Thomas Gottschalk: Heiße Luftmaschen
Ein Mann betritt die Bühne und hält eine wirre, ich-bezogene, einfältige Rede, die von seinem Publikum in ungläubigem Staunen und klammer Fremdscham erduldet wird. So etwas kann vorkommen.
Am Donnerstag geschah es bei der Bambi-Gala in München. Der legendäre deutsche Showmaster Thomas Gottschalk stand versonnen und desorientiert im Scheinwerferlicht und stammelte lobende Worte über die Sängerin, Schauspielerin und Wohltäterin Cher.
Es war ein Auftritt von geradezu perlender Peinlichkeit. Gottschalk beleidigte alle Frauen im Saal (darunter seine eigene), indem er konstatierte, dass Cher die einzige Frau sei, die er je ernst genommen habe. Er verwechselte ein Cher-Double mit der echten Künstlerin. Er versuchte sich als Dichter („Cher, Cher, nichts ist so schwer wie Cher“). Er redete vor allem über sich selbst („Ich bin ja eigentlich aus der Abteilung stille Legenden“). Er verwickelte Cher in ein Späßchen über die Brandkatastrophe in Kalifornien: „Ich habe auch einen (Bambi) für mein Leben bekommen, aber er ist in meinem Haus in Malibu geschmolzen. Sollte auch dein Haus in Malibu geschmolzen sein, hättest du dafür einen Ersatz.“ Er stand ihr so sehr im Weg, dass man Cher kaum sah. Er begann ein nostalgisches Gespräch mit dem Vorredner Hannes Jaenicke: „Hannes, schön, dass du da bist. Hanna, Hannes. Ich habe dir mal ein Motorrad verkauft. Weißt du noch?“