Teilnahme Israels ungeschützt: Neue Regeln beim Eurovision Song Contest 2026

Alle Jahre wieder gibt es neue Abstimmungsregeln beim Eurovision Song Contest (ESC). Auch 2026 ändert die Europäische Rundfunkunion (EBU) die Richtlinien für den größten Musikwettbewerb der Welt. Angesichts des erbitterten Streits um die Teilnahme Israels soll das Vertrauen in den ESC wieder gestärkt werden. „Die Neutralität und Integrität des Eurovision Song Contest ist für die EBU, ihre Mitglieder und unser gesamtes Publikum von größter Bedeutung“, sagte ESC-Direktor Martin Green. „Es ist unerlässlich, dass die Fairness des Wettbewerbs stets gewahrt bleibt.“

Damit spielt Green auf den Auftritt der israelischen Sängerin Yuval Raphael beim ESC in Basel im vergangenen Mai an. Raphael gewann das Publikumsvoting, landete im Juryvoting aber nur auf Platz 15. Die Gesamtwertung brachte der Sängerin, die den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 überlebte, den zweiten Platz ein. Im Nachgang wurden Vorwürfe laut, Israel habe die Abstimmung mit gezielten ­Werbemaßnahmen beeinflusst. Bei ihrem Auftritt wiederum war Raphael massiven antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt.

Das Publikum bekommt weniger, die Jury wieder mehr Einfluss

„Der Wettbewerb sollte ein neutraler Raum bleiben und darf nicht instrumentalisiert werden“, sagte Green. Geplant ist eine strengere Kontrolle der Werbung für die teilnehmenden Künstler. Staatlich finanzierte Werbekampagnen sollten unterlassen werden. Auch die Regeln für Liedtexte und Bühneninszenierungen würden restriktiver ausgelegt, um Manipulation zu verhindern.

Die EBU will zudem die Zahl der Publikumsstimmen reduzieren: Statt 20 Mal können die Zuschauer nur noch zehn Mal pro Person abstimmen. Ab dem Halbfinale fließen die Stimmen der Jury wieder in die Wertung mit ein, ,,um nicht nur beliebte, sondern auch künstlerisch anspruchsvolle Beiträge zu berücksichtigen“. Beim ESC 2023 war das Juryvoting im Halbfinale abgeschafft worden, seitdem entschieden die Zuschauer über die Finalteilnehmer. Die Jury- und Zuschauerstimmen sollen weiter zu gleichen Teilen in die Gesamtwertung einfließen, künftig mit sieben statt fünf Jurymitgliedern pro Land.

Merz hat sich gegen einen Boykott Israels ausgesprochen

Technisch soll ebenfalls nachgebessert werden, um Betrug bei der Abstimmung zu verhindern. „Diese Maßnahmen sollten dafür sorgen, dass der Fokus dort bleibt, wo er hingehört: auf Musik, Kreativität und Verbundenheit.“

Mehrere Länder, darunter Irland, Belgien, Spanien und die Niederlande, haben gedroht, den ESC bei einer Teilnahme Israels zu boykottieren – wegen Israels Vorgehen in Gaza. Bundeskanzler Merz und Bundesbildungsministerin Prien (beide CDU) haben sich gegen einen Boykott Israels ausgesprochen und die Absage der deutschen Teilnahme gefordert, sollte Israel ausgeschlossen werden. Die am Wettbewerb beteiligte ARD hält sich bedeckt.

Nach dem Sieg des österreichischen Countertenors JJ in diesem Jahr findet der ESC 2026 in Wien statt. Als Überraschungsgast wird Kanada gehandelt. Zu seinem angedrohten Boykott will sich Spanien am Donnerstag äußern.

Source: faz.net