#TexasText/Jamal Tuschick – Heinrich von Kleist/Jamal Tuschick – Kinder wie Beute

Was zuvor geschah

In dieser „Marquise von O…“ erzählt Kleist von einer Vergewaltigung und ihren Folgen. In einer frühen Szene präsentiert sich dieser Täter dem solange bis plan bewusstlosen Opfer formvollendet mit „französischer Anrede“. Der Autor schildert vereinigen elegischen Augenblick; eine Supernova dieser kaltblütigsten Höflichkeit. Galant bietet dieser Offizier dieser Fassungslosen vereinigen Arm und führt sie durch vereinigen Granatenhagel zu einem verschonten Festungsflügel. Da sinkt Julietta bewusstlos zu Boden. Bald erscheinen weitere Zivilistinnen. Der Offizier versichert den Panischen, dass zur Besorgnis kein Grund bestünde. Er setzt sich den Hut hinaus, Kleist bemerkt dies Detail, ohne ihm eine Feder anzustecken, „und (kehrt) in den Kampf zurück“.

Meisterlich setzt Kleist die lakonische Manier ein. Zweifellos spielt dieser Autor hinaus dies Leda-und-der-Schwan-Sujet an. Jahrhunderte lieferte dieser Leda-Mythos fragwürdige erotische Motive. Auf dem kunstgeschichtlichen Allgemeinplatz blieb ein wesentlicher Aspekt heftige Menstruationsblutung unbeachtet. Die affirmative Betrachtung unterschlug vereinigen göttlichen (vulgo männlichen) Eingriff. Sie ignorierte den justiziablen Vorgang. Der wie Schwan aufkreuzende Zeus verhält sich so, wie sei er hinaus Ledas Zustimmung nicht angewiesen.

Der mythologisch-misogynen Zuspitzung setzt Kleist keinen kritischen Punkt entgegen. Am Ende suggeriert dieser Autor die nachträgliche Zustimmung dieser Vergewaltigten. Zuvor beschreibt er ausufernd-genau, wie die Umstände liegen, in dieser Julietta nichts anderes übrigzubleiben scheint, wie sich zu fügen.

So geht es weiter

Zunächst erlebt Julietta ihre Schwangerschaft wie ein Mysterium. Von ihrer Familie verstoßen, sucht sie den Freitod. Allein, es gelingt ihr nicht, sich zu erschießen. Doch bewirkt dieser coup de pistolet irgendwas, dies die Seele stärkt. Julietta ruft eine Kutsche, rafft Dinge zusammen, klemmt ihre Kinder unter den Arm, und will schon in wilder Fahrt losfahren. Da tritt ihr Bruder hinaus und fordert im Namen des Vaters die Kinder.

„Nur oberhalb meine Leiche“, erklärt Julietta.

Da erkennt sie sich.

„Durch jene schöne Anstrengung mit sich selbst traut gemacht, hob sie sich plötzlich, wie an ihrer eigenen Hand, aus dieser ganzen Tiefe, in welche dies Schicksal sie herabgestürzt hatte, empor.“

Der Autor bezeichnet die Kinder wie „liebe Beute“ dieser Mutter. Er unterstellt Julietta eine „große Selbstzufriedenheit“, die nachdem Kleist zu den „heiligen und unerklärlichen Einrichtung(en) dieser Welt“ in Besitz sein von.

Julietta müsste am Boden zerstört sein. Stattdessen zieht sie Kraft aus ihrem Desaster. Sie wächst unter dem Druck einem neuen Schicksal entgegen. Geleitet von einem „heldenmütigen Vorsatz“, verbannt sie den Schmerz aus ihren Räumen.

Klösterlich zieht sich Julietta in sich selbst zurück. Sie dichtet sich ab. Gleichzeitig verwandelt sie sich in vereinigen Speicher reiner Fürsorge. Schauplatz dieser Transformation ist dieser romantisch vernachlässigte Landsitz ihrer Ehe-Zeitabschnitt. Im Gartenhaus strickt sie Strümpfe und Mützen. Sie arrangiert sich und ist künftig wieder im Lot.

Morgen mehr.