Traditionsunternehmen: Eigentümer stellt WMF neu hinaus

Das Geschäft mit Haushaltswaren in Deutschland läuft derzeit infolge der mauen Konjunktur schleppend. Gefragt seien jedoch Kaffeevollautomaten und Heißluftfritteusen, wie der neue Chef der Geschäftseinheit SEB WMF Consumer GmbH, Emmanuel Serot Almeras in Geislingen nahe Stuttgart mitteilte. Bei letztgenanntem Küchengerät sieht das Unternehmen noch viel Potential in Deutschland und verweist auf eine Statistik, wonach es hierzulande zehn solcher Geräte je 1000 Einwohner gibt und in Großbritannien 76.

Almeras hat seit Kurzem den Bereich Deutschland, Österreich und die Schweiz als „General Manager“ unter sich. Denn bei der Württembergischen Metallwarenfabrik stehen die Zeichen auf Umbruch. Nach mehr als vier Jahren an der Unternehmensspitze sowie als Vorstandsmitglied der börsennotierten Groupe SEB , des französischen Eigentümers, nahm Oliver Kastalio seinen Hut. Er polierte die Marke auf und richtete sie wieder zum Edelanbieter aus.

Mit dem Weggang des Managers ging auch eine Neuordnung einher. So gebe es seit wenigen Monaten fünf operative Gesellschaften nebeneinander, die direkt an die entsprechenden Bereiche der SEB angedockt sind, wie Almeras mitteilte. In seinem Bereich sind die Premiummarke WMF sowie Emsa, Krups, Moulinex, Rowenta, Tefal, Silit und Kaiser gebündelt.

Marktführer für Töpfe

WMF gehört seit dem Jahr 2016 dem französischen Unternehmen, auf der Welt führender Hersteller von Elektrokleingeräten und Haushaltswaren mit Hauptsitz im französischen Écully nahe Lyon. Almeras gibt die Marschrichtung folgendermaßen vor: Vor allem im Bereich Kaffeevollautomaten und Staubsauger wolle die Groupe SEB in den kommenden drei Jahren Marktanteile gewinnen – im Bereich Deutschland, Österreich und der Schweiz. Man habe die Marktführerschaft etwa im Bereich Töpfe, Pfannen oder Bügeleisen.

Dabei setzt das Unternehmen zugleich weiter auf eigene Läden. In den drei deutschsprachigen Ländern gibt es aktuell 160 davon. Die meisten sind Läden von WMF. Es gibt auch einige Tefal-Verkaufsstellen. Aber der französische Eigentümer will die bislang scharf getrennten Profile aufbrechen. So gibt es in Essen eine erste Hybridfiliale, bei der auch andere Marken des Konzerns zusammen angeboten werden. Zwei weitere sollen noch in diesem Jahr folgen.

Das Herz des Geschäfts

Das stationäre Geschäft habe eine große Bedeutung, sagte Almeras. Es sei das Herz des Geschäfts. Der Manager betonte zugleich, dass allerdings auch Verkäufe in Möbelhäusern, Elektromärkten oder über Händler im Internet von enormer Bedeutung seien. Zahlen zu WMF veröffentlicht der französische Eigentümer nicht.

Weltmarktführer ist das Unternehmen mit rund 2000 Beschäftigten am Standort in Geislingen im Bereich der professionellen Kaffeevollautomaten. Bei den privaten Nutzern, die erst seit 2022 bedient werden, setzt man auf eine Aufholjagd. Diese dürfte sich sicherlich über mehrere Jahre hinziehen, weil es dort schon etablierte Anbieter gibt.

WMF decke dabei das Premiumsegment mit einem Preis von 1000 Euro an aufwärts pro Gerät ab, sagt das Management. Für 60 Millionen Euro soll im chinesischen Shaoxing ein neues Werk zur Produktion von Kaffeevollautomaten entstehen, wie verlautete. Mitarbeiter der Geislinger Tochtergesellschaft WMF hatten sich in den letzten Monaten Sorgen um ihre Arbeitsplätze gemacht. Almeras versuchte zu beruhigen. In China werde für China produziert. Im Reich der Mitte machten je Monat 1000 neue Kaffeebars auf, sagte er. Der Bedarf dort sei riesig. Und da Grillen insgesamt immer beliebter wird, will WMF auch versuchen im Outdoor-Bereich künftig Fuß zu fassen.

„Toaster für 20 Euro kann man nicht in Europa produzieren“

Die Groupe SEB hat mehr als zehn Fabriken in Frankreich und fünf in Deutschland. Diese ermöglichten es, die Geschicke des Unternehmens selbst zu lenken. Das Management betonte, dass es keine Pläne zur Verlagerung der Produktion aus Europa gebe. Aber: „Einen Toaster für 20 Euro kann man nicht in Europa produzieren.“

Die Wurzeln von WMF liegen in der im Jahr 1853 gegründeten Metallwarenfabrik Straub & Schweizer in Geislingen. 1880 entstand per Fusion die Württembergische Metallwarenfabrik. Der französische Eigentümer hat inzwischen unter seinem Dach insgesamt 60 Marken auf der Welt vereint. Im ersten Quartal legte der Hersteller für Elektrokleingeräte auf der Welt beim Umsatz um 3,9 Prozent auf 1,89 Milliarden Euro zu. In der Vergangenheit wurde das Werk im tschechischen Domažlice massiv ausgebaut. In der Produktionsstätte nahe der bayerischen Grenze werden für WMF und andere Marken der ­Groupe SEB Bauteile gefertigt, die sich in Hochlohnländern nicht wirtschaftlich produzieren lassen.