Strategie: H&M Group kauft pro 91 Mio. Euro Aktien zurück

H&M ist die mit Abstand wichtigste Marke der H&M Group.

Seit geraumer Zeit wird über den möglichen Rückkauf der H&M Group durch die Gründerfamilie Persson spekuliert. Jetzt kündigt der Konzern ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm an. Ist das ein weiterer Schritt in Richtung Delisting?

Der Verwaltungsrat von H&M hat beschlossen, die bei der ordentlichen Hauptversammlung 2025 erteilte Genehmigung zu nutzen, um eigene Stammaktien der Klasse B zurückzukaufen. Der Rückkauf soll einen Höchstbetrag von 1 Mrd. Kronen (90,7 Mio. Euro) umfassen. Der Zeitpunkt für den Beginn ist auf den 21. November 2025 angesetzt; maximal läuft das Programm bis zum 28. Januar 2026.

Die Käufe werden gemäß der EU-Marktmissbrauchsverordnung (MAR) sowie der delegierten Verordnung (EU) 2016/1052 („Safe Harbour“) durchgeführt. Eine externe Investmentfirma oder Kreditinstitution wird die Erwerbsentscheidungen zeitlich unabhängig von H&M treffen.

Zielsetzung und Auswirkungen

H&M erklärt, dass der Rückkauf überschüssige Liquidität an die Anteilseigner zurückführen und zugleich die Kapitalstruktur ändern soll. In diesem Zusammenhang plant der Aufsichtsrat, der Hauptversammlung 2026 vorzuschlagen, die erworbenen Aktien zu löschen. Zusätzlich ist vorgesehen, eine entsprechende Bonusaktienemission durchzuführen, um die Höhe des Aktienkapitals wiederherzustellen.

Die Rückkäufe erfolgen über die Börse Nasdaq Stockholm, wobei der Kaufpreis innerhalb der jeweils gültigen Spanne (Spread) zwischen dem höchsten Kaufkurs und dem niedrigsten Verkaufskurs liegen muss. Zudem darf H&M gemäß schwedischem Gesellschaftsrecht maximal so viele eigene Aktien erwerben, dass der Anteil eigener Aktien nicht über 10% der Gesamtaktien liegt.

Aktienstruktur und Marktimplikationen

Zum Stichtag 21. November 2025 weist H&M eine Gesamtanzahl von 1.604.491.375 Aktien aus, davon 194.400.000 der Klasse A und 1.410.091.375 der Klasse B. Ausstehend sind demnach ohne eigene Aktien 1.603.391.375 Aktien. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe hielt H&M 1.100.000 eigene Aktien, die im Zeitraum 26. Juni bis 17. Juli 2025 erworben worden waren, um Verpflichtungen aus dem langfristigen Incentive-Programm (LTIP) zu erfüllen.

Für Marktteilnehmer ist insbesondere die Höhe von 1 Mrd. Kronen zu interpretieren: Sie signalisiert, dass H&M derzeit über Liquidität verfügt, die über operative Erfordernisse hinausgeht, und dass das Unternehmen aktiv die Kapitalstruktur steuern möchte. Ob dies als Indiz für mangelnde Investitions­- und damit Wachstumsmöglichkeiten oder als strategischer Fokus auf Shareholder Value gewertet werden sollte, bleibt offen.

Spekulationen über Delisting

Der Aktienrückkauf dürfte auch die Spekulationen über eine komplette Wiederübernahme der Anteile durch die Gründerfamilie Persson anheizen. Die Familie um Senior-Chef Stefan Persson (78) hat ihre Anteile zuletzt deutlich aufgestockt und hält 65,4% aller Aktien und 83,4% der Stimmrechtsanteile. Insider behaupten, dass weitere Familienteile weitere Anteile aufgekauft haben und es den Plan gebe, H&M von der Börse zu nehmen. Das Unternehmen selbst hat dazu bislang stets geschwiegen.

Tatsächlich könnte das Rückkaufprogramm in ein Delisting-Szenario passen. Bei einem Börsenrückzug muss der Mehrheitseigentümer ausreichend Aktien einsammeln, um ein Pflichtangebot abgeben zu können. Wenn das Unternehmen selbst eigene Aktien zurückkauft und später einzieht, sinkt der Streubesitz – und damit steigt der Stimmrechtsanteil der Persson-Familie automatisch, ohne dass sie einen Krona investieren muss. Ein Delisting ist finanziell einfacher, wenn das Unternehmen nicht über eine zu hohe Eigenkapitalbasis verfügt. Rückkäufe senken das Eigenkapital – genau das passiert hier. Je schlanker die Bilanz, desto leichter ist ein anschließender Buyout zu finanzieren.

Privatisierung würde zu den Perssons passen

Die Familie Persson hat historisch oft langfristig gedacht. Sie haben traditionell einen starken Einfluss auf die Strategie und zeigten in der Vergangenheit oft wenig Interesse an kurzfristiger Börsenlogik. Dass sie theoretisch eine „Privatisierung“ ins Auge fassen könnten, wäre damit im Rahmen ihres unternehmerischen Stils. 

Die Bewertung von H&M ist volatil. Wenn die Aktie aus Firmensicht zu niedrig bewertet ist, könnte ein Delisting für die Eigentümer besonders attraktiv sein – Rückkäufe wären dann ein eleganter Einstieg in die Vorbereitung.

Trotz allem bleibt es bei Spekulationen, zumal Aktien-Rückkäufe durchaus branchenüblich sind. Viele Unternehmen steuern ihre Kapitalstruktur über Rückkäufe. Das allein beweist noch gar nichts. Allerdings: Wenn die Aktie weiter niedrig bewertet bleibt und die Familie Persson ihre Anteile nochmals erhöht – dann würde aus Spekulation allmählich ein ernstzunehmendes Szenario.

Über H&M

H&M wurde 1947 in Schweden gegründet und ist an der Nasdaq Stockholm notiert. Das Unternehmen verfolgt nach eigenen Angaben die Geschäfts­idee, Mode und Qualität zu attraktivem Preis in nachhaltiger Weise anzubieten. Zum Konzern zählen Marken wie H&M (inklusive H&M Home, H&M Move und H&M Beauty), Cos, Weekday (inklusive Cheap Monday und Monki), & Other Stories, Arket, Singular Society sowie Sellpy.