York problematisch geworden. Sein Name wurde in den vergangenen Jahren von mehreren Appartementgebäuden in der Stadt entfernt. Die Zeitung „New York Times“ berichtete kürzlich von einer Analyse des Immobilienportals „City Realty“, wonach die Quadratmeterpreise von Eigentumswohnungen in den sieben Gebäuden, die bis heute Trumps Namen tragen, zwischen 2013 und 2023 um 23 Prozent gesunken seien. Im Gesamtmarkt habe es dagegen einen Zuwachs um 8 Prozent gegeben. Auch der Wert der Wohnungen in Gebäuden, die Trumps Namen von ihren Fassaden abmontiert haben, sei gestiegen.
Weil Trumps Vermögen zum großen Teil in Immobilien gebunden ist, ist es nicht sonderlich liquide. Das brachte ihn im Zusammenhang mit dem Betrugsprozess in eine heikle Situation. Zeitweise sah es so aus, als müsse er eine Kaution von 464 Millionen Dollar hinterlegen, und es stand zur Debatte, ob einige seiner Vermögenswerte beschlagnahmt werden könnten. Die Lage hat sich mittlerweile etwas entschärft, weil die Kaution auf 175 Millionen Dollar reduziert wurde.
Trump hat aber allein die Aussicht auf eine mögliche Beschlagnahmung genutzt, um seine Anhänger um finanzielle Unterstützung zu bitten. In einem seiner Spendenaufrufe hieß es mit Blick auf die New Yorker Generalstaatsanwaltschaft: „Lasst eure dreckigen Hände vom Trump Tower.“