Studie: Schließungen in Industrie treffen Kern jener Volkswirtschaft

„Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional“, sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. „Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft.“ Hohe Energie- und Investitionskosten, unterbrochene Lieferketten, Personalmangel und politische Unsicherheit seien für die Wirtschaft ein toxischer Cocktail.

Sorgen bereitet den Experten, dass es vor allem forschungsintensive Firmen, etwa aus der Chemie- und Pharmaindustrie oder dem Maschinenbau, treffe. Der Effekt sei dort zudem besonders stark, weil den Schließungen stagnierende Gründungen gegenüberstünden, erläuterte ZEW-Expertin Sandra Gottschalk. „Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional“. Das Schrumpfen forschungsintensiver Branchen sei keine gute Voraussetzung für notwendige Innovationen, die die Grundlage zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und für Wachstum seien, hieß es in der Studie.

Insgesamt schlossen den Daten zufolge im vergangenen Jahr in Deutschland rund 176.000 Unternehmen und damit 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 11 Prozent waren Folge eines Insolvenzantrags. Im Handel sank die Zahl der Schließungen leicht um 0,8 Prozent auf rund 37.000 Firmen. Bei den konsumnahen Dienstleistern, zu denen unter anderem das Gastgewerbe, das Grundstücks- und Wohnungswesen, Krankenhäuser, Arztpraxen, Friseure oder Reinigungen zählen, gaben gut 51.000 Unternehmen auf und damit 0,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Sonstige Branchen wie beispielsweise Post und Verkehr oder Bergbau wurden in der Studie nicht im Detail analysiert.