Tarifkonflikt c/o Lufthansa: Piloten ohne Maß

Viele Menschen blicken sorgenvoll darauf, wie viel Geld sie eines Tages im Ruhestand aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhalten werden. Piloten der Lufthansa -Kernmarke betrifft das weniger. In ihren Kreisen gilt die betriebliche Altersvorsorge als das zentrale Einnahmeinstrument im Alter. Und das liegt nicht nur daran, dass die Gehälter langjähriger Piloten ohnehin so hoch sind, dass sie die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung übersteigen, was bedeutet, dass Gehaltserhöhungen nicht mehr zu höheren gesetzlichen Renten führen können. Aus der betrieblichen Rente fließt sowieso eine höhere Summe.
Doch die ist den Piloten zuletzt offenbar nicht genug gestiegen. Denn die betriebliche Vorsorge ist 2017 von garantierten Auszahlungen auf garantierte Einzahlungen der Lufthansa umgestellt worden. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte eingewilligt. Nun wird zum Großthema, dass die Renditen des Anlagefonds niedriger als erwünscht geblieben sind. Die Forderung der Vereinigung Cockpit, für die sie sogar einen möglichen Streik zur Herbstferienzeit in den Blick nimmt: Lufthansa solle nun großzügiger einzahlen, idealerweise mehr als doppelt so viel wie bislang – obwohl die Kernmarke Lufthansa zuletzt defizitär flog.
Die Strategie der Gewerkschaft ist aus mehreren Gründen schwer nachvollziehbar und falsch. Ihr Verlangen wird nicht nur bei Passagieren auf Unverständnis stoßen. Den Reisenden sind frühere der bei Lufthansa keineswegs raren Tarifkonflikte in schlechter Erinnerung. Die Forderungen sind überdies geeignet, einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Andere Berufsgruppen erhalten sowohl während des Berufslebens als auch im Ruhestand weniger. Das gilt sogar für viele Piloten in der Lufthansa-Konzernwelt. Denn andere Marken bieten nicht das Privileg einer opulenten betrieblichen Altersvorsorge. Die Piloten dort dürfen sich nun fragen, warum sich die Gewerkschaft ihres Berufsstands ausgerechnet für die Spitzenverdiener verausgabt.
Letztlich sägt die Vereinigung Cockpit an dem Ast, auf dem sie sitzt. Sie ist bei der Kernmarke Lufthansa besonders stark. Doch immer wieder die höchsten Forderungen dort zu platzieren, hat lediglich dazu geführt, dass das Management Wachstumspläne in andere Konzernteile verschiebt. Bei der jungen Discover Airlines fliegen Piloten schon unter einem mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi vereinbarten Tarif.