Sudan: RSF-Miliz bestreitet Massaker in sudanesischer Geburtsklinik
Die Miliz RSF („Rapid Support Forces“) hat die Tötung Hunderter Menschen
in einer Geburtsklinik im Sudan bestritten. Entsprechende Berichte seien
Erfindungen ihrer Feinde, die daraus politisches Kapital schlagen
wollten, behauptete die Miliz. Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte ebenfalls mit, sie habe
den Angriff anhand von Augenzeugenberichten, Regierungsangaben
sowie Fotos und Videos verifiziert. Demnach seien in der Klinik in
Al-Faschir mehr als 460 Menschen getötet worden. Bei den
Toten handele es sich mutmaßlich um Patientinnen und deren Begleiter,
teilte die WHO mit.
Nach Angaben der sudanesischen Ärztegewerkschaft wurden in den ersten
Stunden nach dem Einmarsch der Miliz schätzungsweise 2.000 Zivilistinnen
und Zivilisten getötet. Die Gewerkschaft warf den RSF
vor, ethnisch motivierte Massaker zu verüben. Expertinnen und Experten der US-Universität Yale dokumentierten unter anderem auf der Grundlage von
Satellitenbildern Hinweise auf Massentötungen. Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur AP,
dass RSF-Kämpfer auch von Haus zu Haus gegangen seien und Menschen,
darunter Frauen und Kinder, geschlagen und auf sie geschossen hätten.
Die Angaben lassen sich
nicht unabhängig prüfen. Die unterbrochenen Kommunikationswege um Al-Faschir erschwerten eine
Einschätzung der Lage. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen äußerte in einer Erklärung seine
tiefe Besorgnis „über das erhöhte Risiko groß angelegter Gräueltaten,
einschließlich ethnisch motivierter Gräueltaten„.
Bisher nur wenige Überlebende
Hilfsorganisationen befürchteten, dass es nur
wenige der Menschen geschafft haben, vor den paramilitärischen Kräften aus der
Region Darfur zu fliehen. Vergleichsweise
wenige Menschen erreichten zu Fuß die Ortschaft Tawila rund 60 Kilometer
westlich von Al-Faschir, die nicht unter der Kontrolle der Miliz steht. „Die Zahl der Menschen, die es nach Tawila
geschafft haben, ist sehr gering, und das sollte uns alle beunruhigen“,
sagte Mathilde Vu vom norwegischen Flüchtlingsrat, die das Lager für
Vertriebene in Tawila verwaltet. „Wo sind die anderen? Das verdeutlicht
das Grauen dieser Reise.“ Hunderte sollen bei dem
Angriff der RSF und auf der Flucht getötet worden sein. Augenzeugen berichteten von Drohnenangriffen und Beschuss und dass sie in Tawila weder Nahrung noch Unterkunft finden würden.
Das Internationale Rettungskomitee warnte,
Hunderttausende Menschen in der Gegend von Al-Faschir seien „in großer
Gefahr“. Die in Tawila Ankommenden berichteten Helfern von willkürlichen
Tötungen durch RSF-Kräfte und Leichen auf den Straßen. IRC-Präsident
David Miliband forderte, alle Parteien müssten ihrer Verpflichtung
nachkommen, Zivilisten zu schützen. „Die Welt kann angesichts eines
weiteren Kapitels des Grauens in Darfur nicht wegschauen.“
Bereits vor 20 Jahren Massaker in Dafur
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF-Miliz
eskaliert. Einer der Hauptschauplätze des Krieges ist die
Darfur-Region. Die dort gelegene Stadt Al-Faschir war monatelang
umkämpft.
Bereits Anfang der 2000er Jahre hatten arabische Milizen, aus denen später die RSF
hervorgingen, in Darfur Massaker an der schwarzen, nicht arabischen Bevölkerung verübt. Schätzungen zufolge kamen damals rund 300.000
Menschen ums Leben, sie wurden getötet oder starben an Hunger und
Krankheiten.